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Die Eismumie

Die Eismumie

Titel: Die Eismumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga
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Jurastudent im ersten Semester in der Lage gewesen wäre, den Täter zu überführen. Zusätzliche Ermittlerteams wurden eingesetzt, um die Gegend zu durchkämmen. Bereits zur Mittagszeit waren Streifenpolizisten zu Fuß auch auf Raststätten, Busdepots, Bahnhöfe und Flughäfen angesetzt worden. Das lag jetzt zwei Stunden zurück, und bisher war noch kein Ergebnis zu verzeichnen. Niemand hatte gesehen, dass auffällige Autos am Motel parkten. Niemandem von der Nachtschicht in einer der benachbarten Firmen war aufgefallen, dass irgendwelche sonderbaren Männer während der Nachtstunden in der Gegend herumlungerten. Es war so, als hätte Ackerman seine Untat begangen und sich dann in Luft aufgelöst. In den dunklen Wald ging er. Zu Großmutters Haus – holladri-hia hollodriho!
    Grove sah zu Agent Flannery, die mit zusammengekniffenen Augen in den Regen hinausspähte, während sie den Jeep durch eine Haarnadelkurve lenkte. «Ich könnte sehr gut Ihre Hilfe am Tatort gebrauchen, Agent Flannery», sagte Grove schließlich, «wenn es Ihnen recht wäre.»
    «Dafür bin ich da.»
    «Wie spät haben Sie es, Agent Flannery?»
    Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. «Zehn nach zwei. In ungefähr fünf Minuten müssten wir da sein.»
    «Okay, ich bin sicher, Olympia macht die Spurensicherung sehr gut.»
    «Ja, klar.»
    «Daran sind wir im Augenblick auch nicht interessiert, okay?»
    «Okay.»
    «Wir werden heute am Tatort etwas ganz anderes unter die Lupe nehmen – das ist es, was ich im Grunde sagen möchte.»
    Die Frau bedachte ihn mit einem Seitenblick. «Sie werden sich etwas ganz anderes anschauen als Beweismittel?»
    «Ich bin darauf angewiesen, dass Sie verstehen, was ich sagen will, und ich brauche am Tatort Ihre Hilfe.»
    Sie kaute etwas schneller auf ihrem Kaugummi. «Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen helfe, müssen Sie schon ein wenig deutlicher werden.»
    Grove schaute zu Terry Zorn, der mit seinem Cowboyhut auf dem Schoß und dem kahlen Schädel, auf dem noch immer Regentropfen perlten, irgendwie Ähnlichkeit mit einem Ölmillionär hatte. «Wir werden uns die Schaulustigen etwas näher ansehen, Ma’am», eröffnete Zorn.
    Agent Flannery sagte nichts.
    «Ich nehme an, es wird da draußen eine ganze Galerie neugieriger Zaungäste geben», sagte Grove.
    Die Lady kaute sogar noch schneller. «Sie werden sich also die Gaffer ansehen.»
    «Korrekt.»
    «Weil Sie meinen, dass er immer noch am Tatort ist», sagte sie leise und kaute heftiger als je zuvor.
    «Das ist er wahrscheinlich nicht», sagte Grove.
    «Ist ja auch nur eine Theorie», fügte Zorn aus der Dunkelheit des Rücksitzes hinzu.
    «Wir haben es hier mit einer organisierten Persönlichkeit zu tun, Agent Flannery», erläuterte Grove. «Ich will damit sagen, bei diesen Kerlen geht es immer ums Ego.»
    Ein gleißender Magnesiumblitz erleuchtete den Korridor aus Bäumen und den einsamen Highway, ja sogar das Innere des Jeeps, als hätte jemand ein Blitzlichtfoto gemacht. Grollender Donner schloss sich dem Blitz an.
    «Okay, sehr gut», sagte die stämmige Frau, und ihre einzige Reaktion bestand darin, dass sie den Rücken etwas steifer gegen die Lehne des Fahrersitzes presste – abgesehen vom hektischen und lautstarken Kauen an ihrem Juicy-Fruit.
    Zorn meldete sich vom Rücksitz: «Sie werden unsere Vorhut bilden, Ma’am.»
    «Wie bitte?»
    Grove sah sie an. «Sobald wir am Tatort auftauchen, werden alle mit uns reden und ihren Senf dazugeben wollen. Wir brauchen Sie sozusagen zum Abschirmen. Können Sie mir folgen?»
    «Ja, Sir.»
    «Sie müssen uns etwas Zeit verschaffen und uns die Detectives vom Hals halten, während wir uns die Leute genauer ansehen. Verstehen Sie?»
    «Ich glaube schon, ja.»
    «Ich möchte gerne», fuhr Grove fort, «dass es den Anschein hat, als würde ich mich um den Tatort kümmern, während ich in Wirklichkeit die Zuschauermenge in Augenschein nehme.»
    «Kapiert.»
    «Agent Flannery, Sie müssten also – wenn Sie sich dem gewachsen fühlen – beide Seiten an der Nase herumführen. Vermitteln Sie den Zuschauern den Eindruck, als würden Zorn und ich Hinweise suchen und dergleichen, und lenken Sie gleichzeitig die Detectives und Leichenbeschauer ab. Halten Sie uns die vom Leib.»
    «Ich könnte mir vorstellen, dass ich das schaffe, Agent Grove.»
    Grove lächelte ihr zu. «Daran habe ich keinen Zweifel.»
     
     
    Fünf Minuten später durchquerten sie die Außenbezirke von Vancouver und sahen hinter dem Regenvorhang die

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