Die Eisprinzessin schläft
wegzog.«
Patrik nickte nachdenklich. Es waren wertvolle Informationen, die Annika da ausgegraben hatte, aber im Moment gaben sie nur neue Rätsel auf. Wo hatte sich Familie Carlgren zwischen 1977 und 78 aufgehalten? Eine ganze Familie konnte nicht einfach verschwinden. Die Spuren waren da, man mußte sie nur finden. Zugleich war da ganz sicher noch mehr.
»Hast du wirklich keine andere Lücke in ihrem Lebenslauf gefunden? Können ihre Prüfungen an der Universität nicht von jemand anderem gemacht worden sein? Oder kann ihre Galeriepartnerin den Laden nicht vielleicht eine Zeitlang allein geführt haben? Nicht, daß ich dem, was du herausgefunden hast, nicht traue, aber könntest du die Angaben vielleicht trotzdem noch mal unter die Lupe nehmen? Und kontrolliere in den Krankenhäusern, ob irgendeine Alexandra Carlgren oder Wijkner dort ein Kind geboren hat. Fang mit den Kliniken in Göteborg an, und wenn du da nichts findest, dann geh weiter raus ins Land mit Göteborg als Ausgangspunkt. Es muß irgendwo eine Information dazu geben. Ein Kind kann sich nicht in Luft auflösen.«
»Kann sie das Kind nicht im Ausland bekommen haben? Zum Beispiel in der Internatszeit? Oder in Frankreich?«
»Ja, natürlich, warum habe ich daran nicht gedacht! Schau nach, ob du etwas über die internationalen Kanäle erfahren kannst. Und dann versuche irgendeine Möglichkeit aufzuspüren, die uns hilft herauszufinden, wohin Carlgrens verschwunden waren. Pässe, Visum, die Botschaften. Irgendwo muß es Angaben dazu geben.«
Annika notierte, was das Zeug hielt.
»Übrigens, ist einer der anderen schon auf was Vernünftiges gestoßen?«
»Ernst hat Bengt Larssons Alibi kontrolliert, und das ist okay, also ihn können wir streichen. Martin hat mit Henrik Wijkner telefoniert und nichts Neues über die Verbindung zwischen Anders und Alex erfahren. Er wollte sich bei Anders’ Saufkumpanen umhören, vielleicht hat Anders ihnen ja was erzählt. Und Gösta . Gösta sitzt in seinem Zimmer, bemitleidet sich selber und versucht genug Energie aufzubringen, um nach Göteborg zu fahren und Carlgrens zu befragen. Ich tippe darauf, daß er sich frühestens Montag dazu aufrafft.«
Patrik seufzte. Wollten sie diesen Fall hier lösen, war es wohl das beste, daß er sich nicht auf seine Kollegen verließ, sondern all die notwendige Kleinarbeit selbst erledigte.
»Du denkst nicht daran, Carlgrens direkt zu fragen? Vielleicht ist ja gar nichts Suspektes an der Geschichte. Vielleicht gibt es ja eine natürliche Erklärung«, sagte Annika.
»Die Angaben zu Alex kommen von ihnen. Aus irgendeinem Grund haben sie zu vertuschen versucht, was sie zwischen 77 und 78 gemacht haben. Ich werde mit ihnen reden, aber erst will ich ein bißchen mehr in der Hand haben. Ihnen soll keine Chance bleiben, sich herauszuwinden.«
Annika lehnte sich zurück und lächelte hinterhältig. »Und wann hören wir die Hochzeitsglocken läuten?«
Patrik sah ein, daß sie nicht die Absicht hatte, diesen Leckerbissen so leicht wieder loszulassen. Also galt es, sich damit abzufinden, daß man die nächste Zeit hier im Revier als Quelle der Unterhaltung diente.
»Naja, dafür ist es ja wohl doch ein bißchen früh. Vielleicht sollten wir erst mal eine Woche zusammen gewesen sein, bevor wir einen Termin in der Kirche buchen.«
»Sooo, ihr seid also zusammen.«
Er begriff, daß er mit offenen Augen direkt in die Falle getapst war. »Nein, oder doch, ja, das sind wir vielleicht . Ich weiß nicht, bisher fühlen wir uns gut, wenn wir zusammen sind, aber das alles ist so wahnsinnig frisch, und vielleicht verschwindet sie ja bald wieder nach Stockholm, äh, ich weiß nicht. Das muß dir erst mal genügen.« Patrik wand sich wie ein Wurm.
»Also okay, aber ich wünsche einen fortlaufenden Bericht darüber, wie es läuft, hast du verstanden?« Annika drohte mit dem Finger.
Er nickte resigniert. »Ja, ja, du erfährst, wie es läuft. Ich verspreche es. Zufrieden?«
»Ja, das muß wohl erst mal genügen.« Sie stand auf, umrundete den Schreibtisch, und noch ehe er sich versah, war er von ihren Armen gefangen und wurde an die üppige Brust gedrückt.
»Ich freue mich so für dich. Sieh zu, daß das hier gutgeht, Patrik. Versprich es.«
Sie preßte ihn noch einmal fest an sich, was seine Rippen zum Protestieren brachte. Da er im Moment über keine Luft verfügte, konnte er nicht antworten, aber sie betrachtete sein Schweigen offenbar als Bestätigung und gab ihn frei, doch erst nachdem
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