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Die Eisfestung

Titel: Die Eisfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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stand er aufrecht da, schwankte noch leicht duselig und fuhr sich durch die Haare. Er blickte Emily verstört an.
    »Ich hab vergessen, den Wecker zu stellen! So’ne Scheiße... Wie spät ist es genau?«
    »Zwanzig nach... nein, fünf vor halb zehn.«
    »Oh nein .« Er fuhr sich noch mal durch die Haare und zerrte daran, als wollte er sie ausreißen. »Er wird jetzt schon zu Hause sein. Was soll ich bloß machen?«
    »Dreh mal nicht gleich durch. Wie lang brauchst du, bis du da bist?«
    »Noch fast’ne Stunde, wenn ich aus dieser beschissenen Burg draußen bin. Er wird mich umbringen.«
    Der Aufschrei von Marcus hatte Simon bei einem lauten Schnarcher unterbrochen. Jetzt kam aus der Öffnung seines Schlafsacks die ziemlich mürrisch und gereizt klingende Aufforderung:
    »Macht mal’n bisschen leiser!«
    »Geht jetzt nicht!« Marcus’ Stimme kippte von Wut sofort wieder in Panik um. »Er wird mich umbringen, Em. Was soll ich bloß machen?«
    »Es muss doch eine Lösung geben.« Emily saß nachdenklich da, einen Stiefel schon angezogen, den anderen in der Hand.
    »Tisch ihm eine Geschichte auf«, sagte Simon, dessen Gesicht aus dem Schlafsack aufgetaucht war.
    »Ich soll ihm was?«
    »Eine Geschichte erzählen. Das kannst du doch so gut. Denk dir irgendwas aus.«
    » Kann ich nicht, das wird er sofort merken. Was soll ich ihm denn sagen?«
    Emily griff Simons Vorschlag auf. »Er muss ja nicht erfahren, dass du die ganze Nacht weg warst. Ich weiß, was du sagen kannst! Du erzählst ihm, dass du schon einkaufen warst. Fürs Frühstück, weil nämlich nichts mehr da war. Eier, Speck, Brot und solche Sachen.«
    Marcus schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn. »Nein, das funktioniert nicht! Die Geschäfte sind gleich um die Ecke. Da wär ich in fünf Minuten wieder zurück. Und außerdem haben wir jede Menge Vorräte im Haus.«
    »Jetzt beruhig dich erst mal. Lasst uns hier aufräumen und dann können wir weiter nachdenken. Mach schon, Simon, beweg deinen Hintern! Wir müssen hier weg. Man kann ja nie wissen – vielleicht taucht Harris bald auf.«
    Sie begannen, ohne große Begeisterung ihre Sachen zusammenzupacken. Simon krabbelte unwillig aus seinem Kokon heraus und beschwerte sich laut über die Kälte. Emily zog ihren zweiten Stiefel an und rollte ihren Schlafsack auf. Sie sammelten schnell die unappetitlichen Überreste ihrer nächtlichen Orgie auf. Aber Marcus stand nur im Weg herum, ohne sich nützlich zu machen, vor Horror wie gelähmt.
    Schließlich drückte ihm Emily seinen Rucksack in die Arme. »Räum deine Sachen auf! Du wirst noch später dran sein, wenn du jetzt nicht schnell machst.«
    »Na und? Das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr.« Mit ruckartigen Bewegungen, wie ein ferngesteuerter Automat, fing er an, seinen Schlafsack in den Rucksack zu stopfen und alle übrigen Sachen, die ihm gehörten, zusammenzusuchen.
    Als sie fertig waren, trat Emily ein paar Schritte zurück und begutachtete den Raum. Auch ohne ihren ganzen Kram wirkte das Zimmer wie von schmuddeligen Lebewesen bewohnt. Asche, Essenskrümel und – im vollen Tageslicht, das immer heller durch das Fenster drang – jede Menge Fußspuren auf dem Boden verrieten, dass hier jemand sein Lager aufgeschlagen hatte.
    »Ach, du meine Güte«, sagte sie. »Vielleicht sollten wir noch etwas sauber machen.«
    »Und wie, bitte schön?«, entgegnete Simon schroff. »Hast du in deinem Rucksack vielleicht einen Besen dabei?« Die Nacht auf dem Fußboden schien ihm nicht gut bekommen zu sein.
    »Wir sollten es nicht so -«
    »Ist mir so was von egal. Soll Harris das doch machen. Hat er auch mal was zu tun. Ganz genau, wir sollten für ihn noch viel mehr Dreck machen. Ein richtiges Chaos.«
    Daraufhin wurde Emily richtig wütend. Sie merkte selbst, dass das zum Teil an ihrer eigenen Müdigkeit lag. Aber den Gedanken, der Burg vorsätzlich einen Schaden zuzufügen, konnte sie nicht ertragen. Sie spürte, dass da etwas ganz grundsätzlich falschlief.
    »Das meinst du nicht wirklich ernst«, antwortete sie. »Halt den Mund und lass uns gehn.«
    »Hmmm, ich weiß nicht...« Simon grinste sie an. »Wenn ich so drüber nachdenke, gefällt mir immer besser. Wir könnten mit Holzkohle irgendwas an die Wand schreiben. Einen witzigen Spruch. Und muss natürlich auch schweinisch sein. Harris würde davon’nen Herzinfarkt kriegen. Ja! Und pinkeln muss ich auch. Kann ich genauso gut hier machen. Könnten wir alle. Jeder in einer Ecke.«
    Bei Emily

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