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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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und wurde von einem der Männer bewacht, der sehr erleichtert war, als wir kamen. Ich scheuchte den Polizisten weg und ging allein zu Jan hinein, um ihn, wie ich glaubte, zu trösten und von dort wegzuholen. Seine Hände bewegten sich unentwegt in der Dunkelheit, aber es war nicht zu sehen, was er machte. Doch als ich näher kam, bemerkte ich, daß er an etwas auf seinem Schoß herumfingerte. Es war eine Schachtel Streichhölzer. Mit unverhohlenem Entzücken sortierte er die Streichhölzer, schwarze, abgebrannte in die eine Hälfte der Schachtel und rote, unverbrauchte in die andere. In seinem Gesicht war die reinste Freude zu lesen. Das ganze Kind leuchtete wie von einer inneren Glut. Das war das Schrecklichste, was mir in meinem Leben je begegnet war, Patrik. Immer noch kommt es vor, daß ich dieses Gesicht vor mir sehe, wenn ich mich abends schlafen lege. Als ich zu ihm hinkam, nahm ich ihm vorsichtig die Schachtel aus den Händen. Da blickte er zu mir hoch und sagte: >Sind sie jetzt tot?< Nur das. >Sind sie jetzt tot?< Dann kicherte er und ließ sich bereitwillig aus dem alten Stall führen. Das letzte, was ich gesehen habe, als wir von dort weggingen, war eine Decke, eine Taschenlampe und ein Berg Kleider in einer Ecke des Gebäudes. Da begriff ich, daß wir am Tod seiner Eltern mitschuldig waren. Wir hätten viele Jahre früher reagieren müssen.«
    »Hast du das irgend jemandem erzählt?«
    »Nein, was hätte ich sagen sollen? Daß er seine Eltern umgebracht hat, nur weil ich gesehen habe, daß er mit Streichhölzern spielte? Nein, ich habe nie etwas gesagt, bis du jetzt mit deinen Fragen gekommen bist. Aber ich habe immer befürchtet, daß er auf die eine oder andere Weise bei der Polizei auffällig wird. Worin ist er jetzt verwickelt?«
    »Ich kann noch nichts sagen, aber ich verspreche, daß ich dich informiere, sobald es möglich ist. Ich bin ungemein dankbar, daß du mir das hier erzählt hast, und ich werde mich sofort um den Papierkram kümmern, damit ihr keinen Ärger kriegt.«
    Er winkte und war auch schon weg.
    Als er gegangen war, blieb Siv Persson an ihrem Schreibtisch sitzen. Die rote Brille hing an der Schnur um ihren Hals, und sie massierte sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel, während sie die Augen geschlossen hielt.
    Im selben Augenblick, als Patrik in die Schneewehen auf dem Bürgersteig trat, klingelte sein Handy. Er hatte in der schneidenden Kälte Mühe, das Teil aufzuklappen. Er hoffte, es war Erica, aber erkannte enttäuscht die Nummer der Zentrale vom Revier auf dem Display.
    »Patrik Hedström. Hallo Annika. Nein, ich bin auf dem Weg. Ja, aber warte damit, ich bin gleich da.«
    Er klappte das Handy zu. Annika war erneut erfolgreich gewesen. Sie hatte etwas in Alex’ Lebenslauf gefunden, was nicht stimmte.
    Es knirschte unter seinen Füßen, als er in eiligem Tempo in Richtung Revier lief. Der Schneepflug war in der Zeit, als er bei Siv gesessen hatte, vorbeigekommen, und der Rückweg war nicht so mühselig wie der Hinweg. Nur wenige mutige Menschen waren bei dem eisigen Wetter draußen, und die Einkaufsstraße lag verlassen da, bis auf die eine oder andere Person, die mit hochgeschlagenem Kragen und tief ins Gesicht gezogener Mütze vorüberhastete.
    Als er zur Tür hereingekommen war, stampfte er den Schnee von den Füßen, der an den Schuhen haftengeblieben war. Er mußte sich merken, daß Schnee in Verbindung mit Halbschuhen zu unangenehm feuchten Socken führte. Eigentlich hätte er sich das vorher ausrechnen können.
    Er ging direkt in Annikas Zimmer. Sie wartete schon auf ihn, und nach ihrem zufriedenen Gesicht zu urteilen, war das, was sie gefunden hatte, richtig gut.
    »Sind alle Sachen in der Wäsche, oder?«
    Patrik verstand die Frage erst nicht, aber schloß aufgrund ihres spöttischen Lächelns, daß es ein Spaß auf seine Kosten war. Der Groschen fiel dann eine Sekunde später, und er sah an sich herunter. Verdammt, er trug seit vorgestern, als er zu Erica gefahren war, ständig dieselbe Kleidung. Ihm fiel das morgendliche Schippmanöver ein, und er fragte sich, ob er nur schlecht oder furchtbar schlecht roch.
    Er murmelte irgendwas auf Annikas Kommentar und versuchte, sie so böse wie möglich anzustarren. Das fand sie nur noch amüsanter.
    »Ja, ja, schrecklich komisch. Komm jetzt zur Sache. Mach schon den Mund auf, Weib!«
    Er ließ die Faust mit gespieltem Ärger auf ihre Schreibtischplatte krachen. Eine Blumenvase reagierte sofort, kippte um, und Wasser

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