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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Es war Chantahals üblicher Einkaufstag. Sie würde heftig um die sündhaft teuren Kartoffeln und die winterlich-holzigen Karotten feilschen, deretwegen sie den Markt aufsuchte. Vielleicht würde sie sogar noch ein paar Zwiebeln mitnehmen, wenn sie nicht allzu teuer wären. Aber so spät im Winter war die Hoffnung darauf nicht allzu groß. Gleich darauf würde sie wieder zu ihrer kleinen Mietwohnung zurückkehren.
    Doch was auch immer sie noch täte, sie würde sich nicht anmerken lassen, dass sie die blaue Seide und den Haufen Kohle gesehen hatte.
    Sie würde sich nicht anmerken lassen, was diese Dinge für sie bedeuteten: Ahnzhelyk mahnte sie, jederzeit bereit zum Aufbruch zu sein.

.XVI.
    Madame Ahnzhelyks Stadtvilla und der Tempel, Stadt Zion, die Tempel-Lande
    Ahbraim Zhevons blickte in den Spiegel und betrachtete seine haselnussbraunen Augen und das braune Haar. Eine gewisse ›Familienähnlichkeit‹ mit Merlin Athrawes und Nimue Alban lässt sich immer noch erkennen, aber nur ganz schwach, dachte er. Etwas an den Lippen hatte er nicht ganz so sehr randomisiert, wie er das eigentlich beabsichtigt hatte. Er fragte sich, ob wohl sein Unterbewusstsein dafür verantwortlich war. Vielleicht aber war es nur eine kleine Macke in der PICA-Software, die dafür sorgte, dass bestimmte Charakteristika einer Form auch auf die nächste übertragen wurden. Vor ihrer kybernetischen Reinkarnation hatte sich Nimue nie sonderlich für die Software interessiert, dank der es möglich war, das Äußere eines PICAs nach eigenem Gutdünken zu verändern. Viel wichtiger waren für sie die Anwendungen gewesen, vor allem bei Extremsportarten. Eigentlich hatte Nimue nie einen PICA haben wollen; der PICA war ein Geschenk ihres äußerst wohlhabenden Vaters gewesen, das sie nicht einfach hatte ablehnen wollen. Merlin Athrawes aber hätte sich gewünscht, versierter mit den ›kosmetischen‹ Aspekten ihres derzeitigen physischen Avatars umgehen zu können. Möglicherweise war die Datenübernahme nämlich ein Programmierfehler seinerseits.
    Klar, möglich schon, dachte ›Ahbraim‹ sardonisch. Daran lag's aber nicht. Das weißt du doch ganz genau, Merlin.
    Schon komisch, dachte er dann und wandte sich vom Spiegel ab. Er dachte von sich selbst immer noch als Merlin, nicht als Nimue oder Ahbraim. Wahrscheinlich, weil er das die ganzen letzten Jahre über ständig gewesen war. Oder vielleicht weil er endlich akzeptiert hatte, dass Nimue Alban tot war und er eine andere Person als sie. Vielleicht aber auch, weil er einfach nur eine einzelne, feste Identität für seine Persönlichkeit brauchte, um nicht völlig den Verstand zu verlieren. Und das erklärte dann möglicherweise auch, warum er sich bei den Lippen so sonderbar angestellt hatte.
    Na, außer mir wird diese Ähnlichkeit kaum jemandem auffallen, auch niemandem, der beide kennt oder kennenlernt, sagte er sich selbst. Nicht, wenn Merlin sich erst einmal wieder seinen Bart wachsen lässt.
    Er blickte aus dem Fenster seines Zimmers in der Herberge. Es schneite schon wieder. Das tat es hier draußen in Zion häufig. Wieder einmal fragte sich Merlin, ob die ›Erzengel‹ sich für genau diesen Standort des Tempels entschieden hatten, weil so die ›auf geheimnisvolle Weise‹ aufrechterhaltene Temperatur im Inneren des Tempels für alle Gläubigen noch eindrucksvoller zur Geltung kam. Wahrscheinlicher jedoch war, dass man das Kolonialisierungshauptquartier des Planeten ausgerechnet in dieser Region errichtet hatte, eben weil das unschöne Klima die Kolonisten, die nicht auf hoch entwickelte Technik zurückgreifen konnten, davon abhalten musste, sich ausgerechnet hier niederzulassen. Damals, vor der Zerstörung der Alexandria-Enklave (und Commodore Peis Gegenangriff auf Langhorne und Bédard), hatte es noch keinen Tempel gegeben. Merlin vermutete, Langhorne und Bédard hatten den Standort ihres Hauptquartiers wohl für etwas wie den kaum erreichbaren Olymp gehalten: jenseits aller Regionen, die für Normalsterbliche erreichbar waren, aber doch der Welt der Sterblichen nahe genug, um ihnen stets das Gefühl zu geben, die Erzengel wären ständig in Reichweite, gerade hinter dem Horizont. Ihnen machte das Klima schließlich keine Probleme, und die sagenhaften Paläste der ›Erzengel‹ wären gewiss dazu angetan, den göttlichen Status der Kommandobesatzung in den Augen der Kolonisten, die zu Besuch kämen, nur noch zu verstärken.
    Natürlich hatte Merlin für diese Annahme keinerlei

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