Die Eisprinzessin schläft
diese Hilda gehört und versuchten uns immer vorzustellen, wie sich die harte Gerte wohl auf der nackten Haut anfühlte. Und die kleinen Kinder taten uns leid, denen es so schlimm ergangen war.«
Erica schaute Patrik an. Dann sagte sie: »Verstehst du jetzt, warum es mir so das Herz zerreißt, wenn ich daran denke, das Haus zu verkaufen. Wenn wir das tun, bekommen wir es nie, nie wieder zurück. Die Sache wäre unwiderruflich. Mir wird übel bei der Vorstellung, daß irgendwelche reichen Stockholmer hier reingestiefelt kommen und damit anfangen, die Fußböden abzuschleifen und neue Tapeten mit Muschelmuster an die Wände zu kleben, ganz zu schweigen von dem Panoramafenster, das sich schneller, als ich auch nur >geschmacklos< sagen kann, hier in der Veranda befände. Wer würde sich darum kümmern, die Bleistiftstriche auf der Innenseite der Speisekammertür zu bewahren, wo Lina Jahr für Jahr angezeichnet hat, um wieviel die Kinder gewachsen waren? Oder wen würde es interessieren, die Briefe zu lesen, in denen Kapitän Jansson seinen Frauen, die das Kirchspiel kaum verlassen hatten, zu beschreiben versuchte, wie es in der Südsee aussieht? Ihre Geschichte wäre ausradiert, und dann wäre dieses Haus hier nichts anderes als … eben ein Haus. Irgendeins. Zwar ein unglaublich schönes, aber eins ohne Seele.«
Sie hörte, daß sie ins Plappern kam, aber aus irgendeinem Grund war es ihr wichtig, daß Patrik sie verstand. Sie schaute ihn an. Er beobachtete sie intensiv, und ihr wurde warm unter seinem Blick. Irgend etwas passierte. Es war ein Augenblick des absoluten Einvernehmens, und bevor sie noch wußte, was geschah, saß Patrik dicht neben ihr, und nach sekundenlangem Zögern drückte er seine Lippen auf die ihren. Zuerst spürte sie nur den Geschmack des Weins, der an ihrer beider Lippen haftete, aber dann schmeckte sie Patrik. Vorsichtig öffnete sie den Mund und fühlte seine Zungenspitze suchend an der ihren. Der ganze Körper war wie elektrisiert.
Einen Moment später wurde es fast unerträglich, und Erica stand auf, nahm ihn an der Hand, und ohne ein Wort zu sagen, führte sie ihn nach oben ins Schlafzimmer. Sie legten sich aufs Bett, küßten und streichelten einander, und ein Weilchen später begann Patrik mit fragendem Blick die Knöpfe auf dem Rücken ihres Kleides zu öffnen. Sie gab ihre schweigende Einwilligung, indem sie die Knöpfe an seinem Hemd öffnete. Ihr fiel plötzlich ein, daß die Unterwäsche, für die sie sich entschieden hatte, nicht gerade die war, in der sie sich Patrik beim ersten Mal zeigen wollte. Auch die Strumpfhose, die sie anhatte, war bei Gott nicht gerade das aufreizendste Kleidungsstück. Die Frage war nur, wie sie aus Strumpf- und Miederhose kommen sollte, ohne daß Patrik sie zu Gesicht bekam. Erica setzte sich abrupt auf.
»Entschuldige, ich muß nur erst aufs Klo.« Sie stürzte ins Bad und schaute sich gehetzt um. Sie hatte Glück, ein Stapel sauberer Kleidungsstücke, die sie noch nicht hatte wegpacken können, lag auf dem Wäschekorb. Mühsam wand sie sich aus der eng sitzenden Strumpfhose und legte sie zusammen mit dem Tantenschlüpfer in den Korb. Dann streifte sie einen dünnen weißen Spitzenslip über, der sich mit dem BH sehr gut machen würde. Sie zog das Kleid wieder über den Po und nutzte die Gelegenheit, ihr Aussehen im Spiegel zu kontrollieren. Die Haare waren zerwühlt und lockig, und die Augen hatten einen fiebrigen Glanz. Ihr Mund war röter als normal und leicht geschwollen von all den Küssen, und wenn sie es selbst sagen durfte, dann sah sie tatsächlich ziemlich sexy aus. Ohne die Stützhöschen war der Bauch nicht so platt, wie sie gewünscht hätte, und sie zog ihn ein und streckte statt dessen die Brust heraus, als sie zu Patrik hineinging, der in derselben Stellung da lag, in der sie ihn verlassen hatte.
Die Kleidungsstücke an ihnen wurden immer weniger, eins nach dem anderen landete auf dem Fußboden. Das erste Mal war nicht so phantastisch, wie es in Liebesromanen stets beschrieben stand, sondern es war genauso eine Mischung aus starken Gefühlen und peinlicher Bewußtheit, wie sie für das wirkliche Leben typisch waren. Während ihre Körper explosionsartig auf die Berührung durch den anderen reagierten, waren sie sich ihrer Nacktheit zugleich deutlich bewußt, machten sich Sorgen wegen kleiner Mängel und befürchteten, es könnten peinliche Geräusche entstehen. Sie waren ungeschickt und ängstlich, weil sie nicht wußten, was dem
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