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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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von zahlreichen Faktoren ab, die ich derzeit aus so weiter Ferne unmöglich angemessen abzuschätzen vermag. Da ich Euch leider keine Adresse nennen kann, an die Ihr eine Antwort senden könntet, besteht für Euch auch keinerlei Möglichkeit mich wissen zu lassen, welcher meiner Vorschläge Euch am ehesten gangbar erscheint - so dies denn überhaupt auf eine meiner Alternativen zutrifft.
    Daher habe ich mir weiterhin die Freiheit genommen, bereits einige Vorbereitungen zu treffen. Das Entscheidende hier ist, Eure Eminenz, dass Ihr Euch bei jeglichem Eurer Reisepläne, so eine Reise denn erfolgreich sein sollte, zu einem genau bestimmten Zeitpunkt an einem von drei Orten aufhalten müsst. Wenn Ihr eine Möglichkeit seht, zum vereinbarten Zeitpunkt einen dieser Orte aufzusuchen, so werdet Ihr dort zumindest einen Freund finden. Wie es danach weitergehen wird, vermag ich im Augenblick noch nicht einem Schriftstück anzuvertrauen. Hier können und müssen wir uns ganz in Gottes Hand begeben. Manche mögen der Ansicht sein, dieses Gottvertrauen sei vergebens angesichts der Finsternis, der Ihr derzeit gegenübersteht - was wohl für uns alle gilt. Doch trotz jener Finsternis harrt unser immer ein noch ungleich größeres Licht. Mit diesem Wissen in unseren Herzen, wie könnten wir nicht das Risiko eingehen, in dieser Welt etwas Kleines, Unbedeutendes zu verlieren, so das der Preis dafür ist, endlich an jenem Werk mitzutun, das Gott, wie wir wissen, für uns bereit hält?«
    Eine zweite oder dritte Seite des Briefes gab es nicht. Genauer gesagt: Es gab sie nicht mehr. Zumindest diesen Teil der Empfehlungen des geheimnisvollen Briefeschreibers hatte sich Cahnyr zu Herzen genommen. Doch die erste Seite hatte er behalten. Sie war sein Talisman. Nein, mehr als das: Dieses Blatt war eine stoffliche Verkörperung der Hoffnung. Der Hoffnung, dem wundersamsten und zerbrechlichsten aller Güter. Trotz bewusster Anstrengung, skeptisch zu bleiben, war Cahnyr bereit, an die Wahrhaftigkeit dieser Zeilen zu glauben. Dann aber gab es mit dem Verfasser dieser Zeilen in Gottes Welt immer noch zumindest einen Menschen, der bereit war, so zu handeln, wie Gott es von seinen Kindern verlangte. Das ließ hoffen, es gäbe noch mehr Menschen, die bereit wären, sich jener Aufgabe zu stellen - in dem Wissen, was Clyntahn und die verderbte Macht der Inquisition ihnen anzutun vermochten.
    Deswegen hatte der Erzbischof dieses Blatt Papier, beschrieben von unbekannter Hand, behalten. Deswegen trug er es in einer Tasche seiner Soutane, dicht am Herzen. Weil es ihm die Hoffnung zurückgab. Weil es ihm ins Gedächtnis zurückrief, dass das Licht mächtiger war als die Dunkelheit. Das Licht war mächtiger, weil es im Herzen der Menschen wohnte, in ihrer Seele und in der Bereitschaft, alles zu riskieren, um das Richtige zu tun.
    Und solange auch nur ein Funken dieser Bereitschaft noch brennt, und sei es auch nur in einem einzigen Herzen, solange dieser Funke auch nur eine einzige Seele erhellt, kann das Dunkel nicht gewinnen, dachte Zhasyn Cahnyr, während er diesen unschätzbar wertvollen Brief wieder zusammenfaltete und ihn beinahe schon ehrfürchtig in seine Tasche zurückschob, dicht am Herzen.

Februar,
    im Jahr Gottes 894

.I.
    Arbeitszimmer von Herzog Kholman, Stadt Iythria, Jahras-Golf Kaiserreich Desnairia
    »Verdammnis!«
    Daivyn Bairaht, seines Zeichens Herzog Kholman und Erster Ratgeber Kaiser Mahrys' IV. für Fragen der Kaiserlichen Desnairianischen Flotte, zerknüllte ein Blatt Papier in seiner Faust zu einem kleinen Ball und warf diesen in Richtung Papierkorb. Die aerodynamischen Eigenschaften des improvisierten Geschosses ließen zu wünschen übrig. Daher landete es auf dem Teppich des Arbeitszimmers, sprang noch zweimal weiter und verschwand schließlich unter einem Bücherregal.
    »Mist«, murmelte der Herzog angewidert. Er sackte in seinem Sessel hinter dem Schreibtisch zusammen und bedachte den Mann, der ihm auf der anderen Seite des Tisches gegenübersaß, mit einem finsteren Blick.
    Sein Gast - Sir Urwyn Hahltar, seines Zeichens Baron Jahras -, war der verkörperte Kontrast zu dem hochgewachsenen Kholman mit seinem silbernen Haar. Er war ein recht kleiner, stämmiger Mann, dessen braunes Haar an den Schläfen allmählich grau wurde. Statt des gepflegten Schnurrbartes, den der Herzog trug, hatte Hahltar einen Vollbart. Außerdem war er mehr als zehn Jahre jünger, und seine Haut war ungleich wettergegerbter.
    Er war der Admiral

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