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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Unschuld riss Green Valley die Augen auf. »Ich bin doch kein Marine, Seijin Merlin! Ich bin Offizier der Imperial Army! Irgendwo hier liegt eine Bestallungsurkunde herum, mit der ich das sogar beweisen könnte. Also woher sollte ein schlichter, ehrlicher, von Natur aus bescheidener Army-Offizier denn etwas über Marines und ihr völlig überhöhtes Selbstbild wissen?«
    »Das ist ein ausgezeichnetes Argument!«, pflichtete Merlin ihm bei. »Ich weiß überhaupt nicht, was mich dazu gebracht hat, Ihnen eine solche Frage zu stellen.«
    »Das will ich doch wohl hoffen!«, gab Green Valley zurück, gespielt gestreng im Ton, während er nach der Weinflasche griff und Merlin nachschenkte.
    »Nun, um nun Ihre Frage zu beantworten«, und Merlin wurde ernst, »ist mein erster Eindruck alles in allem gut. Um ganz ehrlich zu sein: Ich war überrascht davon, wie gut aufgestellt die Chisholmian Army tatsächlich war und ist. Dabei hätte ich das aus der Rolle, die sie unter König Sailys und nach dessen Tod gespielt hat, durchaus schließen können. Immerhin verdankte Königin Sharleyan ihr Uberleben auch auf politischem Gebiet ihrer Armee. Zwei Drittel der Ressortoffiziere sind Veteranen aus Sailys' Feldzügen. Es ist ganz offenkundig, dass Eastshare - und auch Halbrook Hollow, wo wir gerade dabei sind - ausgezeichnete Arbeit geleistet haben, als es darum ging, diese Armee auszubilden und auszurüsten.«
    Nachdenklich nickte Green Valley.
    Merlin zuckte mit den Schultern. »Offensichtlich«, fuhr er fort, »waren sie weniger gut ausgerüstet als wir - aber schließlich gilt das für die Ausstattung einer jeden Armee, wenn wir einmal ehrlich sind. Und wie Sie zweifellos schon selbst bemerkt haben, sind die Formationen und der gesamte Drill, die sich auf bestimmte Taktiken beziehen, mittlerweile veraltet. Doch auch in dieser Hinsicht steht die Chisholmian Army kaum allein da. Angesichts der Waffen, die bisher zur Verfügung standen, habe ich den Eindruck, Eastshares Truppen könnten sich im Kampf Mann gegen Mann zumindest gegen jede Armee vom Festland behaupten - und dem Gegner dabei vermutlich noch ordentlich den Hintern versohlen. Außer Siddarmark, natürlich.«
    Nun war es an Green Valley, ein Schnauben auszustoßen. Die Republik Siddarmark war - mit gutem Grund - allgemein dafür bekannt, die effektivste Streitmacht in der Geschichte von ganz Safehold zu besitzen. Zumindest, was Gefechte auf dem Land betraf. Über eine Navy verfügte Siddarmark praktisch nicht, und die Royal Charisian Navy hatte auch schon vor Merlin Athrawes' Eintreffen in Tellesberg praktisch über sämtliche Meere von Safehold geherrscht. Aber wo immer eine siddarmarkianische Piken-Phalanx genug Platz fand, sich ordentlich aufzustellen, beherrschte sie das Gelände. Das erklärte auch die erfolgreiche, anhaltende Expansion der Republik, die ihren Einflussbereich seit mehr als einhundertundfünfzig Safehold-Jahren stetig nach Süden ausbreitete, in Richtung des Desnairianischen Reiches. Diese Expansion war erst zum Stillstand gekommen, als die Ritter der Tempel-Lande im Rahmen des Seidenstadt-Abkommens im Jahre 869 die Grenzen des Großherzogtums Silkiah garantiert hatten.
    Zumindest formal war Silkiah unabhängig, auch wenn der Großherzog des Landes Desnairia jährlich einen beachtlichen Tribut entrichtete. Auch an die Ritter der Tempel-Lande zahlte er jedes Jahr, selbst wenn diese Zahlung als ›Zehnter‹ bezeichnet wurde, den bis vor kurzem jeder Regent auf ganz Safehold zu entrichten hatte. Natürlich ging das Geld offiziell nicht an die ›Ritter der Tempel-Lande‹. Doch das lag nur daran, dass die Ritter der Tempel-Lande zufälligerweise allesamt dem Rat der Vikare der Kirche des Verheißenen angehörten. Diese doppelte Rolle, als weltlicher wie als geistliche Herrscher, verschaffte ihnen einen immensen Vorteil, und doch gingen damit auch gewisse Nachteile einher. Vor allem jetzt. Schon seit langer, langer Zeit machten sich die Ritter der Tempel-Lande ernstlich Sorgen wegen der überlegenen Armee Siddarmarks, die unmittelbar auf der anderen Seite der gemeinsamen Grenze stand. Im Laufe der Jahre hatten sie ihre Macht als Fürsten der Kirche dazu ausgenutzt, jeglichem Abenteurertum Einhalt zu gebieten, was die Nachfolge des Reichsverwesers der Republik betraf. Das Seidenstadt-Abkommen mochte das eklatanteste, aber bei weitem nicht das einzige Beispiel ihres Eingreifens in die weltliche Politik darstellen. Das war den Beziehungen der Kirche zur

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