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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meljean Brook
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nicht noch einmal mit ansehen kann, wie du ihn bewusstlos schlägst, um ihn auf das Schiff hier zu bekommen.«
    Mina konnte den Ausdruck, der über das Gesicht des Herzogs huschte, nicht richtig einschätzen. Es war teils Sorge, teils Ärger.
    »Er war noch im Bett«, sagte er.
    »Verkatert?« Yasmeen schüttelte kurz den Kopf, bevor sie zu Mina blickte. »Du hast an seiner Stelle jemanden mitgebracht, Kapitän. Ich weiß nicht, was schlimmer ist – dass du mit der Horde zu tun hast oder mit einer Londoner Polizistin.«
    Mina biss die Zähne zusammen.
    »Yasmeen.« Trahaearns Stimme hatte einen warnenden Klang.
    Die Frau grinste, und ihre grünen Augen blitzten auf einmal humorvoll. »Das ist nicht gegen Sie gerichtet«, sagte sie zu Mina. »Ich wundere mich nur, dass Trahaearn es nicht ist, gegen Sie gerichtet, meine ich. Ich erinnere mich an Zeiten, wo es sein einziges Ziel war, die Horde zu zerstören, gemeinsam mit sämtlichen Regierungen und Institutionen der Neuen Welt – einschließlich der Polizeistreitkräfte. Und sehen Sie ihn sich jetzt an: ein Herzog, der seine Geschäfte legal führt und Steuern an die Krone abführt. Bei Gott, es ist wirklich herzzerreißend. Etwas zu rauchen?«
    Nach dem Sperrfeuer auf Trahaearn dauerte es einen Moment, bis Mina Yasmeens Angebot realisierte. Neugierig nickte sie. Yasmeen zog ein silbernes Etui und ein Feuerzeug aus dem Gürtel und reichte ihren Zigarillo Mina, damit sie ihn festhielt, während sie ihren anzündete. Sie tauschten, und Mina schaute zu, wie sie einen Zug nahm, bevor sie selbst den Zigarillo zum Mund führte.
    »Die Lusitanier machen ein Vermögen mit diesem Zeug«, sagte Yasmeen und blickte dann zu Trahaearn. »Hast du das nicht auch?«
    »Durch die Schiffstransporte, ja.«
    Sein Blick ruhte auf Minas Mund, der einen tiefen Zug nahm. Kopfschüttelnd brach Yasmeen in ein tiefes und kehliges Lachen aus.
    »Ich hätte Sie warnen sollen – Inspektor, nicht wahr? Nur leicht inhalieren. Diesen Zug werden Sie spüren.«
    Was sie bereits tat – sie fühlte sich schwindlig und benommen.
    »Und man will mehr davon«, fügte Trahaearn hinzu, nicht so amüsiert wie Yasmeen, doch er lächelte.
    Mina war sich da nicht sicher. Der Geschmack war nicht unangenehm, aber er war auch nicht gut. Wahrscheinlich war es den Preis nicht wert.
    »Warum sollte ich?«
    Er zuckte die Schultern. »Bitten Sie Yasmeen, es möge ihr letzter sein, und dass sie nie wieder rauchen soll. Es wird ihr nicht gelingen. Vielleicht bis morgen, aber nicht länger.«
    »Ich könnte «, sagte Yasmeen. »Ich will nur nicht.«
    Mina blickte auf den Zigarillo zwischen ihren Fingern und dachte an die Opiumsüchtigen in ihren Höhlen. Sie blickte zu Trahaearn. »Woher wisst Ihr das?«
    »Als ich bemerkte, wie sehr ich es brauchte, wollte ich aufhören. Aber es klappte erst, als ich keine mehr hatte und sechs Wochen lang keinen Hafen anlief.«
    »Du hast aufgehört, weil du es brauchtest?« Yasmeen schüttelte lachend den Kopf. »Hast du auch mit dem Essen aufgehört?«
    Das gab den Ausschlag. Mina aß für ihr Leben gern – doch wenn sie nach den Zigarillos zu verlangen begann, würde sie sich am Schluss nichts mehr zu essen leisten können. Nachdem sie vorsichtig das brennende Ende abgekniffen hatte, gab sie den Rest zurück an Yasmeen. »Danke.«
    Die Frau packte ihn in die Schachtel zurück. »Was für Manieren. Und Sie sprechen auch nicht so, als kämen Sie aus einem Hort.«
    »Nein, tue ich nicht.«
    Yasmeen verengte die Augen und blickte sich dann um, als eine Glocke erklang. Ein Mannschaftsmitglied zeigte zum Bug, zu einer blassblauen Linie am Horizont. Minas Herz machte einen Satz. Sie umklammerte den Windschutz und starrte durch das dicke Glas. Das musste der Kanal sein – das erste Mal, dass sie das Meer sah.
    Yasmeen drehte sich wieder zu ihnen um und sagte: »Wir sind beinahe über Dover. Wollt nur ihr zwei zu Evans’ Festung?«
    »Und der Konstabler«, sagte Trahaearn.
    »Der rothaarige Riese?« Yasmeen spitzte die Lippen. »Oh ja, das macht den entscheidenden Unterschied. Ich will im Voraus bezahlt werden, Kapitän.«
    Lachend schüttelte der Herzog den Kopf.
    Mina schaute ihn zweifelnd an, bevor sie sich an Yasmeen wandte: »Warum glauben Sie nicht, dass wir zurückkehren werden? Die Dame erhofft sich Lösegeld. Wird sie nicht warten, bis es wirklich übergeben wurde?«
    »Gegen eine Lösegeldzahlung hat sie bestimmt nichts, doch Trahaearn loszuwerden, ist eine ganz andere Sache.«

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