Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
vorerst.
»Lasst mich runter.«
Er tat es. Sie stolperte, Hände auf den Waffen, rückwärts gegen die Koje.
»Nur hier«, sagte er. »Das ist alles, was ich will.«
»Was?«
»Sie. Ich. Bis wir nach London zurückkehren. Es wird Ihnen oder Ihrer Familie kein Schaden zugefügt. Ich werde Sie küssen, bis wir keine Luft mehr bekommen. Ich ziehe Sie nackt aus und koste jeden Zentimeter von Ihnen. Und dann vögele ich Sie, bis wir beide nicht mehr gerade aus den Augen schauen können. Und irgendwann werden wir genug voneinander haben.«
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Ein langer Augenblick verging, bevor sie den Kopf schüttelte. »Es wird nie genug sein.«
Er sah sie genau an. Ihre Wangen waren rot geworden. Ihr Atem ging noch immer stoßweise. »Sind Sie sicher, Inspektor?«
»Ja.« Sie stand auf. »Gehen wir, Sir.«
Noch immer mit Trahaearns Geschmack auf der Zunge stieg sie zum Hauptdeck hinauf. Indem sie ihn zu ignorieren versuchte, spürte sie alles andere umso deutlicher: ihr dünnes Unterkleid, die Vibration der Motoren; sie war sich permanent ihrer Füße auf dem Boden des Decks und ihres Hinterns auf dem Sitz bewusst. Der kalte Luftstrom auf ihren Wangen hätte die Erinnerung an seinen erhitzten Mund mit sich fortnehmen sollen. Sie hätte sich mit dem Handballen die Lippen reiben sollen, doch sie wollte nicht, dass er es sah. Also tat sie nichts und wartete einfach darauf, dass sein Geschmack verschwand und das Prickeln auf ihrer Haut aufhörte.
Sie blieb in der Nähe des Bugs stehen und blickte über die Reling in das Blau und Weiß des Himmels. Das Luftschiff bewegte sich auf eine graue Front zu, doch selbst Regenwolken waren anders als Dunst, voller unterschiedlicher Formen und Schattierungen. Die Sonne warf goldene Flecken zwischen den Wolken hindurch, und eine Brise ließ das Gras wogen wie Wellen.
Trahaearn gesellte sich zu ihr. »Wir haben Chatham beinahe erreicht. Wir warten, bis Fox an Bord ist, bevor wir nach unten steuern.«
»Warum?« Obwohl Mina auf den Abenteurer neugierig war, schien der Herzog unbeeindruckt zu sein. »Wollt Ihr ihn doch gerne kennenlernen?«
Er schüttelte den Kopf. »Es ist nicht mein Schiff. Aber ich kenne doch lieber jeden an Bord.«
»Verstehe.« Nicht sein Schiff, aber immer noch ganz Kapitän. »Und was erfahrt Ihr, wenn Ihr ihn Euch anschaut? Seid Ihr so gut darin, einen Charakter einzuschätzen?«
Das amüsierte ihn. »Nein. Ich weiß nicht, ob jemand ein Feind ist oder nicht, solange er nicht mit dem Messer auf mich losgeht.«
»Wirklich? Ich denke, es liegt auf der Hand, wenn Euch jemand hasst.«
»Hassen, ja. Aber wie soll man wissen, ob jemand einem etwas antun will? Ich habe Männer getroffen, die lieber auf meinen Teller scheißen würden als mit mir zu essen, aber sie haben sich trotzdem über den Tisch gebeugt und mit mir Geschäfte gemacht, um sich die Taschen zu füllen.« Er zuckte die Schultern. »Also behandle ich jeden, als wollte er mich von hinten erdolchen, bis ich eines Besseren belehrt werde.«
So wie Mina. Fast hätte sie lachen müssen.
Seine Augen verengten sich. »Was ist?«
»Ich mag niemanden, bis ich ihn kennenlerne.« Dann musste sie gestehen: »Ein paar mag ich auch dann noch nicht, wenn ich sie kennengelernt habe.«
»Mir geht es nicht um mögen oder nicht mögen. Mich kümmert nur, ob jemand einen Nutzen für mich hat.«
»Ob jemand einen Nutzen hat?« Obwohl sie den Kopf schüttelte, war Mina nicht überrascht. Sie hatte das Wort zu oft aus seinem Mund gehört. »Und Ihr macht es mir sehr leicht, da weiterzumachen, wo ich begonnen habe.«
Seine Brauen schnellten zusammen. Hatte sie ihn erschreckt? Sein Blick suchte ihr Gesicht, als wolle er feststellen, ob sie das wirklich so gemeint hatte. Würde es ihn kümmern, wenn sie ihn nicht mochte? Sie war sich nicht sicher.
»Vielleicht nicht jeden nach seinem Nutzen«, sagte er schließlich. »Ich würde Scarsdale einen Freund nennen.«
Mina konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand den Bounder nicht mochte.
»Und ist er der Einzige?«
Er hielt ihrem Blick stand. »Nein.«
Sie konnte die Andeutung nicht missverstehen. Was nicht hieß, dass sie es glaubte. »Ah, aber Ihr seid auch ein Pirat und Lügner, und Ihr habt einen Nutzen von mir in Eurem Bett. Ich vertraue nicht darauf, dass Ihr mich mögt, Sir.«
Er grinste. »Und Ihre Antwort zeigt mir, warum ich es tue.«
Ihr Antwortlächeln wurde immer breiter. Sie mochte ihn … manchmal. Wenn er nicht ein
Weitere Kostenlose Bücher