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Die eisblaue Spur

Die eisblaue Spur

Titel: Die eisblaue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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Tote.« Dóra lehnte sich
zufrieden im Stuhl zurück. 
    »Ich würde diese
Knochen gut untersuchen. Ich bin mir nämlich sicher, dass
diese Frau umgebracht wurde, genau wie Oddný Hildur. Und die
Dorfbewohner sind dafür verantwortlich, das habe ich immer
gewusst.« Friðrikka wich dem Blick des Polizisten aus,
während sie sprach – vielleicht, weil er
Grönländer war.
    »Wir haben schon
angefangen, die Leute aus der Nachbarschaft zu verhören, vor
allem diejenigen, die mit diesem Ingenieur namens Arnar Kontakt
hatten. Warten wir mal ab, was dabei herauskommt. Wir werden den
Schuldigen schon finden. Vielleicht hat jemand die Leichen auch nur
von einem Ort zum anderen transportiert.«
    »Und sie zerteilt«,
fügte Matthias hinzu. »Jemand muss das gemacht haben,
und es ist ja wohl klar, dass es keiner von uns
war.«
    Der Polizeibeamte zuckte mit den
Achseln. »Das klärt sich alles. Wir haben viele
Indizien, auch durch Ihre Hilfe.« Er klatschte in die
Hände und versuchte, ein freundliches Lächeln
aufzusetzen, das jedoch eher einem Erschöpfungskrampf glich.
»Ich lasse mehr Matratzen herbringen. Sie können
entscheiden, ob Sie alle im Konferenzraum schlafen oder sich lieber
verteilen möchten. Wenn Sie noch etwas zu essen und zu trinken
haben möchten, sollten Sie es am besten jetzt sagen. Einer
meiner Männer wird in der Nacht Wache halten und Ihnen helfen,
falls etwas passiert.«
    »Was sollte denn
passieren?« Wie üblich brauchte es nicht viel, um
Friðrikka aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie würde sich
vor dem Einschlafen bestimmt den Kopf darüber zerbrechen,
wovon leider keiner der Anwesenden verschont bliebe.
    Geduldig versuchte der Beamte,
sie zu beruhigen. »Es passiert bestimmt nichts, aber für
den unwahrscheinlichen Fall, dass doch etwas passiert, hält
jemand Wache.«
    »Wollen Sie etwa andeuten,
dass der Täter zurückkommen könnte?«
Friðrikka schlug sich die Hand vor die Brust und starrte den
Polizisten entsetzt an.
    »Jetzt halt doch endlich
mal den Mund«, zischte Eyjólfur. Ob wegen dieses
Befehls oder wegen des erschöpften Blicks des Polizisten
– jedenfalls verstummte die Geologin und wischte sich die
Tränen ab.
    Als Dóra endlich
einschlief, weinte die Frau schon wieder, aber ihr leises
Schluchzen wirkte einschläfernd. Dóra und Matthias
waren dazu verdonnert worden, gemeinsam mit Friðrikka im Archiv
am hinteren Ende des Flurs zu schlafen. Keiner hielt es für
ratsam, dass Eyjólfur und Friðrikka die Nacht im selben
Zimmer verbrachten.
    Als kurz darauf Autolärm
und grelles Flutlicht ins Zimmer drangen, war Matthias noch wach.
Von Friðrikkas Lager hörte man nur noch tiefe
Atemzüge. Matthias traute sich nicht, Dóra zu wecken.
Deshalb war er der Einzige, der sah, wie die Polizisten den Sohn
des Jägers aus dem Auto zerrten und in den Wohntrakt
brachten.

32.
Kapitel
    24. März 2008
    »Wird's denn hier nie
hell?« Eyjólfur schaute wieder einmal zum Fenster.
Keiner hatte einen Wecker gebraucht, um wach zu werden. Alle
sehnten sich nach der Abreise. Dóra, Matthias und
Friðrikka warteten zusammen mit den anderen im Konferenzraum
auf den Sonnenaufgang. Ein Polizist brachte ihnen ein Tablett mit
Brot, Joghurt und einer Kanne Kaffee, die in Sekundenschnelle leer
war. Als alles aufgegessen war, warteten sie weiter und fragten
abwechselnd, wie spät es sei.
    »Jetzt geht es gleich
los.« Alvar machte ein glückliches Gesicht,
wahrscheinlich dachte er an ein Bier im Flughafen von Kulusuk.
»Der Himmel sieht schon ganz anders aus.«
    Bella gähnte. »Es ist
noch genauso dunkel wie vorher. Vielleicht ist die Zeit
stehengeblieben.«
    »So ein Quatsch. Du
solltest mal deine Augen überprüfen lassen, wenn du den
Unterschied nicht siehst«, stieß Alvar hervor, drehte
sich wieder um und starrte weiter in den Himmel. Er hatte recht
– es wurde allmählich heller. 
    Friðrikka beteiligte sich
nicht an dem Gespräch, aber es ging ihr viel besser als am
Abend zuvor. Sie war zwar nicht gerade zu Scherzen aufgelegt, aber
viel ruhiger. Dem Weinen wurde ja eine reinigende Wirkung
zugesprochen, zumindest schien es Friðrikka gut getan zu haben.
»Ich kann es nicht fassen, dass wir endlich nach Hause
fahren.« Sie sah Dóra an, die sich zu ihr
hinübergebeugt hatte. »Ich habe nur bis heute für
meine Katze vorgesorgt. Ich konnte meine Nachbarn ja nicht anrufen.
Wenn wir noch länger hierbleiben müssten, hätte ich
wirklich ein Problem.« Sie machte ein betretenes Gesicht.
»Ich weiß, dass

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