Die Eiserne Festung - 7
so heftig um die Ohren geflogen war. Wo aber keine voll besetzten Schiffe waren, ergäbe sich erst gar keine Notwendigkeit, sie allein oder zu zweit aufs Meer hinauszuschicken - wo die Charisianer sie dann mit der gleichen Beiläufigkeit erledigten, mit der man an einer Zierpflanze frostgeschädigte Knospen abschnitt.
Wir können die Männer gleichmäßig auf so viele Schiffe aufteilen wie möglich und dabei Zahlen von Mannschaftsstärken vorlegen, die eindeutig belegen, dass wir jeden Mann nutzen, den man uns schickt, richtig! Dann ist es eindeutig nicht unsere Schuld, wenn die Männer, die wir haben, nicht ausreichen, um den Bedarf tatsächlich zu decken, so sehr wir uns auch bemühen mögen ...
»Also gut«, entschied er. »Das ergibt durchaus Sinn. Und wenn man einen konkreten Zeitplan von uns verlangt?«
»Dann weisen wir darauf hin, dass wir abwarten müssen, wie rasch man uns die noch benötigten Männer schickt«, gab Jahras sofort zurück. »Entspricht ja sogar der Wahrheit! Sag einfach, dass wir noch etwas Zeit bräuchten - wahrscheinlich noch mindestens einen Monat, oder so. Erst dann könnten wir realistisch abschätzen, wie lange es wohl dauern wird, die benötigten Schiffe vollständig zu bemannen. Was ja wieder davon abhängt, wie rasch man uns Matrosen liefert.
Dass wir noch Zeit brauchen, sie auch auszubilden, erklärt sich ja dann hoffentlich von selbst. Meines Erachtens wird das zumindest mehrere Monate in Anspruch nehmen - und wir haben schon Februar.« Wieder zuckte der Baron mit den Schultern. »Das heißt, vor August oder September kann die Flotte nicht einmal ansatzweise einsatzbereit sein. Und selbst dann - und das werde ich auch in meinem Bericht für dich erwähnen, natürlich ganz taktvoll - hat unsere Marine immer noch keinerlei nennenswerte Erfahrung. Also wäre es gänzlich unrealistisch, von den Schiffen zu erwarten, eine Schlacht siegreich zu beenden - es sei denn, wir wären beträchtlich in der Überzahl. Ganz offensichtlich ...«, seine Mundwinkel zuckten, deuteten ein schwaches Lächeln an, »... wäre es ratsam, Einsätze zu vermeiden, in denen wir den Charisianern ermöglichen, unsere Truppenstärke zu beschneiden, bis wir hinreichend Verstärkung herbeirufen können. Das erfordert, dass die Schiffsbauer in anderen Städten uns genug liefern, um die erforderliche zahlenmäßige Überlegenheit auch tatsächlich zu gewährleisten.«
»Natürlich«, stimmte Kholman zu.
August oder September, ja?, dachte er und verkniff sich selbst ein Lächeln. Also doch eher Oktober, wenn sich erst einmal die unausweichlichen - und gut erklärbaren - Verzögerungen einstellen, nicht war, Urwyn? Einen gewissen Zeitverlust können wir wahrscheinlich sehr glaubwürdig den Leuten zuschreiben, die es einfach nicht schaffen, uns genug Männer zu liefern. Vielleicht kommen wir so sogar bis in den November hinein ... und das ist zufälligerweise genau der Zeitraum, in dem die Hsing-Wu-Passage zufriert. Dann aber kann uns keines der Schiffe aus den anderen Städten überhaupt noch verstärken ... bis der Frühling kommt.
Eines war dem Herzog sofort klar gewesen: Die Ausdehnung des Zeitplans böte Jahras und ihm ganz nebenbei die Möglichkeit, weiteres Kapital der Kirche in die eigenen Taschen wandern zu lassen. Diese Überlegung lief wie ein Reflex bei ihm ab, den kein desnairianischer Adeliger hätte unterdrücken können. Jahras' Argument, übereilt zu handeln, bedeute gleichsam, der erste Schwimmer in einem Becken voller charisianischer Kraken zu sein: Die Navy, die man aufzubauen ihnen Pflicht gemacht hatte, würde von der einen in die nächste Katastrophe rutschen - schlecht für die Navy, schlecht für Jahras und ihn. Die deutlich bessere Strategie wäre, erst ins Becken zu springen, wenn die Kraken dort noch andere Opfer fänden und sich entsprechend aufteilten.
»Gut, mach nur, schreib diesen Bericht!«, wies Herzog Kholman seinen Admiral General an. »Wahrscheinlich wäre es sogar eine gute Idee, ihn zumindest teilweise zurückzudatieren. Wir haben ja wirklich schon eine ganze Zeit lang darüber nachgedacht. Also sollten wir das Seine Majestät auch wissen lassen.« Der Herzog lächelte dünn. »Wir dürfen ihn doch nicht den Schluss ziehen lassen, wir wollten nur unseren eigenen Hals retten - nach dem, was Wailahr da passiert ist, meine ich.«
.II.
Eissegler Hornisse , Pei-See die Tempel-Lande
Noch nie in seinem Leben hatte Graf Coris so gefroren. Nach den letzten Monaten seiner
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