Die Eiskrone
Frage zu stellen, wenn er wütend war. »Werden wir … wird der Service sie in Betrieb lassen? Sandar sagt, sie machen alle Menschen hier zu Marionetten. Das verstößt gegen eines der Vier Grundrechte.«
»Geschlossene Planeten fallen nicht unter die Grundrechte. Was der Service beschließt, ist nicht unsere Sache.«
Roane wußte, daß er für weitere Argumente jetzt nicht zu haben war, aber sie hatte trotzdem Angst vor diesen Geräten im Tunnel.
Die Psychokraten hatten die Menschen auf unbekannten Planeten in diese Experimente hineingezwungen. Als ihre unheilvolle Herrschaft zu Ende und ihre Geist-Sklaven befreit waren, blieben die Ergebnisse ihrer Manipulationen ein warnendes Beispiel für die ganze Menschheit. Roane wäre über eine solche Entdeckung auch dann in Zorn geraten, wenn sie Ludorica oder Colonel Imfry niemals begegnet wäre. Wenn auch die Menschen auf Clio seit Generationen von Maschinen versklavt wurden, so hatte sie doch Waffen, mit denen sie dagegen kämpfen konnte. Sandar mochte sie Marionetten nennen, aber sie hatte bei ihnen gelebt. Es waren warmherzige Menschen und viel wertvollere als jene, mit denen sie nun zum Lager rannte.
Mag der Service seine Entscheidungen fällen, aber wie lange mochte es dauern, bis sich hier etwas änderte? Reddick tat sicher genau das, was er angedroht hatte, und Nelis Imfry wurde aus dem Weg geschafft.
Und die Prinzessin mit der Krone – wie sehr hatte sie sich zum Bösen verändert! Ludorica verdiente Besseres als eine solche Sklaverei. Unablässig beschäftigte sich Roane mit solchen Gedanken. Die dunkle Zukunft Revenys und der neuen Königen betrübte sie zutiefst.
Sandar schob sie in das Lager und ging sofort wieder weg, um die Deformer einzusammeln. Onkel Offlas übersah sie. Er ging zum Kommunikator, um nach eingelaufenen Nachrichten zu sehen. Es schien aber nichts gekommen zu sein.
Er setzte sich und zog das Aufnahmegerät heraus. Als er den Stecker anschließen wollte, entdeckte er die besprochene Kassette. »Du hast eine Aufnahme gemacht«, stellte er fest.
»Ja, als ich zurückkam.« Roane verspürte so etwas wie einen kleinen Triumph. Das, was sie auf das Band gesprochen hatte, konnte er nicht löschen.
Es war nicht einmal zornig, eher interessiert. »Und was hast du berichtet? Wie du dich eingemischt hast?« Vielleicht wollte er es wirklich gerne wissen. Ihr war ein wenig wohler zumute. Vielleicht konnte ihr Bericht zukünftige Entscheidungen beeinflussen, wenn sie auch im Moment nicht zu helfen vermochte.
Sie dachte an Imfry und wie sie ihn zuletzt gesehen hatte – erschöpft, verwundet, gefesselt und in der Hand seiner Feinde. Wie sollte sie ihm helfen können?
»Ich habe nur geschildert, was mit mir selbst geschehen ist«, antwortete sie, und dann nahm sie allen Mut zusammen. »Dieser Herzog Reddick will den Colonel töten lassen. Die Prinzessin ist manipuliert. So etwas wie ein übler Fluch scheint auf ihr zu liegen. Der Colonel ist ihr Freund, aber sie hat ihn zum Tode verurteilt. Es war aber nicht sie, sondern die Maschine hat sie dazu gezwungen! Wir können doch nicht zulassen, daß sie das tut!«
An sich erwartete sie, daß Onkel Offlas alles, was sie sagte, mit einer gleichgültigen Handbewegung vom Tisch wischte, aber das tat er nicht, sondern er musterte sie voll wachem Interesse. »Du hast dieses Volk gern, nicht wahr? Fühlst du dich diesen Menschen verwandt?«
»Ja.«
»Hm. Du hast erst kürzlich eine sehr intensive Schulung mitgemacht. Das könnte die Erklärung dafür sein, daß du solchen Einflüssen zugänglicher bist, auch wenn sie von Fremden ausgehen. Ich glaube Beweise dafür zu haben, daß diese Installationen ziemlich viel Ähnlichkeit mit Sendeeinrichtungen haben. Ich bin auch überzeugt davon, daß der Service dein ungewöhnliches Benehmen damit erklärt, sobald dein Bericht vorliegt. Du könntest ihnen sogar recht nützliche Informationen geben. Aber weitere Einmischungen kommen natürlich nicht in Frage.
Selbst wenn wir es könnten, dann dürften wir diese Maschinen nicht abstellen. Seit Jahrhunderten beeinflussen sie die Menschen auf Clio, und sie haben sich ganz bestimmt so sehr daran gewöhnt, daß der Ausfall dieser Kontrolle recht unheilvoll werden könnte. Hast du dir das schon überlegt?«
Roane blinzelte. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wie weit diese Kontrollen in das Leben der Menschen auf Clio eingreifen konnten. Aber die Vermutung des Onkels war wirklich nur eine Vermutung. Sie wußten natürlich
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