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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Es wäre sogar lächerlich einfach - und dazu eine in der momentanen Lage geradezu angenehme Aufgabe. Allerdings hätte Merlin dann in Corisande bleiben und seine Nächte damit verbringen müssen, einen Anführer der Widerstandsbewegung nach dem anderen umzubringen. Viel zu lästig. Da blieb er doch lieber hier vor Ort und vertraute darauf, dass er mit all seinem Wissen zumindest das Schlimmste würde verhindern können. Aber die Aufgabe, einen Aufrührer nach dem anderen auszuschalten, wäre nicht nur lästig, sondern obendrein auch noch unklug: Würde Merlin eingreifen, würde er dem Widerstand lediglich die Anführer und die Organisiertheit nehmen. Im Augenblick war es hilfreicher, Waimyn zu lassen, wo er war, immer zu wissen, wo die führenden Köpfe der Bewegung gerade waren und was sie für Pläne hegten. Zwar wuchs so die Effizienz der Bewegung, aber zerschlüge man die Struktur, wäre der Widerstand unorganisiert, nicht gut zu beobachten, nicht gut auszuheben, wenn dann der Augenblick dazu gekommen wäre, und damit umso gefährlicher.
    Ich wünschte nur, dachte Merlin und konzentrierte sich wieder ganz auf das Bildmaterial der SNARC, mein Instinkt sagte mir nicht, dass sie in der Zwischenzeit immensen Schaden anrichten werden.
    »Das ist unerträglich, ich weiß«, knurrte Hauwyl Chermyn. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, starrte er aus dem Fenster seines Arbeitszimmers zum wolkenverhangenen Himmel empor. »Und um ehrlich zu sein, würde ich diese Mistkerle am liebsten erschießen, sobald sie sich aus der Deckung wagen!«
    Brigadier Zhoel Zhanstyn, Kommandeur der Dritten Brigade der Imperial Charisian Marines, betrachtete den Rücken seines Vorgesetzten und lächelte in sich hinein. Dieses Lächeln verriet Zuneigung und Respekt, auch wenn es gewiss ein wenig Belustigung barg - und vielleicht auch ein wenig Erschütterung zu verbergen suchte. Erschütternd war die Lage, nicht das, was Vizekönig General Chermyn tat oder sagte.
    Und wenn der Alte einfach mal an irgendwem seine Wut auslassen muss, dann bin ich wohl der, den 's trifft, weil er gleich daneben steht, sinnierte Zhanstyn. Ist ja nicht so, als gäbe es hier noch jemand anderen, dem gegenüber er nicht ständig auf der Hut sein muss.
    Aber das, so grübelte der Brigadier weiter, träfe wohl auf praktisch jeden zu, der sich in Chermyns alles andere als beneidenswerten Situation befände. Chermyn trug doppelte Verantwortung: Er war Kommandeur der Besatzungsstreitmacht und als Vizekönig offizieller Vertreter von Kaiser Cayleb und Kaiserin Sharleyan. Diese Verantwortung hätte wohl für jeden eine beachtliche Herausforderung dargestellt. Chermyn verabscheute die Politik. Bisher war es ihm stets gelungen, alles zu vermeiden, was auch nur ansatzweise nach einer Tätigkeit bei Hofe aussah. Dementsprechend schwierig wäre es gewesen, jemanden zu finden, der sich für diese Aufgabe noch weniger geeignet fühlte als der frisch eingesetzte Vizekönig.
    Das Kaiserreich Charis konnte von Glück reden, dass Hauwyl Chermyn niemals der Gedanke gekommen wäre, seinen derzeitigen Auftrag abzulehnen. Das war deswegen gut, weil man, unabhängig davon, für wie ungeeignet er selbst sich hielt, keinen Besseren hätte auswählen können, um diese Aufgabe zu meistern. Gut, der Vizekönig-General mochte Politik nicht, und bei Hofe benahm er sich vielleicht recht ungeschliffen (und das war noch milde ausgedrückt). Aber er verstand etwas von Politik, und zu eisernem Pflichtgefühl und Integrität gesellte sich immense Bereitschaft, einen Konflikt auch wirklich auszutragen. Und das bemerkte selbst noch der größte Narr.
    Chermyns Bereitschaft, Konflikte auszutragen, hatten zweifelsohne Adelige wie Bürgerliche im Parlament von Manchyr deutlich gespürt. Denn niemand war töricht genug gewesen, ihn herauszufordern. Zumindest nicht offen. Zhanstyn zweifelte nicht daran, dass es immer wieder, zu den unterschiedlichsten Anlässen und in den verschiedensten Privatgemächern, zu heimlichen Unterredungen käme. Man würde sich dann angelegentlich fragen, ob es nicht eine Methode gäbe, Chermyns Entschlossenheit, die vom Kaiser verfügte politische Linie umzusetzen, heimlich und unbemerkt zu hintertreiben. Doch im Augenblick hatte der Vizekönig-General die hohen Lords von Corisande fest im Griff.
    Vereinfacht wurde ihm die Lage dadurch, dass der Hochadel ebenso wie die wohlhabenderen Mitglieder des Unterhauses einfach zu viel zu verlieren hatten. Das ließ sie vorsichtig

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