Die Eisprinzessin schläft
löste bei Erica einen frustrierten Aufschrei aus.
»Neeeiiin! Nicht noch ein Sportfanatiker! Warum, um Himmels willen, kann ich nicht einen Mann finden, der clever genug ist, zu begreifen, daß es eine ganz normale Beschäftigung ist, einen Ball über den Rasen zu treiben - ja, wenn man fünf ist! Oder der sich zumindest ein bißchen skeptisch zu der Frage verhält, welchen Nutzen die Menschheit von jemandem hat, der über eine Latte zwei Meter hoch in die Luft springen kann.«
»Zwei fünfundvierzig.«
»Was heißt zwei fünfundvierzig?« sagte Erica mit einer Stimme, die andeutete, daß die Antwort sie nicht sonderlich interessierte.
»Der Weltbeste, Sotomayor, springt zwei fünfundvierzig hoch. Die Frauen springen gut zwei Meter.«
»Ja, whatever.« Sie sah ihn mißtrauisch an. »Hast du Eurosport?«
»Klar.«
»Super Channel, also nicht wegen der Filme, sondern wegen dem Sport?«
»Klar.«
»TV 1000 aus demselben Grund?«
»Klar. Aber um ganz genau zu sein, habe ich TV 1000 aus zwei Gründen.«
Erica schlug scherzhaft nach ihm. »Habe ich was vergessen?«
»Jaah, TV 3 bringt ‘ne Menge Sport.«
»Ich muß sagen, mein Radarsystem für Sportfanatiker ist wirklich gut entwickelt. Neulich habe ich einen unglaublich öden Abend bei meinem Kumpel Dan verbracht, wo ich mir ein olympisches Eishockeyspiel ansehen mußte. Ich verstehe wirklich nicht, wie man es interessant finden kann, daß in dicke Watte verpackte Jungs einem kleinen schwarzen Ding hinterherjagen.«
»Das ist auf jeden Fall bedeutend lustiger und auch produktiver, als von früh bis spät durch irgendwelche Kleiderläden zu ziehen.«
Als Antwort auf diesen unmotivierten Angriff auf das größte Laster ihres Lebens rümpfte Erica die Nase und schnitt Patrik eine Fratze. Dann bemerkte sie, daß seine Augen plötzlich stumpf wurden.
»Scheiß.«
Er setzte sich stocksteif im Bett auf. »Bitte?«
»Verdammte Scheiße noch mal.« Erica sah ihn groß an.
»Wie konnte mir so was entgehen?« Er klopfte sich mehrmals mit der Faust gegen die Stirn.
»Hallo, ich bin hier! Könntest du mir mal sagen, wovon du redest?«
Erica fuchtelte demonstrativ mit den Händen vor seinen Augen.
Patrik verlor einen Moment die Konzentration, als er bemerkte, wie diese Geste ihre bloßen Brüste zum Hüpfen brachte. Dann sprang er rasch aus dem Bett, splitternackt wie ein Neugeborener, und stürzte die Treppe hinunter. Er kam wieder nach oben, ein paar Zeitungen in der Hand, setzte sich aufs Bett und begann hektisch darin zu blättern. Erica hatte ihr Fragen zu diesem Zeitpunkt aufgegeben und beobachtete ihn nur interessiert.
»Aha!« rief Patrik voller Triumph. »Was für ein Glück, daß du deine alten Fernsehbeilagen nicht weggeworfen hast.« Er wedelte mit einer Zeitschrift vor Ericas Augen. »SchwedenKanada!«
Noch immer schweigend, begnügte sich Erica damit, fragend ihre Brauen zu heben.
Frustriert versuchte Patrik zu erklären. »Schweden schlug Kanada bei einem OS-Spiel. Freitag, den fünfundzwanzigsten Januar. Im vierten Programm.«
Sie schaute ihn noch immer verständnislos an. Patrik seufzte.
»Alle planmäßigen Sendungen waren wegen des Spiels gestrichen. Also kann Anders an jenem Freitag nicht nach Hause gekommen sein, als die Serie anfing, denn sie ist nicht gelaufen. Verstehst du?«
Langsam ging Erica auf, wovon er redete. Anders hatte kein Alibi mehr. Selbst wenn es nur ein schwaches Alibi gewesen war, so durfte die Polizei sich nicht einfach darüber hinwegsetzen. Jetzt konnten sie Anders aufgrund des Materials, das sie bereits besaßen, wieder festsetzen. Patrik nickte zufrieden, als er sah, daß Erica begriff.
»Aber du glaubst doch nicht, daß Anders der Mörder ist?« sagte Erica.
»Nein, das tue ich zwar nicht. Aber einerseits kann ich mich manchmal vielleicht vertun, auch wenn ich verstehe, daß du dir das nicht recht vorstellen kannst.« Er blinzelte ihr mit einem Auge zu. »Und andererseits, also falls ich mich nicht irre, würde ich jede Wette eingehen, daß Anders bedeutend mehr weiß, als er erzählt. Jetzt haben wir die Möglichkeit, ihn härter unter Druck zu setzen.«
Patrik machte sich im Schlafzimmer auf die Suche nach seinen Sachen. Sie lagen überall verstreut, aber das alarmierendste war, daß er die Socken noch immer anhatte. Schnell stieg er in die Hose und hoffte, daß Erica die Sache in der Hitze der Leidenschaft auch nicht bemerkt hatte. Man sah nicht eben wie ein Sexgott aus, wenn man weiße Frotteesocken mit
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