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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Er ließ sich in den Sessel sinken und griff nach der ersten Akte, die auf einem ganzen Stapel von Ordnern lag.
    »Nun, dann werden wir uns in dieser unperfekten Welt, Brigadier, wohl einiger unperfekter Details annehmen müssen. Und mit diesem Ersuchen von Brigadier Myls fangen wir an.« Mit dem Zeigefinger tippte er auf das Deckblatt des Ordners. »Ich glaube, er hat mit seiner Einschätzung nicht ganz Unrecht. Er hat tatsächlich zu wenig Männer und ist wirklich überlastet.«
    »Richtig, Sir.« Gequält verzog Zhanstyn das Gesicht. »Er hat wirklich ein Problem. Bedauerlicherweise ahne ich bereits, wo Sie die erforderlichen Männer zu finden glauben, um dieses Problem zu lösen.«
    »Auf Draht wie immer, was!« Chermyns leises Lachen klang schon deutlich fröhlicher. »Also, was denken Sie: Wo sollte ich Sie am besten ausplündern?«
    »Also, Sir, wenn wir die Alpha-Kompanie aus dem Zwoten Bataillon der Dritten nehmen, und dann auch noch die Charlie-Kompanie aus dem Ersten Bataillon der Vierten, dann hätten wir eine ziemlich gute Mischung aus Erfahrung und Enthusiasmus. Und wenn wir dann noch ...«

Oktober,
    im Jahr Gottes 893

.I.
    Merlin Athrawes' Aufklärer-Schwebeboot, in safeholdnaher Umlaufbahn, geostationär über dem ›Amboss‹
    Kaiserin Sharleyan hatte sich darauf vorbereitet geglaubt, ein Wunder zu erleben. Doch sie war es nicht. Das, was sie gerade erlebte, ging über alles, was sie sich hatte vorstellen können, weit hinaus. Sich darauf vorzubereiten war gar nicht möglich.
    Sie saß in der Passagierkabine des ›Aufklärer-Schwebebootes‹, wie Merlin es nannte. Ihre Nase war vielleicht fünf Zoll von der Wand der absolut durchsichtigen Kuppel aus PanzerPlastik entfernt. Fassungslos starrte Sharleyan den Nachthimmel darüber an. Der Mond stand klar und hell am Firmament. Wie eine unfassbar glitzernde Silbermünze schimmerte er am Himmel, der schwärzer war, als Sharleyan es jemals zuvor erlebt hatte. Rings um den Mond leuchteten die Sterne, unfassbarerweise heller noch als der Mond. Es war sonderbar, die Sterne so klar und deutlich erkennen zu können, ohne die Spur ihres üblichen Funkelns. Nicht einmal am klarsten und kältesten aller Wintertage waren die Sterne so klar zu erkennen. Unwillkürlich erschauerte Sharleyan, als ihr noch einmal Merlins Erklärung dafür durch den Kopf ging.
    Wir sind hier so hoch, dass es nicht einmal mehr Luft gibt. Zumindest nicht genug. Sharleyan schüttelte den Kopf. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass die Sterne nur deswegen funkeln, weil wir sie durch so viele Meilen von Luftschichten sehen, die das Bild verzerren. Ich hatte immer gedacht, klare Luft würde auch wirklich ›klar‹ bedeuten. Aber so ist das gar nicht! Und jetzt bin ich oberhalb von alledem. Ich bin genau an der Grenze zu dem, was Merlin ›Weltraum‹ nennt!
    Kein anderer auf Safehold geborener Mensch war jemals so hoch emporgestiegen, das wusste Sharleyan. Nicht einmal Cayleb auf seinem Flug von Corisande nach Charis. Sharleyan starrte nach unten, in die unendliche Tiefe, in der ihr ganzer Heimatplanet sich in eine riesige Kugel verwandelt hatte. Sie starrte dorthin, wo die Wolken, unfassbar weit vom Schwebeboot entfernt, silbrig-schwarz dahinzogen, langsam über den ›Amboss‹ trieben, jene windumtoste Wasserfläche zwischen Chisholm und der Hammer-Insel. Aus dieser Höhe konnte sie die Oberfläche der Welt nicht erkennen, nicht in der Dunkelheit der Nacht, nicht mit ihren eigenen Augen, die nun einmal nur die Augen einer Sterblichen waren. Doch sie wusste, dass alles, was sie kannte, wirklich dort war. Sie brauchte nur den Kopf zur Seite zu drehen und sich das so genannte Display anzuschauen, um die gewaltige, sturmbewegte Salzwasserfläche in atemberaubendem Detailreichtum sehen zu können. Merlin hatte ihr gezeigt, wie sie das Display bedienen konnte. So lieferten ihr die computergesteuerten Sensoren bereitwillig tageslichthelle Echtfarbenaufnahmen von allem, worauf Sharleyan sie auszurichten beliebte. Sie konnte den Bildausschnitt vergrößern - ›heranzoomen‹, nannte Merlin das -, bis selbst noch Dinge, die sich in weitester Ferne befanden, so wirkten, als seien sie zum Greifen nah.
    Cayleb hatte ihr prophezeit, es würde ihr so ergehen, und so war es nun auch: Das Wunder des Displays, diese Möglichkeit, die Welt mit den Augen Gottes zu sehen, verblasste angesichts dessen, was Sharleyan mit ihren eigenen Augen wahrnahm, sobald sie durch die PanzerPlastik-Scheibe

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