Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
erwartet, etwas darüber hinaus tun zu müssen?«
Natürlich hatte sie das. In seiner Westentasche lag zusammengefaltet eine schlichte Nachricht: Ich akzeptiere. W.W.
Doch wenn sie wüsste, dass er ihre Nachricht hatte, würde sie sich zweifellos verpflichtet fühlen, ihren Teil der Vereinbarung zu erfüllen. Auf diese Weise wollte er sie nicht haben. Und obwohl er diese Nachricht loswerden wollte, würde er sie behalten, bis Mina ihn ganz akzeptiert hatte. Vielleicht noch ein wenig länger.
Sie hatte einmal zugestimmt, ihn zu nehmen. Das kleine Stück Papier gab ihm die Hoffnung, dass sie es erneut tun würde – doch ohne Zwang.
»Nein.« Sie konnte gut lügen. Nicht ein Hauch rötete ihre Wangen. »Wir sollten alles, was wir über die Schwarze Garde wissen, zusammentragen. Haben wir einen Platz zum Arbeiten?«
»Die Offiziersmesse – oder ich frage Yasmeen, ob wir ihre Kabine benutzen können.«
»Eins von beiden würde genügen.« Sie hielt inne. »Wozu eine Offiziersmesse? Das ist ein privates Luftschiff.«
»Das war es nicht immer.«
»Oh.« Sie kehrte zum Bett zurück. »War das ein Marineluftschiff?«
»Nicht der Königlichen Marine.« Sie waren normalerweise schwerer. »Es war ein französisches Schiff. Sie hat es während des Liberé-Kriegs gekapert.«
»Verstehe.« Sie runzelte die Stirn und nahm eine kleine Schachtel mit einer Zahlenkombination aus dem Koffer. »Das habe ich nicht eingepackt.«
»Ihre Mutter hat uns den Koffer gebracht.«
Sie gab die Ziffern ein, und mit einem Rattern der Zahnräder öffnete sich die Schachtel und gab den Blick auf ein silbernes Kreuz frei. Ein leises Seufzen entfuhr ihr. »Das. Ich erinnere mich, dass meine Großmutter es manchmal hervorgeholt hat, um es anzuschauen, und sie sagte, dass ihre Mutter es getragen hatte, obwohl unter der Horde all diese alten Relikte verboten waren. Es hatte für die Horde etwas anderes bedeutet. Meine Mutter schaut es sich nur an, um sich an meine Großmutter zu erinnern.«
Kopfschüttelnd schloss sie die Schachtel. »Ich nehme an, sie will, dass ich es verkaufe.«
»Es würde einen guten Preis erzielen.« Als sie aufblickte, sagte er: »Ich habe solche Relikte auf Hordenterritorium geschmuggelt, manchmal sogar in das Reich selbst.«
Sie riss die Augen auf. »Sie haben diese Dinge überall verboten?«
»Gegen Steuern und Frieden.«
»Was?«
»Es war so, dass, wenn die Horde ein Gebiet erobert hatte, sie jeden das verehren ließen, was er immer schon verehrt hatte – und sie besteuerten die Geistlichen nicht. Doch dann wurden reiche Männer zu Geistlichen und versteckten ihr Geld. In anderen Gegenden stritten sich ihre dargas über religiöse Fragen. Also hat die Horde es gänzlich verboten.«
»Woher wisst Ihr das?«
»Es gibt noch immer verstecktes Geld in den Territorien. Dorthin habe ich diese Relikte gebracht.«
»Ins Imperium?« Als er nickte, fragte sie: »Wie war es?«
»Sicher. Ordentlich. Der Khan brüstete sich damit, dass eine alte Frau mit einem Sack voll Gold unbehelligt vom einen Ende des Reichs zum anderen gehen könnte. Nach dem, was ich gesehen habe, stimmt das. Man könnte dort in Frieden leben. Ich könnte dort in Frieden leben.«
»Aber?«
Er musste lächeln. Natürlich konnte es nicht so perfekt sein. »Aber wenn man etwas gegen die dargas oder den Khan sagt, verschwindet man.«
»Entzückend.« Sie blickte erneut in den Koffer und stieß ein ungläubiges Stöhnen aus. » Mutter! «
Rhys griff hinein. Eingewickelt in ein Nachthemd lagen mehrere kleine, wundervoll gearbeitete Automaten – Singvögel, Springfrösche, mechanische Armbänder in Krakenform … und ein winziger Schmetterling. Neugierig blickte er Mina an und fragte sich, ob sie wüsste, was das war. Die Drahtbeine des Schmetterlings waren dazu gedacht, sanft über eine Klitoris gestülpt zu werden. Wenn der Schmetterling so fixiert war, würden die Flügel zu schlagen beginnen, und die Vibration würde die Frau zum Orgasmus bringen.
Ein empfindlicher, kleiner Apparat – und nicht zu vergleichen mit den verrückten Vorrichtungen des Schmieds . Zum Genießen gedacht und nicht, um jemanden zu verletzen oder zu demütigen.
Er hielt den Schmetterling in der Handfläche. »Ihre Mutter hat das gemacht?«
Mina gönnte ihm kaum einen Blick, sondern blickte stattdessen auf einen dicken Umschlag, den sie vom Kofferboden genommen hatte. »So ein Mist. Sie hätten es während meiner Abwesenheit wirklich gebrauchen können. Die Apparate
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