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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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senkte den Blick. Kurz wurde sein Blick sanft, als gehe ihm eine Erinnerung durch den Kopf. Er strich über den Ärmel der bemerkenswert schlichten Soutane. Dann richtete er den Blick wieder auf Gairlyng, und jegliche Sanftheit war wieder verschwunden.
    »Aber dann haben wir in Tellesberg erfahren, was dem Erzbischof widerfahren war«, erklärte er tonlos. »Mehr noch, ich erhielt einen Brief von ihm - einen Brief, den er kurz vor seiner Hinrichtung noch irgendwie hat aus dem Kerker schmuggeln können.« Gairlyngs Augen weiteten sich, und Ahdymsyn nickte. »Geschrieben war er auf einer leeren Seite, die er aus einer Ausgabe der Heiligen Schrift herausgerissen hatte, Eure Eminenz«, sagte er leise. »Das schien mir unter den gegebenen Umständen von bemerkenswerter Symbolkraft. In diesem Brief berichtete er mir, dass seine Festnahme, seine Verhandlung und seine Verurteilung ihn dazu gebracht habe, der Wahrheit ins Antlitz zu blicken ... und dass ihm überhaupt nicht gefallen habe, was er dort habe sehen müssen. Es war nur ein kurzer Brief. Er hatte nur dieses eine Blatt Papier, und ich denke, dass die Zeilen in aller Eile niedergeschrieben wurden. Schließlich durfte er sich dabei ja von keiner Wache erwischen lassen. Aber er hat mir gesagt - nein, er hat mir in seiner Funktion als mein kirchlicher Vorgesetzter befohlen -, nicht nach Zion zurückzukehren. Er hat mir berichtet, wie sein Urteil laute und wie das meine unweigerlich aussähe, sollte ich jemals Clyntahn in die Hände fallen. Er hat mir gesagt, Clyntahns Inquisitoren hätten ihm einen leichten Tod versprochen, so er nur Staynair und die restliche Hierarchie der Kirche von Charis für ihre Ketzerei verdamme. Doch das zu tun habe er sich geweigert. Ihr wisst sicherlich, was er tatsächlich gesagt hat - und Ihr habt Euch gewiss auch gefragt, ob das, was Ihr gehört habt, der Wahrheit entspricht oder eine Lüge charisianischer Propagandisten ist.« Ahdymsyn lächelte ohne eine Spur von Belustigung. »Zumindest ich hätte mich das sofort gefragt. Aber ich versichere Euch, es war keine Lüge. Noch auf jenem Schafott, auf dem er sterben sollte, hat er die Lügen zurückgewiesen, die die ›Vierer-Gruppe‹ von ihm verlangte. Er wies den leichten Tod zurück, den sie ihm in Aussicht gestellt hatten, weil ihm die Wahrheit, die er endlich gefunden hatte, am Ende seines Lebens, wichtiger war als alles andere.«
    Es war sehr still in Gairlyngs Studierzimmer. Das langsame, rhythmische Ticken der Uhr auf einem der Bücherschränke des Erzbischofs schien in dieser Stille beinahe zu dröhnen. Noch einige Momente ließ Ahdymsyn die Stille anhalten. Dann fuhr er mit einem Schulterzucken fort.
    »Eure Eminenz, ich weiß, wie es um die Realitäten in den obersten Ebenen der Hierarchie von Mutter Kirche bestellt ist. Ich bin mir sicher, Gleiches gilt für Euch. Ich wusste, warum Clyntahn den Erzbischof verurteilen ließ. Ich wusste, warum zum ersten Mal in der Geschichte von ganz Safehold die von Schueler vorgesehenen Strafen an einem ranghohen Mitglied des Episkopats vollzogen wurden. Ich wusste, dass Erayk Dynnys all seinen Fehlern zum Trotz - und Langhorne weiß, dass sie fast ebenso zahllos waren wie die meinen! - einen solchen Tod nicht verdient hat. Nicht, um damit lediglich die Autorität eines hoffnungslos korrupten Vikariats zu stützen. Ich habe mich in Charis umgeschaut, und ich habe Männer und Frauen gesehen, die an Gott glauben, nicht an die verderbte Macht und den Ehrgeiz von Männern wie Zhaspahr Clyntahn. Als ich das gesehen habe, da wusste ich, was ich selbst sein wollte. Ich habe etwas gesehen, das mich davon überzeugt hat, selbst noch so spät könne ich - ja, sogar ich - noch eine Berufung finden. Es dauerte weiß Langhorne lange genug, bis Gott einen Hammer gefunden hat, mit dem Er mir diesen Gedanken in einen Schädel so dickköpfig wie meinen einbläuen konnte. Aber schließlich war der Hammer da. Damit habt Ihr, in meiner unnachahmlich weitschweifigen Art, die Antwort auf Eure Frage. Die Antworten aber auf meine vielen Fragen stehen noch aus. Nur eines habe ich bereits verstanden, etwas, das sehr viel Bedeutung für mich hat und mich auf der Suche nach Antworten in eine gute Ausgangsposition bringt: Anders als in den Tagen, da ich noch der geweihte Vizeregent von Charis im Dienste von Mutter Kirche war - mit all dem Pomp und der Macht, die mit diesem Amt einherging -, bin ich heute begierig darauf, Antworten auf meine Fragen zu finden.«
    Tief atmete

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