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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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»Wie ich schon sagte: Ich komme allmählich zu dem Schluss, diese Vermutung sei falsch. So unverblümt allerdings hätte ich es nie in Worte gekleidet.«
    »Wahrscheinlich ist die Geschichte auch in dieser Form zu Euch nach Corisande tragen worden - vor der Invasion«, mutmaßte Ahdymsyn.
    »Ja«, meinte Gairlyng gedehnt. Er klang sehr nachdenklich. Ahdymsyn zuckte mit den Schultern.
    »Ungeachtet ihrer eigenen Meinung dazu hätte die ›Vierer-Gruppe‹ die Dinge gewiss immer so darstellen lassen. Allerdings liegt es dieses Mal so, dass das Vikariat sich sicher ist, genau das wäre wirklich geschehen.« Ahdymsyn verzog das Gesicht. »Der Grund liegt auf der Hand: Die vier Herren hätten in meiner Lage sicher so gehandelt. Gestützt wurden sie in dieser Einschätzung aber, wie ich leider zugeben muss, durch Berichte von Menschen, die mich wirklich gut kannten. Ich gestehe es nur äußerst ungern ein, Eure Eminenz. Aber meine eigene Einstellung - der Zustand meines Glaubens - zu dem Zeitpunkt, da das alles seinen Anfang genommen hat, ließ eine derartige Hypothese jedem, der mich besser kannte, äußerst vernünftig erscheinen.«
    »Das ist ein bemerkenswert offenes Eingeständnis, Mein Lord«, sagte Gairlyng leise. Als er sich zurücklehnte, quietschte sein Stuhl ein wenig. »Ein Eingeständnis, das, so vermute ich, nicht leicht über die Lippen kommt, wenn man dem Stuhl eines Erzbischofs so nah war wie Sie.«
    »Es geht leichter, als Ihr vermutet, Eure Eminenz«, erwiderte Ahdymsyn. »Ich behaupte nicht, dass es eine wahre Freude war, der Wahrheit ins Antlitz zu blicken. Aber ich habe festgestellt, dass die Wahrheit nun einmal die Wahrheit ist. Wir können uns vor ihr verbergen, wir können sie leugnen, aber wir können sie nicht ändern. Zumindest zwei Drittel meiner Lebenszeit habe ich darauf verschwendet, die Wahrheit zu ignorieren. Damit bleibt nicht mehr viel, um wieder klar Schiff zu machen, bevor ich vor Gott Rechenschaft werde ablegen müssen. Unter den gegebenen Umständen scheint es mir wenig sinnvoll, noch weitere Zeit auf sinnlose Ausflüchte zu vergeuden.«
    »Ich verstehe«, gab Gairlyng zurück. Allmählich verstehe ich auch, warum Staynair Ihnen so weit vertraut, dass er Sie in seinem Namen zu mir schickt, setzte der Erzbischof innerlich hinzu. »Aber da Sie nun schon so offen und ehrlich sprechen, Mein Lord: Darf ich mich erkundigen, was Sie dazu bewogen hat, überhaupt der Wahrheit ins Antlitz zu blicken, wie Sie es gerade ausgedrückt hatten?«
    »Da gab es sogar einige Dinge«, antwortete Ahdymsyn, lehnte sich ebenfalls in seinem Sessel zurück und schlug die Beine übereinander. »Dazu gehörte auch, um ehrlich zu sein, dass mir bewusst wurde, ich hätte mit einer wie auch immer gearteten Strafe zu rechnen, sollte ich jemals wieder in die Tempel-Lande zurückkehren. Glaubt mir, das reicht schon aus, um jeden zumindest innehalten zu lassen ... selbst noch bevor Clyntahn, dieser Schlächter, Erzbischof Erayk hat zu Tode foltern lassen.« Das Gesicht des ehemaligen Bischof-Vollstreckers verspannte sich. »Ich bezweifle, dass auch nur ein einziger von uns ranghöheren Angehörigen der Priesterschaft jemals auf die Idee gekommen wäre, die Strafen, die der Erzengel Schueler vorsieht, könnten jemals auf uns angewandt werden. Das war doch nur eine Keule, die man drohend über den Schädeln der Laien schwang. Sie sollten verängstigt genug sein, um Gottes Willen zu tun.«
    Ahdymsyns ätzender Tonfall hätte die Marmorfassade von Gairlyngs Palast ruinieren können. Die Augen des ehemaligen Bischof-Vollstreckers waren hart wie Stein.
    »Also hatte ich eigentlich nicht unbedingt damit gerechnet, man könne mich zu Tode foltern, und das auch noch auf den Stufen vor dem Tempel«, fuhr er fort. »Ich hatte bereits akzeptiert, dass das mir bevorstehende Schicksal unschön werden würde, gewiss. Aber ich wäre niemals auf den Gedanken gekommen, mich davor zu ängstigen. Anfänglich zumindest glaubte ich, man werde mich irgendwo in Charis in einen Kerker sperren. Dort säße ich dann, bis es den rechtmäßigen Streitkräften von Mutter Kirche gelänge, mich zu befreien. Dann würde man mich bestrafen und zu einem Leben in Schande auf dem Land verurteilen. Ich würde Ziegen melken und Käse herstellen irgendwo in einem abgelegenen Kloster in den Bergen des Lichts. Glaubt mir, damals habe ich wirklich geglaubt, das sei mehr als genug Strafe für jemanden mit meiner Vorliebe für den Genuss.«
    Er hielt inne und

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