Die Eiserne Festung - 7
Betriebsamkeit anging, seit die Kirche des Verheißenen dort Geld für den Neuaufbau von Werften ausgab. Erfahrene Schreiner, Schmiede, Seiler und Segelmacher waren in die Region gekommen, Holzfäller, Näherinnen und Schießpulverexperten. In den Gießereien wurden immer mehr Arbeiter gebraucht, und Farmer und Fischer sorgten dafür, dass es für sie alle auch genug zu essen gab. Die Einheimischen mochten ja nicht viel von den Ratgebern aus Harchong halten, die man zu ihnen geschickt hatte, damit sie ihnen (theoretisch zumindest) halfen. Doch sie alle hatten sich eifrig ans Werk begeben, angetrieben von einem Enthusiasmus, der fast zu gleichen Teilen von religiösem Eifer und der Möglichkeit angetrieben wurde, Geld zu verdienen.
Auch Kholman und Jahras hatten im Zuge dieser Neuentwicklungen den Wohlstand ihrer Familien beträchtlich mehren können. Natürlich war das eigentlich ein Standard-Vorrecht, das ihnen dank hoher Geburt und Amt zukam. Natürlich hatten sie bei den ersten Abschätzungen über die Kosten, die der Aufbau einer neuen Flotte verursachen würde, von vornherein auch ihren Anteil an Schmiergeldern berücksichtigt. Was den Bau der Schiffe betraf, lagen sie sogar ein wenig vor dem ursprünglichen Zeitplan. Dabei hatten sie ihren Etat noch nicht einmal ganz ausgeschöpft. Die metallverarbeitenden Betriebe vor Ort blühten regelrecht auf. Es war selbstredend kein Zufall, dass fast alle der mittlerweile deutlich vergrößerten Gießereien - und sämtliche der neuen Gießereien -, von denen die Werften in Iythria, Mahrosa und Khairman Keep beliefert wurden, im Herzogtum Kholman standen. Doch es gab tatsächlich einige gute logistische Gründe, die den natürlich viel wichtigeren Aspekt, nämlich Geld zu verdienen, noch unterstützten. Die Produktion stieg rasant an. Die Geschütze, die aus den Gießereien des Herzogtums stammten, mochten ja mehr als das Doppelte dessen kosten, was vergleichbare Kanonen aus charisianischen Gießereien gekostet hätten. Zudem war die Wahrscheinlichkeit, dass sie beim Abfeuern barsten, zwei- oder sogar dreimal so hoch wie bei den charisianischen. Aber die Kanonen wurden immer noch deutlich schneller gegossen und ausgebohrt als jegliche andere desnairianische Artillerie zuvor. Darüber hinaus wurden sie in Mengen geliefert, die beinahe schon ausreichten, die neu gebauten Schiffe zu bestücken, sobald diese aus den Werften kamen.
»Das können wir ihnen berichten, ja«, entschied der Herzog. »Und was das betrifft: Ob Seine Majestät das nun eingestehen mag oder nicht, er weiß, dass es seine Zeit dauert, so viele Schiffe zu bemannen und die Männer auszubilden. Aber er wird trotzdem eine Einschätzung hören wollen, wie lange es denn nun dauern wird. Ich glaube nicht, dass er sich noch länger mit Allgemeinplätzen zufrieden geben wird. Und selbst wenn Seine Majestät sich abspeisen ließe, wird Bischof-Vollstrecker Mhartyn verbindliche Aussagen verlangen.«
»Höchstwahrscheinlich, ja«, stimmte Jahras zu.
Einige Sekunden lang starrte der Baron nur eines der Gemälde an der Wand von Kholmans Arbeitszimmer an. Nachdenklich strich er sich den Bart. Dann zuckte er mit den Schultern und widmete seine Aufmerksamkeit wieder seinem Gastgeber.
»Meines Erachtens sollten wir dem Bischof-Vollstrecker klar machen, dass wir, ob das nun praktisch ist oder nicht, in diesem Jahr den Zehnten auf dem Landweg nach Zion schaffen müssen. Ich werde dir einen offiziellen Bericht abfassen, verbunden mit einer entsprechenden Empfehlung. Und dann sollten wir noch darauf hinweisen, dass wir gezwungen sind, die Schiffe schneller zu bauen und zu bewaffnen, als die Leute, die für das Ausheben der Mannschaften verantwortlich sind, sie bemannen können. Dann verbinde ich meine Empfehlung den Zehnten betreffend mit dem Hinweis, dass Wailahrs Niederlage die Erforderlichkeit längerer und intensiverer Ausbildung der Flotte nur unterstreiche. Aus diesem Grund schlage ich vor, die Männer, so sie hier eintreffen, gleich auf sämtliche Schiffe zu verteilen, die schon in Dienst gestellt werden können. Wir sollten wirklich nicht erst nur einen Teil vollständig bemannen.«
Kholman verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, nickte dann aber doch zustimmend. Wenn sie meldeten, eine gewisse, wenngleich beschränkte Anzahl von Galeonen sei bereits bemannt, passierte Bekanntes: Es baute sich unweigerlich Druck auf, sie auch einzusetzen. Das hatte zu dem katastrophalen Experiment geführt, das Wailahr gerade
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