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Die Eiskrone

Die Eiskrone

Titel: Die Eiskrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Hitherhow.«
    »Sollten wir es nicht wagen?«
    »Ich weiß auch nicht, ob das Boot schon da war. Wenn nicht, dann werden Onkel Offlas und Sandar ihre Waffen benützen, um uns …«
    »Hast du nicht diese Waffe auch bei mir verwendet? Ja, ich habe ein wenig davon geschmeckt. Das müssen wir riskieren. Ich glaube, wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    »Willst du jetzt sofort gehen? Ehe der Sergeant und Mattine zurückkommen?«
    »Ich glaube, für unser Vorhaben sollten wir so wenig wie möglich sein. Aber wir wollen bis zum Morgen warten. Schlaf, Roane.«

 
16
     
    Ein befehlender Ruf schien Roane aufzuwecken, obwohl völlige Stille herrschte. Draußen war graue Dämmerung. Imfrys Arm lag noch um ihre Schulter. Sie hatten sich während der Nacht aneinandergeschmiegt. Er schlief noch.
    Seine Wangen waren mit dunklen Bartstoppeln bedeckt, aber im Schlaf sah er viel jünger aus und irgendwie schutzlos. In seinem Gesicht zeichneten sich Linien des Schmerzes ab, vielleicht auch die der Last, Entscheidungen fällen zu müssen, aber jetzt waren sie nur schwach zu erkennen. Etwas hatte Roane ihm nicht von ihrem Traum erzählt – von jenem Gesicht, das sie an dessen Ende gesehen hatte.
    Es war nicht Ludoricas Gesicht gewesen oder das Reddicks, aber es hatte sie zur Tat aufgerufen.
    Hatte Nelis damit recht, daß sie seit ihrer Landung auf Clio einem fremden Einfluß unterlag? Onkel Offlas würde verächtlich von Aberglauben sprechen, der auf zurückgebliebenen Welten daheim sei.
    Auf vielen Welten war sie dem Glauben an höhere Mächte begegnet. Sie hatte in Tempeln gesehen, wie die Menschen diese Mächte anbeteten, und sie hatte erlebt, daß gewisse Zeremonien in diesen Tempeln den Menschen Frieden und Sicherheit bescherten. Es gab viele Götter und Göttinnen, namenlose Geister und Kräfte, und alle schienen ein Teil jenes höchsten Wesens zu sein, an das sich die menschliche Rasse so verzweifelt klammerte und immer noch klammert. Der Mensch mußte an etwas glauben – oder er fühlte sich unsicher.
    Und nun dieser Gedanke, daß sie unter dem Einfluß solcher Kräfte stand! Roane beneidete alle, die einen solchen Glauben hatten, die sogar an die Hüter zu glauben vermochten als jene, an die man sich wenden konnte, wenn man Hilfe suchte.
    Was dann, wenn mit diesen Einrichtungen der ganze Glaube eines Planeten zerstört wurde? Was konnte die entstehende Leere ausfüllen?
    Phantasien … Roane schüttelte den Kopf. Hätte man im Service jemals auch nur vermutet, daß sie solche Überlegungen anstellen könnte, dann wäre sie schon längst in einer Schule zur psychischen Umerziehung gelandet.
    Der Gedanke ließ sie zusammenzucken. Um sich davon abzulenken, sah sie über die abbröckelnden Mauern des alten Forts hinaus. Am Himmel zeigte sich schon ein rotgoldener Schimmer. Die Sonne ging auf.
    »Nelis …« Vorsichtig entzog sie sich seinem Arm, der sie während der dunklen Stunden festgehalten hatte. Dann öffneten sich seine Augen und blinzelten in das frühe Morgenlicht.
    »Es dämmert«, sagte Roane.
    »Es dämmert«, wiederholte er, richtete sich auf und streckte sich.
    »Deine Medizinen haben Wunder gewirkt«, sagte er und betastete die Plastahaut an seiner Schulter, ehe er die Jacke anzog, die der Sergeant für ihn zurückgelassen hatte. »Sag, Roane, hast du noch etwas von dieser merkwürdigen Nahrung bei dir?«
    »Noch genug«, lachte sie und öffnete ihre Tasche. Als erstes sah sie ihre Nachtbrille. Wie hatte sie die vergessen können? Mit ihrer Hilfe hätten sie schon nachts aufbrechen können. Und dann das Werkzeug. Sie mußte jetzt die letzte Energiepackung einlegen.
    »Ist das auch eine deiner seltsamen Waffen?« fragte er.
    »Nicht ganz. Aber dieses Gerät hat dich aus deinem Käfig befreit. Man kann es zum Schneiden und Graben verwenden, es bricht Stein und schmilzt Metall … Aber ich habe nicht die richtige Energiequelle dafür. Die hier ist eigentlich für die Lampe bestimmt, aber sie muß genügen.« Sie befestigte den Deckel wieder und legte das Werkzeug weg. Er nahm es in die Hand.
    »Und das hier ist jetzt deine beste Waffe?« fragte er weiter.
    »Es gibt viel wirksamere Waffen, aber auf geschlossene Welten dürfen wir sie nicht mitnehmen.«
    Er verglich seine Waffe, mit der kompakte Projektile verschossen wurden, mit der ihren. »Dein Volk bearbeitet das Metall, wie wir es nie tun könnten. Wir reiten Duocorns, und ihr reist zu den Sternen. Wie ist es, wenn man den Schritt von einer Welt zur anderen tut,

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