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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meljean Brook
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gerannt, während sie ihre Schweißbrille zurückschob. Die Kinnlade fiel ihr herunter, als sie Mina entdeckte; und auch Mina blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Das Mädchen hatte Hordenblut. Die Kesslerin musterte Mina eingehend.
    Mina starrte zurück. Die Hände des Mädchens waren ölverschmiert, doch ihr schwarzes Haar und ihre Kleider waren sauber. Das Mädchen, das wahrscheinlich aus einem Hort stammte, konnte nicht älter als zehn sein, doch sie trug bereits ein Kesslertattoo um ihr Handgelenk. Wenn sie Schmiedin werden würde, würde man ihr einen Hammer unter die Kette tätowieren, um das Gildezeichen zu vervollständigen.
    Das Mädchen wandte den Blick von Mina ab und schaute zu dem Mann hinter ihr. »Der Schmied hat gesagt, Sie sollen gleich raufkommen, Kapitän.«
    Kapitän. Sogar hier? Mina sah sich nicht nach ihm um. Dann wandte sie sich zur Treppe, doch das Mädchen schüttelte den Kopf.
    »Den kurzen Weg«, sagte sie und zeigte auf die Rückseite des Speichers. Mina ging neben der Kesslerin her und bemerkte, wie das Mädchen sie verstohlen anschaute. Mina dagegen gelang es, ihre Neugier zu verstecken.
    »Was haben die zu bedeuten?«, fragte das Mädchen und wies mit einem Nicken auf die Schulterklappen, die Minas Schultern schmückten.
    »Kriminalinspektor.«
    Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Werden Sie so genannt?«
    »Nur ›Inspektor‹.« Was besser war als die meisten Ausdrücke, mit denen man Mina sonst bedachte. Das Mädchen mochte sie ebenfalls gehört haben. »Das ist beinahe so gut wie ›Schmied‹.«
    »Wie?«
    »Ein Schmied kann überall hingehen. Ein Kriminalinspektor geht nur dorthin, wo Tote sind.«
    »Aber hier sind heute keine Toten.«
    Mina blickte über die Schulter zu dem Kasten, den Newberry trug. »Deshalb habe ich meinen eigenen mitgebracht.«
    Sie erreichten den Fahrstuhl. Der Schacht ragte zwischen zwei riesigen Abluftventilatoren an der Decke auf, wo er im nächsten Stockwerk verschwand. Das Mädchen schlüpfte neben das Gitter und drehte sich um, wobei sie die Tür aufhielt.
    »Der Schmied ist im dritten Stock, dort ganz am Ende der Ostseite!«, rief sie über den Lärm der Ventilatoren hinweg.
    Mina nickte, betrat jedoch nicht den Fahrstuhl. »Wie heißt du, Kesslerin?«
    Das Mädchen riss die Augen auf. »Anne.«
    »Dann wirst du also Anne Schmied heißen. Dieser Name ist gut für dich.« Und das Tattoo der Schmiedegilde würde sie schützen. »Und wenn etwas ist, findest du mich im Polizeihauptquartier in Whitehall. Frag nach Wentworth.«
    Anne nickte, und auf ihren runden Wangen erschien ein breites Lächeln. Mina betrat den Fahrstuhl und trat beiseite, um Platz für Trahaearn und Newberry zu machen. Der Eiserne Herzog folgte und schob die Tür zu. Newberry starrte durch das Gitter.
    »Es wäre zu voll und würde das Höchstgewicht überschreiten, Konstabler. Ich schicke ihn wieder herunter für Sie.«
    Mina schaute ihn ungläubig an. Auch wenn es ein bisschen eng gewesen wäre, hätte ihr Assistent Platz gehabt. Der Herzog blickte mit der kühlen Teilnahmslosigkeit, die sie langsam hasste, zu Mina hinab, und da verstand sie.
    Sie hatte seine Offerte draußen zurückgewiesen und damit der Sache ein Ende gemacht. Doch für den Eisernen Herzog war die Angelegenheit noch nicht erledigt.
    Zorn schnürte ihr die Kehle zu. Sie schluckte ihn hinunter und blickte durch das Gitter zu Newberry. »Wir treffen Sie im dritten Stock, Konstabler. Anne, würdest du Konstabler Newberry die Treppe zeigen?«
    Sobald sie sich zum Gehen gewandt hatten, setzte Traehaearn den Fahrstuhl in Gang. Es gab ein metallisches Geräusch, als er den Hebel betätigte. Blind vor Wut starrte Mina auf die flache Stahltafel.
    So war das also? Wenn Piraten das Schiff übernahmen, gaben sie der Crew normalerweise die Möglichkeit, ihren Posten unter einem neuen Kapitän beizubehalten, das Schiff zu verlassen oder zu sterben. Welche Möglichkeit würde er ihr bieten? Musste sie das Angebot annehmen oder würde er ihre Familie zerstören? Oder würde er sie einfach an Ort und Stelle vergewaltigen?
    Der Lärm der Ventilatoren drang ihr in die Ohren und wurde gedämpfter, als sie das zweite Stockwerk passierten. Anders als die Stockwerke darunter war dieses unterteilt. Ein leerer Gang führte vom Fahrstuhl zu den Räumen, wo der Schmied das künstliche Fleisch in lebendes Gewebe verwandelte, und wo diejenigen warteten, die diesen schmerzhaften Prozess durchliefen. Minas Mutter hatte in einem

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