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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Logik fort. »Und wenn wir ehrlich sein wollen, dann wäre das ja sogar in gewisser Weise zutreffend. Nun ...«, rasch machte er eine abwehrende Handbewegung, bevor Sharleyan ihm widersprechen konnte, »ich bin durchaus der Ansicht, ein besseres Wort dafür sei ›Umsicht‹ oder ›Besonnenheit‹, Eure Majestät. Ja, ich bin sogar bereit, noch einen Schritt weiter zu gehen und es schlicht ›gesunden Menschenverstand‹ zu nennen. Aber der wäre nur auf unserer Seite zu finden, nicht auf Maikel Staynairs. Wir müssten Merlin herbeischaffen und er müsste den Erzbischof im Armdrücken besiegen, nur damit der sich bereit erklärte einzulenken! Aber es bliebe sich gleich: In Corisande, ja auch in Chisholm und Emerald würde die öffentliche Meinung den Erzbischof für einen Menschen halten, der Schwierigkeiten aus dem Weg geht. Sicher, die, die ohnehin auf Seiten der Kirche von Charis stehen, wollen ihn nicht in Schwierigkeiten wissen und fänden es gewiss gut. Aber die Gegner der neuen Kirche fänden es auch gut. Immer wieder würden sie auf dem Punkt herumreiten, dass selbst der höchste Würdenträger der Kirche von Charis nicht genug Gottvertrauen besitze, um das Risiko einzugehen, notfalls auch für seinen Glauben zu sterben. Und setzt sich diese Meinung erst einmal in den Köpfen der Menschen fest, Eure Majestät ...«, der untersetzte Fürst blickte Sharleyan fest und ruhig in die Augen, »dann wäre alles, was Erzbischof Maikel bereits erreicht hat, und alles, was Pater Tymahn in Corisande zu erreichen versucht hat und wofür er gestorben ist, einfach vertan.«
    Die Stille im Besprechungszimmer war erdrückend. Im Vergleich dazu schien selbst das Prasseln des Feuers im Ofen ohrenbetäubend. Vor dem Fenster trieben die ersten Schneeflocken vorbei, strichen wie lautlose Geister über die Scheibe. Die Stille währte mehrere Augenblick. Dann nickte Sharleyan widerstrebend.
    »Sie haben Recht«, sagte sie, unverkennbar unglücklich über diese Erkenntnis. »Ganz genau das würde auch Maikel anführen ... und er hätte Recht damit, verdammt noch mal!« Sie blickte auf den Muffin in ihrer Hand und musste feststellen, dass sie ihn geistesabwesend völlig zerbröselt hatte. »Schlimmer noch: Ich weiß es ja! Und alles, was wir vorbrächten, um ihn doch zu einem Umdenken zu bewegen, würde ihn nur noch störrischer machen.«
    Vielleicht eine weitere Minute verbrachte sie damit, den Muffin annähernd wieder in Mehl zu verwandeln. Dann blickte sie auf, und ihr Blick war sehr hart.
    »Aber da das so ist, werden wir ihm auf diese Reise Merlin mitgeben, verdammt noch mal! Nach dem, was Pater Tymahn widerfahren ist, lässt sich das rechtfertigen, ohne dass Maikel mangelnder Mut vorzuwerfen wäre. Und wenn es jemanden gibt, zu dessen Schutz Cayleb bereit wäre, auf Merlin zu verzichten, dann wäre das ja wohl der Erzbischof - vielleicht von mir selbst abgesehen. Und es ist ja nun auch nicht so, als bräuchten wir Merlin unbedingt hier in Cherayth, um uns mit ihm beraten zu können.«
    »Nein, das ist wahr.« Caylebs Blick wirkte sehr nachdenklich. »Auf den Gedanken war ich noch gar nicht gekommen, aber du hast ganz Recht. Wir haben ihn doch ohnehin schon hier in Chisholm mit dem einen oder anderen Auftrag betreut - zum Beispiel mit diesem Besuch bei Eastshare. Also könnten wir ...«
    Leise klopfte jemand an die Tür des Besprechungszimmers und alle drei drehten sich um. Die Tür ging auf, und alle drei rissen erstaunt die Augen auf, als Merlin Athrawes eintrat, fast als hätte die Erwähnung seines Namens ihn wie durch Zauberei aus Maikelberg herbeigerufen. Seine Stiefel waren schlammverkrustet, schlammbespritzt waren auch die Hosen und sein Kapuzenmantel; auf seinen Schultern lag Schnee, der allmählich schmolz.
    »Eure Majestäten.« Er verneigte sich vor Cayleb und Sharleyan, dann wandte er sich Nahrmahn zu. »Euer Hoheit.«
    Hinter ihm schloss sich die Tür, und Merlin richtete sich wieder auf.
    »Euch einen guten Morgen«, sagte Cayleb und neigte fragend den Kopf zur Seite, kaum dass sich die Tür hinter dem Seijin geschlossen hatte und sie wieder unter sich waren. »Entschuldigt, wenn ich so dumm frage, aber solltet Ihr jetzt nicht eigentlich in Eastshare sein und mit Green Valley und dem Herzog einige Dinge besprechen?«
    »Durchaus«, stimmte Merlin zu. »Aber unerwartet eingetretene Ereignisse ließen es mich für besser halten, sie von Angesicht zu Angesicht mit Euch zu besprechen. Deswegen bin ich schon gestern

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