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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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werden und hielt sie von offenem Widerstand ab. Zudem hatte Chermyn in seiner ebenso schonungslosen wie ungehobelten und dabei kristallklaren Art erklärt, was er mit jedem Adeligen zu tun beabsichtigte, der die kürzlich geschworene Lehnstreue der charisianischen Krone breche. Da er auf die sonst üblichen diplomatischen Verzierungen verzichtet hatte, konnten seine Zuhörer überhaupt nicht auf die Idee kommen, er könne das Gesagte vielleicht doch anders meinen. Ebenso unmissverständlich war Chermyn auch bei einem anderen Punkt gewesen: Bei ihm, so hatte er gesagt, stieße die Ausrede, ein einem Exkommunizierten geleisteter Eid sei nicht bindend, auf taube Ohren, wenn er mit seiner Belagerungsartillerie vor den Burgmauern eines Eidbrechers auftauche.
    »Unerträglich oder nicht«, fuhr Chermyn jetzt fort, wandte sich von dem Fenster ab und drehte sich mit hinter dem Rücken verschränkten Händen zu dem Brigadier um, »so muss es nun einmal laufen. Zumindest im Augenblick.« Er verzog das Gesicht. »Mir wäre wirklich nichts lieber, als diese verdammten Aufrührer in die Finger zu bekommen, am liebsten aber die Anführer! Denn die meisten, die denen hinterherlaufen, da bin ich mir sicher, werden nur an der Nase herumgeführt.« Er schnaubte verächtlich. »Selbstverständlich habe ich deren polemische Flugblätter gelesen, genau wie Sie! Da versucht jemand, die ganze Situation hier aufzumischen, ganz wie Seine Majestät es ja auch schon vermutet hat. Sich provozieren zu lassen, wäre also gänzlich falsch.«
    »Ganz Ihrer Meinung, Sir«, bestätigte Zhanstyn und erlaubte so seinem Vorgesetzten, zumindest verbal noch ein wenig mehr Dampf abzulassen. Besser als zum falschen Zeitpunkt zu platzen.
    »Das Letzte, was wir hier gebrauchen können, ist, den Mistkerlen, die hinter der ganzen Sache stecken, auch noch ein paar Märtyrer zu liefern«, knurrte Chermyn prompt. Neuerlich warf er einen Blick aus dem Fenster; in dicken Bächen strömte der Regen daran herab. »Wahrscheinlich verhielten sich die meisten aus dieser Bande irgendwie Unzufriedener still und unauffällig, wenn die Hintermänner des Aufruhrs sie nur in Ruhe ließen. Ich will damit nicht behaupten, wir könnten die ganze Sache ewig im Griff behalten. Aber eigentlich müssen wir das ja auch nur so lange schaffen, bis Anvil Rock, Tartarian und der Rest des Regentschaftsrates endlich ein Bein auf den Boden bekommen. Respekt und Legitimität brauchen sie - das ist es, was sie sich erarbeiten müssen! Diese Sache da kürzlich vor der Kathedrale«, unvermittelt schaute er Zhanstyn direkt in die Augen, »das hätte wirklich unschön werden können. Ist schon schlimm genug, dass wir einen von unseren Leuten verloren haben. Aber dieser junge Lieutenant, den Sie da eingesetzt hatten - Lieutenant Tahlas, richtig?« Chermyn schwieg, bis Zhanstyn bestätigend genickt hatte. Dann schnaubte er. »Wenn dieser junge Kerl die Beherrschung verloren hätte und nicht nur ein paar Schädel eingeschlagen und ein paar Knochen gebrochen hätte, hätte das der Gegenseite das Blutbad geliefert, auf das die mit Sicherheit aus gewesen sind!«
    »Ich habe Lieutenant Tahlas deswegen bereits belobigt, Sir«, gab Zhanstyn zurück. Deutlich zeigte er seine Freude darüber, dass der Vizekönig-General sich an den Namen des jungen Offiziers erinnerte. »Und mit Verlaub, Sir, bin ich in allem ganz Ihrer Meinung. Trotzdem, Sir: die Gegenseite legt es auf eine offene Konfrontation an. Wenn wir dabei weitere Leute verlieren, werden wir irgendwann zurückschlagen müssen. Es ist eine Sache, Zurückhaltung zu üben. Aber es ist etwas völlig anderes, wenn die Gegenseite Gelegenheit hat, das als Zeichen der Schwäche zu deuten.«
    »Das stimmt.« Mit grimmiger Miene nickte Chermyn. »Deswegen möchte ich ja auch, dass Gahrvais Truppen so rasch wie möglich aufgestellt werden. An vorderster Front wäre mir nämlich bei dieser Art von Konfrontation ein Corisandianer lieber. Wir sollten nur noch die Rolle der Unterstützung im Hintergrund spielen.« In einem sehr schmalen Lächeln entblößte der Vizekönig die Zähne. »Glauben Sie, einer von diesen Kerlen da draußen versteht, dass wir auf keinen Fall mehr als absolut unvermeidbar von denen umbringen wollen?«
    »In einer perfekten Welt, Sir, gewiss. Nur ist dies keine perfekte Welt.«
    Der Brigadier zuckte mit den Schultern, und Chermyn stieß ein raues, knappes Lachen aus. Dann straffte er die Schultern und ging zu seinem Schreibtisch hinüber.

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