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Die eiskalte Jahreszeit der Liebe

Die eiskalte Jahreszeit der Liebe

Titel: Die eiskalte Jahreszeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.D. Miller
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Prominenten dann Platz für uns sei.
    Es schneite, ein leichter Oktoberschnee, den die Russen
mokri sneg
nennen, feuchter Schnee, der auf ihm freundlich gesinnten Flächen liegen bleibt, auf Ästen und Autodächern, sich aber in nichts auflöst, wenn er auf das unfreundliche Moskauer Pflaster fällt. Manche Flocken schafften es nicht einmal bis dorthin, wurden von Aufwinden erfasst, wenn sie an Straßenlaternen vorbeischwebten, und kreiselten im künstlichen Licht wieder nach oben, als hätten sie es sich anders überlegt. Es war kalt – nicht richtig kalt, noch nicht, aber um die null Grad. Wer im Bereich der Zurückgewiesenen stand, zog die Hände in die Ärmel hoch, was uns wie eine Schar von Amputierten aussehen ließ. Diverse Gangster, manch ein Geheimdienstoberst und mittlere Beamte des Finanzministeriums wurden von den Türstehern durchgewinkt, jeder mit seinem persönlichen, hochhackigen Harem im Gefolge. Ich war verstimmt und peinlich berührt, wollte aufgeben und wieder gehen. Dann kam der Kosak.
    Er kam mit zwei, drei Männern und vier hochgewachsenen jungen Frauen. Ich rief ihm zu, und er blieb hinter seinen Freunden zurück, die bereits durch die Samtvorhänge ins Innere gingen. Es war einer jener Augenblicke, in denen Bereiche des Lebens, die sich eigentlich fremd bleiben sollten, zusammentrafen, fast, als begegnete man seinem Chef im Foyer eines Kinos oder im Umkleideraum eines Schwimmbades.
    »Guten Abend«, sagte er an mich gewandt, starrte aber meine Begleitung an. »Nicht schlecht.«
    »Guten Abend«, erwiderte ich.
    Ich hatte den Kosaken zuletzt erst vor ein paar Tagen gesehen. Er war in den Paweletskaja-Turm gekommen, um Papiere zu unterschreiben, Versprechungen zu machen, zu rülpsen und sich damit einverstanden zu erklären, dass wir einen Inspektor benannten, der alle paar Wochen zum Ölterminal fuhr und bestätigte, dass das Bauvorhaben nach Plan verlief. So sollte garantiert werden, dass die Rückzahlungen geleistet werden konnten und dass es, wie der von uns aufgesetzte Vertrag mit zahlreichen Details untermauerte, für die Banken etwas zu holen gab, falls der Kosak und seine Freunde ihren Verpflichtungen nicht nachkommen konnten. Der entsprechend angewiesene Inspektor sah aus wie ein kleiner Maulwurf und hieß Wjatscheslaw Alexandrowitsch. Wir hatten schon vorher mit ihm bei der Finanzierung eines Hafenausbaus an der Schwarzmeerküste zusammengearbeitet.
    »Wollen Sie mich nicht vorstellen?«
    »Natürlich, verzeihen Sie«, sagte ich. »Dies sind Mascha und Katja, zwei Freundinnen.«
    »Enchanté«,
sagte der Kosak. »Und welche von Ihnen ist Nicholas’ Frau?«
    Er hatte meine kleine Lüge, dass ich verheiratet sei, längst durchschaut, doch schien es ihm nichts auszumachen. Ich lief rot an. Katja kicherte. Mascha gab ihm die Hand. Soweit ich weiß, war dies das einzige Mal, dass sie sich trafen, und in gewisser Weise bin ich froh darum. Irgendwie vereinfacht es die Dinge für mich, diese Erinnerung an Mascha und den Kosaken, die sich die Hand geben.
    »Probleme?«, fragte er mich.
    »Nein«, sagte ich.
    »Ja«, korrigierte mich Mascha. Wie immer wirkte sie ruhig, entschlossen und selbstbewusst. Auch das gefiel mir an ihr.
    »Eine Sekunde«, sagte der Kosak.
    Er ging zu der Blonden mit dem Headset, kehrte uns aber den Rücken zu, so dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Ich sah nur seine Schulter, die in unsere Richtung zuckte, woraufhin die Frau zu uns hinüberblickte. Er redete, ihre Miene fiel in sich zusammen, dann ließ sie den Kopf sinken, redete in ihr Headseat und winkte mich zu sich.
    Der Kosak sagte: »Genießen Sie den Abend!«
    Weißt du, in manchen Actionfilmen sieht man, wie Soldaten aussehen, wenn sie durch ein Nachtsichtgerät beobachtet werden – eingehüllt von einer Art glühendem Wärmeschimmer. Ich glaube, so sah der Kosak ständig aus. Von ihm ging eine Aura der Gewalt aus, die unsichtbar, aber trotzdem für alle zu sehen war.
    »Danke«, sagte ich.
    »Gern geschehen«, erwiderte der Kosak.
    Wir gaben uns die Hand; er hielt meine einen Moment zu lang, zwei Sekunden vielleicht, bloß damit ich wusste, dass er es konnte, falls er es wollte. »Grüßen Sie mir meinen Freund Paolo«, sagte er.
    Drinnen war eine Tanzfläche mit drei Bühnentänzern, zwei energischen, barbusigen Schwarzen, zwischen ihnen ein Zwerg mit einem Tigertanga. Katja zeigte zur Decke. Zwei nackte Frauen, goldbesprüht, damit sie wie Putten aussahen, und mit angeschnallten Flügeln,

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