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Die Eiskrone

Die Eiskrone

Titel: Die Eiskrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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dessen Gesicht konnte Roane nicht erkennen, aber es war anzunehmen, daß diese beiden dem hohen Adel angehörten.
    Die Dorfbewohner standen vor ihren Häusern und begrüßten die Reiter. Die Manne schwenkten Hüte und Mützen, die Frauen knicksten. Die Reiterin hob grüßend die Hand.
    Die Reittiere waren Duocorns aus Astria, ein Beweis dafür, daß diese Menschen hier Siedler waren aus einem anderen Teil der Galaxis. Die Reittiere, die Roane hier sah, waren hellfarbiger und kleiner als alle, die sie bisher gekannt hatte. Die Form ihrer Hörner ließ sich aber nicht verkennen, auch nicht das typische Tänzeln.
    Die Gruppe ritt nun in den Hof der Burg oder Festung ein. Vor dem Haupttor stiegen die Frau und der grüngekleidete Mann ab. Er verbeugte sich tief vor ihr und bot ihr die Hand, worauf die Frau sie mit den Fingerspitzen berührte. Roane war entzückt, denn sie erlebte hier eine Szene, die aus einem uralten Film zu stammen schien. Diese Menschen in ihren prächtigen Kleidern kamen ihr unwirklich vor.
    In der Gewißheit, die Ankunft der Prinzessin Ludorica miterlebt zu haben, zog sie sich zurück. Wer der Mann neben ihr war, ahnte sie nicht einmal. Es konnte jeder edle Revenianer sein, vom Herzog Reddick abwärts.
    Auch den Rückweg durfte sie nicht in gerader Linie zurücklegen, und deshalb geriet sie in den furchtbaren Sturm. Plötzlich war es um sie herum nachtschwarz, und hätte sie nicht ihre Nachtlinsen gehabt, wäre sie bestimmt in die Irre gelaufen. Roane war schon auf vielen Welten gewesen und hatte zahllose Regen- und Sandstürme erlebt, aber nun bekam sie Angst.
    Sie mußte irgendwo einen Unterschlupf finden. Die Turmruine! Mit äußerster Anstrengung kämpfte sie sich ihr entgegen. Der Wind peitschte ihr den Regen ins Gesicht und riß Äste von den Bäumen. Grelle Blitze zuckten über den Himmel, und der dröhnende Donner hallte gespenstisch von den Hügeln zurück. Sie suchte Schutz unter einem dicken Baum, der sich aber unter der Wucht des Sturmes bog.
    Was sollte sie nun tun? In ihrer unmittelbaren Nähe schlug ein Blitz ein. Roane schrie und brach durch dichtes Gebüsch. Da sah sie unmittelbar vor sich den Eingang zum Turm.
    Keuchend lief sie hinein. Ihre Kleidung war zwar wasserdicht, aber der Regen rann ihr über Kopf und Gesicht. Sie schaltete ihre Lampe ein, allerdings nur mit dem schwächsten Strahl, um sich innerhalb des Gemäuers umzusehen.
    Zu ihrem Erstaunen entdeckte sie einige Möbel.
    Der Tisch bestand aus einem dicken Block dunkelroten, mit Goldadern durchzogenen Stein und war mit dickem Staub bedeckt. Die Platte war mit roten und weißen Vierecken eingelegt und schien für ein schachähnliches Spiel bestimmt zu sein. Die Tischfüße bildeten große, abgerundete Steinbrocken.
    Zwei Stühle waren praktisch nur massive Kisten mit hohen, geschnitzten Lehnen. Auch die Armstützen wiesen reiche Schnitzereien auf, die sich auf einer schweren an der Wand stehenden Truhe wiederholten. In der Ecke führte eine Treppe nach oben. Sie bestand aus dem gleichen Stein wie die Mauern, war etwas heller als der Stein des Tisches und von einer matten Rostschattierung. Die Treppe hatte kein Geländer.
    Zwei Ständer aus rostigem Material reichten Roane etwa bis zur Schulter und trugen schalenförmige Lampen. Auf dem Boden lagen hereingewehte Blätter, Erdkrümel und Steinchen.
    Roane stieg die Steinstufen hinauf und leuchtete in die dunkle Öffnung. Im Oberstock angekommen, stellte sie fest, daß ein weiteres Stockwerk entweder absichtlich abgetragen oder in sich zusammengefallen war.
    Auch der Oberstock war möbliert – zwei Lampen ähnlich denen vom Unterstock, eine Truhe und auf einer niederen Estrade ein Bettgestell, das einer langen Kiste glich und aus dem gleichen Holz hergestellt war wie die Stühle unten. Die moderigen Reste von Decken und Bettlaken bedeckten den Boden der Bettkiste.
    Statt Fenstern gab es nur schmale Mauerschlitze, durch die der Sturm Regenschwaden trieb. Ein Blitz füllte den engen Raum mit blendender Helle, und ihm folgte ein rumpelnder Donner, der den ganzen Turm erschütterte. Roane ließ vor Schreck ihre Lampe fallen, kauerte sich in einen Winkel und drückte die Hände an die Ohren. Ein so entsetzliches Unwetter hatte sie noch nie erlebt. Sie wagte ihren Unterschlupf nicht zu verlassen.
    Nach ungefähr einer Stunde ließ der Sturm ein wenig nach, und sie faßte sich wieder. Onkel Offlas und Sandar mußten sich im Lager oder in dessen Umgebung befinden. Konnte das Lager

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