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Die Eismumie

Die Eismumie

Titel: Die Eismumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga
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verschwunden.
    Ich informierte Pinsky, dass die Ackermans den Körper gefunden hatten und im Streifenwagen von Nick warteten.
    Pinsky kniete neben der Leiche und sah zu mir auf «Glauben Sie, die haben auch das beste Stück von diesem armen Teufel da oben gefunden?»
    «Bitte?»
    «Na, seinen Pimmel, seinen Penis.» Er deutete auf den Unterleib der Mumie.
    Pinsky untersuchte die Leiche noch mehrere Minuten lang und trug dann Nick auf, jemanden von der Abteilung für Physische Anthropologie vom College in Anchorage herzuschaffen. Der junge Mann machte sich kurz ein paar Notizen und brauste dann, sichtlich begeistert über diesen ‹Spezialauftrag›, mit seinem Streifenwagen in Richtung Stadt davon.
    Nun war es an Pinsky und mir, mit den Schaulustigen fertig zu werden, die sich an dem Absperrband versammelt hatten. Zudem hatten wir nun die Ackermans am Hals; Nick hatte sie natürlich aus seiner Obhut entlassen, bevor er losgefahren war. Pinsky gab sich redlich Mühe mit den Leuten, aber Helen Ackerman machte es ihm nicht leicht. Die lange Wartezeit im unbequemen Streifenwagen hatte ihre Stimmung auf einen neuen Tiefpunkt fallen lassen. Sie hatte nicht das geringste Interesse, ein polizeiliches Verhör über sich ergehen zu lassen, und gab vor, noch wichtige Termine an diesem Nachmittag zu haben.
    Pinsky hatte irgendwann genug von ihrem Gezeter und gab klein bei. Er ließ die Ackermans gehen, trug ihnen aber auf, sich zu seiner Verfügung zu halten. Helen Ackerman stampfte eiligen Schrittes davon, Richard folgte ihr wie ein treuer Schoßhund. Pinsky und ich saßen noch eine Weile auf der Motorhaube seines Wagens und unterhielten uns über den seltsamen Fund.
    Es dauerte noch eine Dreiviertelstunde, bis Nick endlich mit jemandem vom College kam. Der junge Mann hieß Michael Okuda, ein junger Asiate. Er begrüßte Pinsky und mich und wanderte dann mit seinem kleinen Rucksack hinüber zu der Leiche. Wir folgten ihm und beobachteten, wie er sich hinkniete und damit begann, die Mumie zu untersuchen.
    «Und, was halten Sie davon?», fragte Pinsky Okuda nach seiner Einschätzung.
    Der junge Mann murmelte irgendwas, ohne den Blick von der Leiche zu wenden.
    «Heilige Scheiße!», rief er plötzlich aus und berichtete uns dann, was er festgestellt hatte.
    Pinsky und ich sahen uns wortlos mit erstauntem Blick an.
    Michael Okuda hatte uns soeben erklärt, dass diese Leiche womöglich etliche Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende alt war.
     
    Grove sah auf seine Armbanduhr. Es war bereits kurz nach neun. Er hatte fast eine Stunde hier im Archivraum gesessen und das Tagebuch der Nationalparkwächterin wieder und wieder gelesen. Mehr als ein Gefühl der Ratlosigkeit hatte ihm die Lektüre nicht gebracht.
    Das Haustelefon stand auf einem Aktenschrank auf der anderen Seite des Raums. Grove ging hinüber und wählte Okudas Nummer. Er meldete sich schon beim ersten Klingeln.
    «Wo kann ich die Ackermans erreichen?», sagte Grove in den Hörer.
    «Wen?» Okuda klang verschlafen.
    «Die Wanderer, die den Eismann gefunden haben.»
    «Ach so, die Ackermans… genau.»
    «Ich würde gerne mit ihnen reden.»
    Nach einer Pause sagte Okuda: «Ich bin sicher, dass wir hier irgendwo eine Kontaktadresse haben. Geben Sie mir eine Minute. Ich bringe sie Ihnen.»
    «Prima. Danke.»
    Grove legte auf und ging hinüber zu dem Aktenregal, aus dem Okuda das Tagebuch geholt hatte. Vielleicht gab es noch andere Augenzeugenberichte. Er hockte sich neben die Reihen dicht an dicht gedrängter Ordner und neigte den Kopf, um die seitlich angebrachten Beschriftungen zu lesen, die zum größten Teil in dem kryptischem Kode abgefasst waren, den die Abteilungen für den Schriftverkehr untereinander benutzten: PALEO-3-XX-ID, PERSONAL EAX-4-03, QUANT – OX. Groves Magen verkrampfte sich plötzlich, und ihm wurde schwindlig. Außer Kaffee hatte er noch nichts zu sich genommen, seit er mit dem Nachtflug aus Vegas zurückgekommen war. Und an Schlaf war in der Maschine ohnehin nicht zu denken gewesen; immer wieder war er den Fall in Gedanken durchgegangen. Er musste etwas essen und er musste mit Tom Geisel und Maura County reden. Aber all das konnte er auch noch später erledigen. Er hatte endlich einen Zugang zum Sun-City-Fall gefunden. Seit langer Zeit glaubte er wieder daran, dass ihm der Durchbruch doch gelingen könnte. Dennoch gemahnte ihn seine Erfahrung zur Vorsicht. Diese Morde waren in keiner Weise mit denen zu vergleichen, die er in der Vergangenheit

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