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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und eine überraschend große Zahl Einheimischer hatte Beobachtungen gemeldet. Die meisten hatten eigentlich nur das ungestörte Gespräch mit dem Priester ihrer Gemeinde gesucht. Dank dieser Hinweise hatten Doyals Agenten schon mindestens ein Dutzend individueller Gruppen infiltriert - Zellen, so hatte Doyal sie genannt, und sie mit den einzelnen Zellen einer Honigwabe verglichen. Doch bislang befanden sich alle Zellen in der Gesamthierarchie des Widerstandes relativ weit unten. Eigentlich waren es meistens kaum mehr als Saufkumpane, die zu aggressivem Verhalten neigten. Doch einige von ihnen waren deutlich ... überlegter vorgegangen, als man ihnen zugetraut hätte. Für Doyal und auch Gahrvai war ganz offensichtlich, dass sie deutlich besser organisiert waren und hinter ihnen eine Autorität stand, die alles steuerte - eine Autorität, die diese kleinen, eigentlich unbedeutenden Grüppchen anleitete und nutzte. Doyal war zu dem Schluss gekommen, zumindest ein Teil dessen müsse schon vor dem Angriff durch die Charisianer organisiert worden sein. Ein Blick auf die davor existierende kirchliche Hierarchie ließ vermuten, dahinter stecke Pater Aidryn Waimyn, Bischof-Vollstrecker Thomys' Intendant.
    Angesichts eines gewissen Misstrauens, das sowohl Gahrvai als auch Doyal allmählich hegten, was die Frage betraf, wer nun wirklich für Prinz Hektors Ermordung verantwortlich war, konnte der General es kaum noch erwarten, einige Dinge persönlich mit Pater Aidryn zu ... besprechen, von Angesicht zu Angesicht.
    Leider wird das wohl nicht passieren! Dafür hat er sich viel zu tief verkrochen, dachte Gahrvai verbittert. Ich weiß, dass dieser Mistkerl irgendwo hier in der Stadt steckt. Ich weiß es! Aber ich habe keinen blassen Schimmer, wo, und ohne das ...
    KRRRRRaaaccccchhhhh!
    Das Geräusch berstenden Glases riss Gahrvai aus seinen Gedankengängen. Er sprang auf die Beine. Gleichzeitig zuckte seine Hand zum Heft des Dolches, den er beim Betreten seines Studierzimmers abgelegt hatte - eine Instinktreaktion. Schon war er zum Fenster herumgefahren, das den Blick auf den herrlich angelegten Ziergarten der Stadtvilla ermöglichte. Dem General schlug das Herz bis zum Hals.
    Er wartete, die Muskeln zum Zerreißen angespannt, und fragte sich, wie es jemand hatte schaffen können, an seinen Wachen vorbeizukommen. Nichts passierte. Es war so still, dass Gahrvai das Ticken der Uhr in einer Ecke des Raumes hörte, ja sogar das fast lautlose ›wusch-klick‹ des Pendels, das stetig und monoton hin und her schwang. Einige Augenblicke wartete Gahrvai noch voller Wachsamkeit ab. Dann entspannte er sich ein wenig und straffte den Rücken. Ohne es zu bemerken, war er in die charakteristische, halb geduckte Angriffsstellung des erfahrenen Kämpfers verfallen.
    Im Garten gab es keinerlei Beleuchtung. Daher trat Gahrvai vorsichtig um seinen Schreibtisch herum. Sein Blick zuckte hin und her. Da - wie angewurzelt blieb er stehen.
    Auf dem Teppich seines Studierzimmers, in einem Kranz aus Glassplittern, lag ein Stein. Sonderlich groß war er nicht. Doch Gahrvai kniff die Augen zusammen, als er sah, dass sich jemand die Mühe gemacht hatte, etwas um den Stein herumzuwickeln, bevor man ihn durch die Scheibe geschleudert hatte.
    Ein paar vorsichtige Schritte, bei denen Glas unter den Sohlen der Stiefel knirschte, und Gahrvai griff nach dem Wurfgeschoss. Es schienen gleich mehrere Bögen Papier zu sein, sorgsam mit Garn am Stein befestigt. Gahrvai befreite Stein und Papier, wahrscheinlich ein Umschlag, sorgsam von den winzigen Scherben, die daran hafteten.
    Er furchte die Brauen, trat an das geborstene Fenster heran und spähte durch das Loch in der Scheibe. Mondlicht ergoss sich über den Garten. Die silbrigen Flecken inmitten der nächtlichen Schwärze reichten zwar aus, um Gahrvai zu blenden, aber nicht, um zu erkennen, ob sich jemand im Garten befand. Allerdings hätte niemand, der größer wäre als ein Kind, sich hinter Büschen oder Rabatten verbergen können. Demnach hatte der Steinewerfer nicht Gahrvais Reaktion abgewartet. Aber wie war der Mensch überhaupt in den Garten gelangt? Und dann: Wie hatte er unbemerkt wieder verschwinden können? Gahrvai wusste, wie gut ausgebildet die Wachen waren, die man für seine Privatresidenz abgestellt hatte. Hätte auch nur ein Einziger von ihnen irgendetwas gehört - und wäre es auch nur das Geräusch des berstenden Glases gewesen -, würde es in seinem Studierzimmer schon jetzt vor bewaffneten,

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