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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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weiterhin in Corisande aufgehalten. Wenigstens waren Anvil Rock und Tartarian selbst Corisandianer. Sie regierten Corisande (zumindest offiziell) im Namen Prinz Daivyns, nicht im Namen eines fremdländischen Kaisers. Sicher vermochte jeder zu sehen, dass besagter fremdländischer Kaiser immer noch dicht hinter Daivyns (leerem) Thron stand. Doch dass Cayleb nicht anwesend war, verlieh den beiden Grafen in den Augen der Corisandianer zumindest ein gewisses Maß an Legitimation. Eine solche Legitimation hätte man Vizekönig-General Chermyn gewiss nicht zugestanden.
    Wieder einmal waren sie in eine verwickelte Geschichte geraten. Diese hier war sogar richtig, richtig verwickelt.
    Ich wünschte, ich hätte mit Irys nicht so viel Mitleid, dachte Sharleyan grimmig. Ich weiß, dass ich es mir nicht leisten kann, mich von diesem Mitleid leiten zu lassen. Aber ich weiß auch, wie es ist, wenn man die Ermordung des eigenen Vaters miterleben muss. Ich weiß ganz genau, was einem das antun kann. Und so sehr ich Hektor Daikyn verabscheut und gehasst habe, er war ihr Vater. Sie hat ihn geliebt, hat ihn ebenso geliebt wie ich meinen Vater. Und sie wird Cayleb niemals vergeben können, dass er ihn hat ermorden lassen - ebenso wenig wie ich jemals Hektor für die Ermordung meines Vaters vergeben habe.
    Sharleyan Ahrmahk war sich der bitteren Ironie dieser Parallelen zwischen ihr und Irys Daykyn nur zu gut bewusst. So sehr auch der Hass auf Hektor von Corisande immer noch in ihr brannte, empfand Sharleyan doch tiefes, schmerzliches Mitleid mit Hektors noch lebenden, jetzt verwaisten Kindern. Wenn es auf Safehold jemanden gab, der niemals den Fehler machen würde, die lodernde Entschlossenheit eines ›Mädchens und bloß eines Mädchens‹ zu unterschätzen, dann war das Sharleyan von Chisholm. Sie wusste genau, welche Gefahr von jemandem ausging, der wildentschlossen war, einen Vatermord zu rächen.
    Genau deswegen machen mir Larchros, Storm Keep und all ihre verdammten Freunde und Nachbarn noch mehr Kopfschmerzen als Cayleb. Wenn wir doch nur einfach hingehen und sie alle festnehmen lassen könnten! Wir wissen doch genau, was sie treiben!
    Doch genau das konnten sie unmöglich tun. Caylebs Entschluss, nicht sämtliche von corisandianischen Adligen besetzten Posten neu zu vergeben, war richtig gewesen: Wen Cayleb auch erwählt hätte, er hätte stets als des Kaisers Günstling gegolten. Nein, wer aus dem Adel dem Kaiser Lehnstreue geschworen hatte, musste unbedingt seinen Posten behalten! Es sei denn, Cayleb hätte unanfechtbare Beweise dafür, dass besagter Fürst oder Adeliger sich des Hochverrats schuldig gemacht hätte. Vor Gericht aber konnten sie unmöglich das Beweismaterial vorlegen, das die SNARCs zusammengetragen hatten. Damit blieb ihnen nichts anderes übrig, als ein sehr wachsames Auge zu haben auf das, was Merlin die ›Nord-Verschwörung‹ genannt hatte.
    Es gab Momente - und Sharleyan war sich dessen bewusst -, in denen sie wünschte, man könnte gegen all die Agitatoren auf den Straßen von Corisande vorgehen. Selbstverständlich konnte sie Bürgerliche auf Verdacht hin festnehmen lassen. Einzige Voraussetzung dafür war, ihre genaue Identität General Chermyn zukommen zu lassen. Oder Koryn Gahrvai. Aber wie könnte das Kaiserpaar jemandem, der nicht dem Inneren Kreis angehörte, schlüssig erklären, warum sie in der Lage waren, die fraglichen Personen so eindeutig zu identifizieren? Nein, damit würden nur alle erdenklichen Fragen aufgeworfen, Fragen, die unbestreitbar katastrophale Konsequenzen haben konnten! Und: selbst wenn man diese gar nicht so unbedeutende Kleinigkeit außer Acht ließe - war es denn das, was Cayleb und sie wollten? Wahrscheinlich käme irgendwann der Zeitpunkt, an dem ihnen gar keine andere Wahl mehr bliebe. Doch wie Cayleb gerade angemerkt hatte: Es war stets verführerisch und nur selten weise, sich ganz der Zweckdienlichkeit zu verschreiben. Sharleyan selbst hatte die feste Absicht, den Zeitpunkt, an dem sie wirklich keine andere Wahl mehr hätten, so weit wie nur möglich hinauszuzögern.
    Natürlich gab es noch einige andere, schwerwiegende und rein pragmatische Argumente für ihre derzeitige Politik des ›Hände-weg‹. Die ›Datenbank‹ der Agitatoren, die Owl auf Merlins Anweisung hin erstellt hatte, wurde größer und größer. Unbestreitbar lagen viele Vorteile darin ... zumindest bis zu einem bestimmten Punkt. Auf diese Weise würden sie nicht nur, wenn der richtige Zeitpunkt

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