Die Eiserne Festung - 7
Herzen verachtete, schon bald jede Stimme in Gottes Eigener Kirche zum Schweigen brächte, die sich gegen eben diesen Feind stellte. Und dieser einzelne Mann stellte sich einem Dutzend bewaffneter, gepanzerter Gegner ... und lächelte.
Sie wussten, dass keiner von ihnen diesen Anblick jemals vergessen würde. Sie wussten, dass sie niemandem davon würden berichten dürfen ... und sie wussten auch alle, dass sie es trotzdem tun würden. Sie würden so leise flüstern, dass nicht einmal Zhaspahr Clyntahn ihre Worte hören würde. Egal, was Hauwerd Wylsynn sonst noch war, er war einer der Ihren gewesen, er hatte einige genau der Männer befehligt - Männer wie Khanstahnzo Phandys -, die jetzt in seine Gemächer vordrangen. Und während sie seinen hoffnungslosen Kampf beobachteten, seine Weigerung, sich zu ergeben, wussten sie, dass egal, was im Haftbefehl der Inquisition stand, dieser Mann ihres Gehorsams würdig gewesen war.
Dass er ihres Gehorsams immer noch würdig war.
Und dann sprang Hauwerd auf seinen Gegner zu - und richtete sich plötzlich zu voller Größe auf, das Kreuz durchgedrückt, als Captain Phandys ihm das Schwert tief in die Brust bohrte. Das Gewicht und der Schwung von Hauwerds eigenem Körper, verbunden mit der Wucht von Phandys' Stoß, trieben ihm die Klinge bis ans Heft durch den Leib.
Hauwerd stöhnte auf und ließ den Dolch fallen, umklammerte die Parierstange von Phandys' Schwert und sank auf die Knie. Fast augenblicklich ließ der Gardist das Heft los, und Wylsynn sackte vornüber, schien in seine eigene tödliche Wunde hineinzufallen. Doch dann gelang es dem Vikar, noch ein Mal hochzukommen. Irgendwie fand er sogar noch die Kraft, ein letztes Mal den Kopf zu heben. Blut stürzte ihm über die Lippen, doch er blickte dem Captain in die Augen - und im Blick des todgeweihten Vikars erkannte Phandys etwas ... etwas wie ... Dankbarkeit.
Dann schloss Hauwerd Wylsynn für immer die Augen und sackte über dem Schwert zusammen, das ihm das Leben genommen hatte.
.XVII.
Lagerhaus Bruhstair & Söhne und der Tempel und die Nördliche Landstraße, die Tempel-Lande
Die Reisevorbereitungen wären ... einzigartig.
Der Mann, der derzeit Ahbraim Zhevons war, hatte sich schon gefragt, wie Ahnzhelyk es schaffen wollte, ungefähr zwei Dutzend Personen fortzuschaffen, allesamt Flüchtige vor der Inquisition. Immerhin befand man sich mitten in Zion, der Hauptstadt der Kirche des Verheißenen, und das mitten im Winter. Wie wollte Ahnzhelyk es anstellen, dass keiner von ihnen bemerkt, aufgehalten und festgenommen würde? (Apropos Fragen: Merlin fragte sich, ob er für sein Team aus Persönlichkeiten nicht langsam eine Liste bräuchte, wann und wem gegenüber er welche Identität annehmen musste.)
Dann hatte Merlin erfahren, dass Ahnzhelyk gar nicht die Absicht hatte, ungefähr zwei Dutzend Personen aus der Stadt zu bringen: Es ging um mehr als das Doppelte.
Präzise: Es waren insgesamt siebenundfünfzig Personen.
Ungläubig hatte Zhevons Ahnzhelyk angestarrt, als sie ihn über diese Kleinigkeit unterrichtete. Allerdings war rasch klar geworden, dass er (wieder einmal) das Ausmaß von Ahnzhelyks Operation und die Größe ihrer Organisation unterschätzt hatte. Dieses Mal, so gestand er sich selbst ein, war das noch weniger zu entschuldigen. Seit Zhevons' Eintreffen in Zion hatte festgestanden, dass Ahnzhelyk ebenfalls die Absicht hatte, die Stadt zu verlassen. Es waren also nicht nur die Familien einiger hochrangiger Kirchenmänner in Sicherheit zu bringen, sondern alle Mitarbeiter der Organisation, die, einmal enttarnt, die Inquisition auf die Spur der Verschwundenen bringen könnten. Wahrscheinlich war Zhevons nicht auf diese Idee gekommen, eben weil es ein so gewaltiges Unterfangen war. Vor langer Zeit auf Terra hätte man gesagt, so etwas durchzuziehen, die unauffällige gleichzeitige Evakuierung so vieler Menschen, erfordere Chuzpe.
»Das ist doch wohl ein Scherz«, entfuhr es ihm jetzt leise, als er neben ihr in dem eisigen, leeren Lagerhaus stand. Es war so groß, dass selbst die geflüsterten Worte von den Wänden widerhallten.
Ahnzhelyk hatte auf die kostspieligen, herrlich geschneiderten und stets der neuesten Mode entsprechenden Gewänder verzichtet, die sie so viele Jahre lang zu jeder nur erdenklichen Gelegenheit angelegt hatte. Ebenso wenig war sie aufwendig frisiert. Sie trug keinen Schmuck, und ihre Hände waren nicht mehr makellos manikürt. Die recht kleine Frau, die dort neben Zhevons
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