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Die Eismumie

Die Eismumie

Titel: Die Eismumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga
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könnten. Mir ist bewusst, dass ich Sie mit meinem Anliegen überrumpele und sicherlich dringendere Aufgaben auf Sie warten. Sollte es Ihnen daher nicht möglich sein, sich an meinem Projekt zu beteiligen, so habe ich dafür Verständnis. Falls ein außergewöhnliches Vorhaben jedoch Ihre Neugierde weckt, dann lesen Sie bitte weiter.
    Wahrscheinlich haben Sie bereits von der Mumie gehört, die man vor gut einem Jahr am Mount Cairn im Lake Clark National Park in Alaska entdeckt hat. Radiokarbon-Untersuchungen haben ergeben, dass dieser neolithische Mann aus der frühen bis mittleren Kupferzeit stammt. Es ist der besterhaltene Fund seiner Art, der je gemacht worden ist. Der weitaus spannendste Aspekt an dieser Entdeckung betrifft jedoch die Todesursache dieses Menschen.
    Zunächst wurde angenommen, dass der Eismann eines natürlichen Todes gestorben sei. Die Forscher vermuteten, er sei abgestürzt oder schlicht zu erschöpft gewesen, um in einer solchen Höhe zu überleben. Doch auf den jüngsten Röntgenaufnahmen der Mumie wurden Verletzungen entdeckt, die sich der Mann unmöglich selbst zugefügt haben kann. Experten hegen daher mittlerweile den Verdacht, dass der Eismann einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Oder um es geradeheraus zu sagen: Er wurde ermordet.
    Im Anhang dieser Mail finden Sie Diagramme und Analysen, welche die exakte Position der Leiche zeigen, die Verletzungen, die Todesursache sowie einen faszinierenden Beitrag von einem FBI-Profiler, der Überlegungen zur Vorgehensweise und zu möglichen Motiven des Mörders anstellt.
    Ich habe selbst einige Artikel zu diesem Thema geschrieben. Während meiner Recherchen stieß ich auf eine Datenbank, die das FBI eingerichtet hat. Unter dem Akronym VICAP (Violent Criminal Apprehension Program) wird die Datenbank genutzt, um mit Hilfe von Kreuzverweisen die Ermittlungen zu ungelösten, aktuellen Serienmorden voranzutreiben. Der Mord an dem Eismann liegt nun mehr als sechstausend Jahre zurück, und Sie können sich sicherlich vorstellen, dass die Ermittlungen in einem solchen Fall nicht einfach sind. Wieso nicht alle Kräfte bündeln und eine ähnliche Datenbank über die Geschehnisse der Vorzeit einrichten? Warum sollte man nicht eine Art von archäologischem VICAP-Programm erstellen, das sämtliche belegten Daten über Mumien vergleicht?
    Hier kommen Sie und Ihr Institut ins Spiel. Ich möchte Sie oder einen Ihrer Mitarbeiter einladen, uns über ähnliche Todesfälle zu berichten, auf die Sie im Zuge Ihrer Forschungen gestoßen sind. Sie müssen sich dabei nicht unbedingt auf die Kupferzeit konzentrieren. Jedes frühe Zeitalter ist relevant. Ich interessiere mich besonders für die Todesursachen, die man bei der Untersuchung von mumifizierten sterblichen Überresten gefunden hat und die mit dem beigefügten Modus Operandi übereinstimmen oder ihm zumindest nahe kommen.
    Zu guter Letzt noch ein Hinweis: Falls Sie planen sollten, uns zu besuchen, lassen Sie es mich bitte wissen, denn wir könnten behilflich sein, für Sie und Ihre Mitarbeiter Unterkünfte zu finden, und Ihnen darüber hinaus die Gelegenheit bieten, die Redaktionsbüros des Discover Magazine zu besuchen. Wir planen bereits eine Konferenz, und sollten Sie Interesse haben, daran teilzunehmen, lassen Sie es mich bitte wissen.
     
    Vielen Dank im Voraus.
    Mit freundlichen Grüßen
    Maura County Contributing Editor Class Mark Publishing
    415-567-1259 (Büro)
    415-332-1856 (Handy)
     
    Die beiden FBI-Agenten hielten Michael Okuda den ganzen Tag über auf Trab. Sie verlangten alle erdenklichen Informationen über die Leute, die in den ersten Tagen nach der Entdeckung des Eismannes auch nur im Entferntesten mit der Mumie zu tun gehabt hatten – einschließlich der Bergwanderer, der Parkaufsicht, des Deputys und des Sheriffs. Sie wollten auch die Daten des Laborfahrers, der die Mumie zur Universität gebracht hatte, und die der Forschungsassistenten, die geholfen hatten, das Fundstück zu säubern und für die Analyse vorzubereiten. Ja, sie erkundigten sich sogar nach den Schaulustigen, die Namen und Adressen hinterlassen hatten. Außerdem erbaten Grove und Zorn ein eigenes Büro mit einer abhörsicheren Telefonleitung. Ein Raum war schnell gefunden – in den unteren Etagen des Schliemann-Gebäudes befanden sich eine ganze Reihe verlassener Kammern –, aber die abhörsichere Telefonleitung stellte Okuda vor ein Problem. Er musste ein fünfzehn Meter langes Duplex-Kabel in den Archivraum verlegen und

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