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Die Eismumie

Die Eismumie

Titel: Die Eismumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga
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ersten Anzeichen des Großraums Portland – Tankstellen, Angelshops, Warenhäuser, die bei diesem miesen Wetter einsam und verlassen wirkten. Sie erreichten die Abfahrt Columbia und bogen nach Westen auf eine schmale Zubringerstraße ab, die am Fluss entlangführte und sich durch Fischerstädtchen in Richtung Bundesstaatsgrenze schlängelte.
    Schon bald erahnten sie die ersten Anzeichen von Chaos in den regenfeuchten Strahlenkränzen aus rotem und blauem Licht, das wie eine unheilvolle Festtagsbeleuchtung aufblitzte. Zorn hatte schon erwähnt, die Situation am Tatort sei außer Kontrolle, aber ein derartiges Durcheinander hatte Grove nicht erwartet. Es sah aus wie ein Schauplatz, den Dante auf seiner Reise in die sieben Höllenkreise hätte beschreiben können. Am Straßenrand parkten mindestens zwei Dutzend Streifenwagen. Sie waren kreuz und quer abgestellt worden, und einige von ihnen steckten im Matsch fest. Ihre Hinterräder drehten durch und ihre Heckpartien schleuderten hin und her, sodass der Dreck in alle Richtungen spritzte. Ein Meer aus Regenschirmen wogte entlang der nördlichen Straßenseite und den angrenzenden Hang hinauf. Hunderte von Zuschauern hatten sich versammelt. Die Absperrkette war so gut wie aufgelöst, und lange Schlangen des gelben Bands flatterten im Regen und Wind.
    «Es ist schlimmer, als ich dachte», murrte Zorn vom Rücksitz und drückte sich den Cowboyhut fest auf die schimmernde Glatze.
    Flannery schaltete ihr Fernlicht ein und dann wieder aus, an und aus, an und aus, an und aus, während sie sich der Straßensperre näherte, die sich langsam aufzulösen drohte. Ein dicker Mann in Jägerweste hastete durch die Lichtkegel ihrer Scheinwerfer. Jemand brüllte ärgerlich. Eine Stimme krächzte unverständlich durch ein Megaphon.
    «Geben Sie sich freundlich und ganz natürlich», mahnte Grove, als sich ein Staatspolizist im durchsichtigen Regenumhang aus Plastik vor Flannerys Fenster aufbaute. Sie kurbelte es herunter und wollte gerade etwas sagen.
    «WO ZUM TEUFEL WOLLEN SIE HIN?», schnauzte der Polizist sie an.
    Sie seufzte und zeigte ihm kurz das Abzeichen, das sie als Ermittlerin der Bundespolizei auswies. Dann bedachte sie den Mann mit einem Blick, der hätte töten können. «Noch immer was dagegen, dass wir reinfahren, Süßer?»
    Einen Moment lang sah der Polizist aus, als sei er geohrfeigt worden. Der Regen tropfte ihm vom Stetsonrand. Dann winkte er sie durch, als sei ihm ihre Zutrittsbefugnis von vornherein klar gewesen.
    Grove wappnete sich für das Kommende. Er spürte die Ausbeulung des Revolvers unter seinem Jackett. Flannery gab Gas.
    Innerhalb der Absperrung war die Lage nicht viel besser. Mindestens ein halbes Dutzend Leichenwagen standen auf dem Seitenstreifen vor dem Motel aufgereiht. An geöffneten Heckklappen und in gleißendem Licht werkelten missmutige Helfer in weißen Schutzanzügen und mühten sich damit ab, glitschig nasse medizinische Geräte ein- und auszuladen. Das mit Feinkies aufgeschüttete winzige Motelgrundstück, das mit Plastikmüllsäcken und völlig durchnässten Bettlaken übersät war, hatte durch die Regenfluten die Konsistenz von verkochtem Haferschleim angenommen. Ermittler in durchweichten Mänteln sprangen über Pfützen und bahnten sich den Weg zwischen Grüppchen aus Streifenpolizisten in gelben Regenmänteln. Silberne Stroboskopblitze von den Kameras der Forensiker zuckten in unregelmäßigen Abständen auf, ergänzt von gelegentlichen Gewitterblitzen.
    Flannery fand einen Parkplatz zwischen einem der Leichenwagen und einem Lichtmast an der äußersten südwestlichen Ecke des Grundstücks. «Fangen wir bei der ersten Reihe an», sagte Grove, stieß seine Tür auf und öffnete bedächtig seinen Regenschirm. «Und dann arbeiten wir uns weiter nach außen vor.»
    Es blitzte wieder, als Grove aus dem Jeep stieg. Die feuchtkalte Luft umfing ihn sofort. Einen Augenblick lang betrachtete er mit zusammengekniffenen und brennenden Augen durch den Regenschleier hindurch das Gebäude und staunte über die deprimierende Gleichheit dieser Orte. Wie viele dieser heruntergekommenen Absteigen fanden sich an den ländlichen Straßen Amerikas? Und warum sahen sie alle gleich aus? Unabhängig davon, ob die Motels zu einer großen Kette gehörten oder im Privatbesitz waren so wie dieses, warben sie doch alle mit denselben Neonschildern aus derselben Fabrik, hatten dieselben kratzigen Sofabezüge und dieselbe geschmacklose Farbgestaltung – Kacheln in

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