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Die Eiskrone

Die Eiskrone

Titel: Die Eiskrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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herumschleichen. Vater muß die Deformer umsetzen, um ein größeres Gebiet abzusichern. Sind sie vielleicht hinter der hier her? Wenn ja, dann verpassen wir ihr eine Gehirnwäsche und lassen sie irgendwo liegen, wo man sie finden kann. Dann sind wir unsere Sorgen los.«
    »Nein«, widersprach Roane.
    »Was nein?« fragte er wütend.
    »Weder Gehirnwäsche, noch liegenlassen. Das ist nämlich die Prinzessin Ludorica.«
    »Mir ist egal, was sie ist! Du kennst die Vorschriften ebenso gut wie ich. Du hast sie schon gebrochen, weil du dich mit ihr eingelassen hast. Was hast du alles ausgeplaudert?« Er fingerte an seinem Stunner herum, und Roane überlief es eiskalt.
    Sie zog ihren kleinen Stab aus dem Gürteletui. »Versuche nur, ihr eine Gehirnwäsche zu verpassen, Sandar, dann brenne ich dir deine Waffe aus der Hand! Laß sie sofort fallen! Oder soll ich dir lieber ein paar Finger abbrennen? Ich meine es ernst!«
    In ungläubigem Erstaunen starrte er sie an, aber er schien zu begreifen, daß sie zu allem entschlossen war. Zweimal hatte sie Sandar erst bewiesen, daß sie auch einen festen Willen hatte, aber das hatte ihm genügt.
    »Weißt du auch, was du tust?« fragte er mit kalter Stimme, aber sein Finger entfernte sich langsam vom Auslöseknopf des Stunners.
    »Ich weiß es ganz genau. Wirf mir die Waffe herüber!« Ihr Stab zitterte nicht. Der Energievorrat war vielleicht nicht mehr groß, weil sie ja damit die Kette der Prinzessin durchschnitten hatte, aber der Rest genügte noch, um Sandar einen gehörigen Denkzettel zu verpassen. Sie hatte es satt, sich immer und unter allen Umständen der Willkür von Vater und Sohn Keil zu fügen. Sie fühlte sich nicht mehr hilflos und unterlegen.
    Sie wußte, daß sich dieses neue Freiheitsbewußtsein erst während der letzten Schulung voll entwickelt hatte, und hier auf Clio wirkte es sich nun aus. Sie gab offen zu, daß sie weniger wußte, als ihr Onkel und Sandar, aber sie wußte, daß sie ein Mensch mit eigenen Rechten war, nicht ein von ihnen programmierter Roboter.
    Natürlich stellte sie diese Überlegungen nicht bewußt an, doch bewußt stemmte sie sich gegen Sandar. Seine Hartherzigkeit Ludorica gegenüber hatte ihren Widerstand ausgelöst.
    Sandar warf seinen Stunner weg. Roane hielt die Prinzessin fest, angelte mit dem Fuß nach der Waffe und hob sie auf.
    »Sind jetzt die Männer hier in der Nähe?« fragte sie.
    »Solange die Deformer arbeiten, halten sie sich in achtungsvoller Entfernung, das weißt du. Lange können wir diese Abwehr aber nicht durchhalten. Wir müssen rasch handeln.«
    »Gut.« Roane schob ihren Stab in das Futteral zurück und hob den Stunner. »Wir gehen jetzt. Du trägst sie.«
    »Das geht nicht«, widersprach er. »Du weißt, daß Vater Befehlsgewalt hat und seinen Weisungen widerspruchslos zu gehorchen ist. Und bei uns hast du nichts mehr zu melden, verstanden?«
    Roane konnte über ihre Zukunft nachdenken, sobald sie Zeit dazu hatte; jetzt gab es viel Wichtigeres zu überlegen. Die Prinzessin mußte ein Dach über dem Kopf haben und vor ihren Feinden in Sicherheit gebracht werden.
    »Du trägst sie«, wiederholte sie bestimmt.
    Und das tat er auch. Innerlich jubelte sie über Sandars Fügsamkeit, aber sie vergaß trotzdem nicht, den Höhlenausgang wieder mit einem Erdrutsch zu verschließen. Das, was dort drinnen lag, war so wichtig und wertvoll für sie, daß es ein Geheimnis bleiben mußte. Vielleicht wurde es einmal ihr allerletzter Trumpf.
    Trotz der aufgestellten Deformer ging Sandar kein Risiko ein, sondern bewegte sich rasch weiter, obwohl er vom Gewicht der Prinzessin belastet wurde. Roane folgte ihm und verwischte sorgfältig alle Spuren hinter sich.
    Onkel Offlas war nicht im Lager. Roane befahl Sandar, die Prinzessin in ihre eigene Zelle zu bringen. Dort zog sie ihr die nassen, zerfetzten Kleider aus und steckte sie in den geheizten Schlafsack. In dem Moment kam der Lagerchef herein.
    »Wer ist sie?« fragte er barsch.
    »Die Prinzessin Ludorica, Thronerbin von Reveny.«
    »Und ihre Geschichte?« Er hatte schon ein aufnahmebereites Band bei sich. Roane mußte also ihr eigenes Todesurteil aussprechen. Was hätte sie anderes tun können? Sandars Vorschlag war indiskutabel.
    In der knappen, präzisen Art, die man ihr beigebracht hatte, sprach Roane den Bericht vom Unwetter, dem Turm, in dem sie Schutz gesucht hatte, von ihrer Flucht, der Höhle, was sie dort entdeckt hatte, die Geschichte der Prinzessin von der Eiskrone –

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