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Die Eiskrone

Die Eiskrone

Titel: Die Eiskrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Hand.
    Sein Gesicht sah sie nicht, aber er hielt ihre Finger wie mit einer Eisenklammer fest. »Du bist … ja in die … Wand hineingegangen«, wisperte er verwirrt.
    »Nein, durch eine Öffnung. Mach die Augen zu und versuche nicht zu schauen. Komm mit.« Vielleicht konnte er nur den hellen Lichtfleck nicht überwinden, weil er auf ihn programmiert war; sie hielt es für möglich, daß er im Raum selbst sehen konnte.
    Sie zog ihn mit sich. »Hebe jetzt den Fuß. Hier ist eine Stufe«, warnte sie.
    Wie ein Blinder tappte er an der Wand entlang, und sie zog ihn an der Hand mit sich. Endlich stand er im Raum.
    »Mach die Augen auf und schau dich um«, flüsterte sie.
    Das tat er. In seinem Gesicht zuckte es. »Hier ist es stockdunkel«, stellte er bestürzt fest.
    »Seht!« Roane spähte in den Gang zwischen den Säulen. Niemand schien hier zu sein.
    »Ich sehe nichts, gar nichts«, wiederholte er.
    »Mach noch einmal die Augen zu.«
    Roane zog ihn mit zur ersten Säule.
    Die beschrieb sie ihm mit möglichst einfachen Worten. »Du stehst jetzt vor einer Platte, die in die Säule eingelassen ist. Diese Platte ist von einem Lichterkranz umgeben, die in einer bestimmten Reihenfolge und in verschiedenen Farben aufleuchten. Oben auf der Säule sitzt eine kleine Krone von der Größe deiner Faust. Sie scheint aus Flammen geformt zu sein und glüht leuchtendrot, als brenne sie.«
    »Die Flammenkrone von Leichstan!« rief er.
    »Und jetzt gib mir beide Hände.« Sie mußte sich eng an seinen Rücken drängen, um seine Finger zur Platte hinaufheben zu können, damit er die Umrisse der Landkarte und der Lichter ertasten konnte. »Fühlst du etwas?« fragte sie.
    »Ja! Das hier sind also die Lichter? Und wo ist die Krone?«
    »Sie ist zu hoch oben. Soweit können wir nicht hinaufreichen.«
    »Und wo ist die Kronensäule von Reveny?«
    »Hier …« Sie führte ihn zu einer anderen Säule und beschrieb ihm genau, was sie sah.
    »Und sage mir auch alles von den anderen Säulen«, bat er.
    Das tat sie. Ab und zu berührte er eine, als wolle er sich davon überzeugen, daß sie wirklich dastand. Zum Schluß standen sie vor der toten Säule. Da sie selbst nicht leuchtete, richtete sie den Strahl ihrer Lampe auf die Krone.
    Was früher einmal schimmernde Muscheln gewesen waren, sah jetzt faulig-grün aus. »Es ist wirklich die Krone von Arothner«, bestätigte er. »Du hast alle mir bekannten Nationen erwähnt. Sind das alle Säulen?«
    »Ja.«
    »Und du glaubst, daß von hier aus unsere Nationen und unsere Gedanken regiert werden, daß Königreiche groß werden und vergehen …«
    »Ja, das glauben wir.« Nun identifizierte sie sich wieder mit dem Service. »Die Unterlagen der Psychokratenhierarchie wurden zwar zum allergrößten Teil vernichtet, aber wir konnten die verbliebenen Informationen zu einem verständlichen Bild zusammenfügen. Wir selbst haben Computer, die diesen Maschinen ähnlich sind. Zwischen der Säule und der echten Krone muß eine Art Radioverbindung bestehen.«
    »Das würde sehr viel erklären«, meinte er nachdenklich. »Unsere Vergangenheit ist voll von Rätseln. Roane …« Er drehte sich um und hatte die Augen weit offen. Sie stand unmittelbar vor ihm, doch erschien sie nicht zu sehen. »Du hast recht, Roane. Das hier ist die schwärzeste Schlechtigkeit. Es ist besser, in einem Chaos zu versinken, als in einer solchen Sklaverei zu leben. Ich habe selbst gesehen, welchem Zwang die Königin unterlag. Als sie die Krone in der Hand hielt, war sie ein ganz anderer Mensch. Dieses Ding hier hat ihre Persönlichkeit verändert. Das muß ein Ende haben!«
    In diesem Moment spürte Roane den Energiestoß eines eingeschalteten Deformers.
    »Schnell!« Sie zerrte an seiner Hand und zog ihn mit hinter die Säule, die am weitesten vom Eingang entfernt war. Die Energiewellen wurden stärker und folgten rascher aufeinander.
    »Hier ist etwas«, sagte er. »Ich habe das Gefühl, daß ich hier weggehen muß.«
    »Ja, ich weiß. Das ist ein Schutzgerät, ein Deformer. Wenn sie hier …« Sie selbst konnte wahrscheinlich durchbrechen, aber Imfry?
    Eine Gestalt erschien in der Türöffnung – Sandar! Er huschte in den Raum und verschwand im Dunkel hinter den Säulen. Also mußte er vermuten, daß sie hier war. Sicher war er auch mit einem Stunner bewaffnet. Ein Knopfdruck – und sie waren erledigt. Sie konnte nur hoffen, daß er hier zwischen den Säulen die Waffe nicht anzuwenden wagte.
    Sie drückte warnend Imfrys Arm. Seine

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