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Die eisblaue Spur

Die eisblaue Spur

Titel: Die eisblaue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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eine hungrige Katze im Vergleich mit
dem, was wir hier erlebt haben, keine große Sache ist, aber
Sorgen mache ich mir trotzdem.«
    »Das ist doch ganz
normal.« Dóra lächelte ihr aufmunternd zu. Sie
hatte befürchtet, neben der heulenden Frau im Flugzeug sitzen
zu müssen, aber diese Sorge schien unbegründet.
»Man muss nicht immer alles mit dem Schlimmsten vergleichen.
Deine Katze freut sich bestimmt, wenn du wieder da bist.«
Dóra verkniff es sich, über ihre Kinder zu sprechen,
die ihre Mutter hoffentlich auch ein wenig vermissten.
    »Ich bin auch heilfroh,
wenn ich wieder zu Hause bin. Ich gehe sofort in die Stadt und
besaufe mich tierisch.« Eyjólfur hörte auf, an
seiner Nagelhaut herumzuknabbern. »Aber erst werde ich zwei
Stunden lang duschen.«
    Obwohl Dóra ihn auf
gewisse Weise beneidete, war die Phase in ihrem Leben, als sie sich
in der Stadt tierisch besoffen hatte, glücklicherweise vorbei.
Sie wollte nur zu ihren Kindern und ihrem Enkel und hätte
nichts gegen eine anschließende zweistündige Dusche
einzuwenden gehabt. Mit Matthias und ohne Alkoholeinfluss. Aber bis
dahin musste sie noch durchhalten. Es war von vornherein
unrealistisch gewesen, die drei verschollenen Mitarbeiter irgendwo
unversehrt in einem Iglu zu finden, in Erwartung ihrer Retter.
Friðrikka war wohl die Einzige, die an so etwas geglaubt hatte.
Aber die Reise war auch nicht völlig zwecklos gewesen. Was die
Bank betraf, war Dóra eigentlich ganz zufrieden: Die
Tatsache, dass Bergtækni offenbar nicht für den
schrecklichen Tod der drei Mitarbeiter verantwortlich war, bildete
eine gute Voraussetzung für die Gespräche mit Arctic
Mining. Dóra hatte bereits begonnen, einen Bericht für
die Bank zu schreiben, aber es fiel ihr schwer, die absurden
Ereignisse der letzten Tage in Worte zu fassen.
    »Der Pilot ist
rausgekommen!«, sagte Alvar aufgeregt. »Es kann nicht
mehr lange dauern.«
    Dóra speicherte die Datei
und klappte ihren Laptop zu. Sie würde den Bericht jetzt
ohnehin nicht zu Ende schreiben können. Matthias hatte ihr von
Naruanas nächtlicher Verhaftung erzählt. Sein Anteil an
dem Verbrechen musste noch geklärt werden, und Dóra tat
seine arme Lebensgefährtin leid. Das Verhältnis der
beiden hatte einen krankhaften Eindruck gemacht, aber
nichtsdestotrotz musste es schrecklich sein, mit ansehen zu
müssen, wie der Mann, mit dem man zusammenlebte, in
Handschellen abgeführt wurde. Die Polizei hatte Usinnas
Bücher und Unterlagen an sich genommen, und Dóra
hoffte, dass Oqqapia wegen der verspäteten Rückgabe nicht
in Schwierigkeiten geriet.
    Eyjólfur hatte sich
aufgerafft, stand neben Alvar und beobachtete den Piloten.
»Worauf warten wir denn noch? Lasst uns
rausgehen.«
    »Sie werden uns schon
abholen«, sagte Matthias. »Sie müssen noch den
Hubschrauber beladen. Es ist doch Quatsch, so lange in der
Kälte zu stehen.«
    »Nehmen wir Oddný
Hildurs Leiche mit?«, fragte Friðrikka zaghaft.
»Sie muss doch nach Hause.«
    »Heute bestimmt nicht,
aber sie wird bald nach Island gebracht. Vorher muss noch das eine
oder andere geklärt werden.« Dóra vermied das
Wort Obduktion, um sie nicht unnötig aufzuwühlen.
»Dasselbe gilt für Bjarki und Halldór.
Anschließend werden sie nach Hause gebracht und dort
beigesetzt. Du hast ja gehört, was der Polizist über die
Knochen gesagt hat, sie werden den Angehörigen so schnell wie
möglich übergeben. So ist es auch mit Oddný Hildur
und den beiden Männern.«
    Es klopfte an der Tür, und
der junge Polizist, der in der Nacht Wache gehalten hatte, schaute
herein. »Sie können sich bereitmachen. Der Hubschrauber
soll in einer guten halben Stunde abfliegen.«
    Das ließen sie sich nicht
zweimal sagen und gingen hinaus zum Hubschrauber. Dort wurde
bereits ihr Gepäck eingeladen, und als Dóras Koffer
ziemlich unsanft im Gepäckraum landete, wurde sie von einer
unbeschreiblichen Vorfreude gepackt. Matthias half ihr, in den
Hubschrauber zu klettern, und kurz darauf saßen alle
angeschnallt auf ihren Plätzen. Danach mussten sie allerdings
noch eine Weile warten. »Sag bloß nicht, es ist was
passiert«, murmelte Eyjólfur und reckte sich zum
Fenster. »Wenn dieser Hubschrauber nicht gleich losfliegt,
flippe ich aus.«
    Im selben Moment sahen sie den
Grund für die Verspätung. In der Tür zum Wohntrakt
erschienen zwei Polizisten und zerrten den Sohn des Jägers
heraus. Naruana trug Handschellen und ging vornübergebeugt, so
dass sein Gesicht nicht zu erkennen war. Der

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