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Die Eismumie

Die Eismumie

Titel: Die Eismumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga
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seine Beziehung zu der Geisel, die unorthodoxe Art seiner Berichte gegenüber der FBI-Führung, genauso wenig seine Methode, wie er zu der Schlussfolgerung gekommen war, dass Ackerman wieder nach Alaska gefahren war, in den Lake Clark National Park, jenen Ort, an dem er auf den Eismann gestoßen war.
    In Wahrheit wäre nämlich die Realität jener hektischen zwölf Stunden nach der Entdeckung von Maura Countys verwüsteter Eigentumswohnung einem Gericht nur schwer zu erklären gewesen.
    An jenem Abend fuhr Grove auf direktem Weg zum San Francisco International Airport und hatte Glück. Es gab noch einen letzten Flug nach Anchorage, der um neunzehn Uhr einundvierzig starten sollte. Es gelang Grove, die Angestellte am Schalter davon zu überzeugen, dass er dort oben in Alaska dringende Regierungsgeschäfte wahrzunehmen hatte und daher in aller Eile durch die Sicherheitskontrollen geschleust werden musste. Seinen Revolver hatte er im Gepäck verwahrt, und er winkte kurz mit einer alten Visitenkarte des FBI, die er in seiner Brieftasche gefunden hatte. Man ließ ihn in letzter Minute an Bord.
    Er konnte nicht wissen – zumindest nicht mit Sicherheit –, ob Maura County noch am Leben war oder ob Ackerman sich tatsächlich nach Alaska zurückgezogen hatte. Vom Parkplatz der Autovermietung am Flughafen aus rief er ganz kurz einen alten Freund im FBI-Hauptquartier in Washington an, um sich zu erkundigen, ob in der dortigen Funkzentrale oder in den Zentralen von San Francisco, Portland, Seattle oder Anchorage irgendetwas gemeldet worden war, das nach Sun City roch. Norman Pokorny, Groves Freund, wusste zu berichten, dass es Dutzende von Anrufen gegeben hatte, vielleicht sogar hundert oder mehr im Laufe des gesamten Tages, in denen von auffälligen Personen, die Ackerman ähnlich sahen, oder von verdächtigen Verhaltensmustern berichtet wurde, die man mit ihm in Zusammenhang hätte bringen können. Aber Commander Simms und die Außenbüroleiter im pazifischen Nordwesten hatten den Großteil der Anrufe als dumme Streiche eingestuft oder hielten es für sinnlos, ihnen nachzugehen. Grove hatte Pokorny gefragt, ob es auch irgendwelche ernst zu nehmenden Anrufe gegeben hatte, und Pokorny hatte erwidert, er wissen nur von zweien. Eine Meldung war von einem Staatspolizisten aus Oregon gekommen, der den als gestohlen gemeldeten Lieferwagen eines Schildermalers auf dem Highway Nummer 5 wegen Geschwindigkeitsübertretung hatte anhalten wollen. Der Wagen war ihm entwischt. Später jedoch war eine Meldung von der Royal Canadian Police in British Columbia eingegangen, derzufolge ein Fahrzeug, auf das die Beschreibung passte, auf einer Landstraße eine Straßensperre durchbrochen hatte.
    Grove brauchte nicht lange, um die Informationen vor seinem geistigen Auge in Verbindung zu bringen und das Kidnapping in San Francisco, die Beobachtung des Staatspolizisten auf dem Highway und schließlich die Straßensperre in einer Linie zu visualisieren, die geradewegs nach Alaska führte. Aber auch ohne die Berichte der Augenzeugen wäre Grove in den rauen hohen Norden, den Schauplatz des ursprünglichen Verbrechens, zurückgekehrt, denn er glaubte, dass Alaska der einzige Ort auf der Welt war, an dem er die Chance hatte, seinen Fall zu lösen. Aber es hätte absolut keine Möglichkeit gegeben, dies jemandem – am allerwenigsten dem FBI – zu erklären, ohne für verrückt gehalten zu werden.
    Es war Grove schmerzlich bewusst, dass er sämtliche Richtlinien und Verhaltensmaßregeln seiner Zunft verletzte, weil er nicht das FBI zu Hilfe rief, den Tatort in Corte Madera verlassen hatte und diese wahnwitzige Reise über Hunderte von Meilen rein intuitiv unternahm. Aber er hatte diese Eingebung gehabt. Er wusste, was der Eismann vom Mount Cairn vor sechstausend Jahren auf dem Berg getan hatte. Vielleicht wusste er sogar, was all diese Mumien getan hatten: Mörder gejagt.
    Grove glaubte inzwischen, dass alle in der Hitze der Verfolgungsjagd in einen Hinterhalt geraten waren. Vielleicht hatte der Killer kehrtgemacht und war ihnen unerwartet entgegengekommen. Die Pose der Leichen blieb noch ungeklärt. Father Carrigans Theorie, dass es sich um eine «Anrufung» handelte, wollte ihm nicht so recht einleuchten. Aber das war inzwischen unwichtig. Grove glaubte, dass es nur eine Chance gab, Maura zu retten. Eine Chance, diese Sache zum Ende zu bringen. Eine einzige Chance.
    Etwas, das die Leute vom FBI-Büro – ganz zu schweigen von den Reportern,

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