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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Verhältnissen aufwuchs?
    »Aber noch hast du das Schlimmste nicht gehört. Wir hatten nie irgendwelche Beweise dafür, aber so manches deutete daraufhin, daß die Eltern den Jungen gegen Geld oder Drogen von Männern mißbrauchen ließen.«
    Patrik fühlte, wie ihm der Unterkiefer herunterklappte. Das hier war weit abscheulicher, als er es vorgestellt hatte.
    »Wie gesagt, wir konnten es nie mit Sicherheit sagen, aber heute sehen wir beispielsweise, daß Jan sehr genau dem Bild entsprach, das, wie wir jetzt wissen, typisch für Kinder ist, die sexuell mißbraucht wurden. So hatte er große Disziplinprobleme in der Schule. Die anderen Kindern mobbten ihn, wie ich schon sagte, aber sie fürchteten ihn auch.« Siv öffnete die Akte und blätterte in den Papieren, bis sie das gefunden hatte, was sie suchte. »Hier ist es. In der zweiten Klasse hat er ein Messer in die Schule mitgebracht, mit dem er dem schlimmsten seiner Peiniger drohte. Er hat ihm sogar ins Gesicht geschnitten, aber die Schulleitung hat das Ganze vertuscht, und soviel ich sehen kann, bekam er keine Strafe. In der Folge gab es mehrere solcher Vorfälle, bei denen Jan große Aggressivität gegenüber seinen Mitschülern zeigte, aber die Sache mit dem Messer war der schlimmste. Bei einigen Gelegenheiten wurde er auch der Schule gemeldet, weil er sich ungebührlich zu den Mädchen seiner Klasse verhielt. Für sein Alter waren die sexuellen Annäherungen und Anspielungen, die er machte, äußerst fortgeschritten. Auch diese Meldungen führten zu nichts. Man wußte ganz einfach nicht, was man mit einem Kind machen sollte, das in seiner Beziehung zu den Menschen seiner Umgebung derartige Störungen aufwies. Heute hätte man sicher auf diese Zeichen reagiert und irgend etwas getan, aber du darfst nicht vergessen, daß man sich damals in den frühen Siebzigern befand. Das war eine ganz andere Welt.«
    Patrik fühlte sich völlig erledigt vor Mitleid und vor Wut darüber, daß man ein Kind so behandeln konnte. »Und nach dem Brand. Gab es dann weitere solcher Vorfälle?«
    »Nein, das ist das Merkwürdige. Nach dem Brand wurde er quasi sofort bei der Familie Lorentz untergebracht, und danach haben wir nie wieder gehört, daß Jan irgendwelche Probleme hätte. Ich bin selber ein paarmal hingefahren, um mir ein Bild von der Situation zu machen, und damals traf ich einen ganz anderen Jungen an. Er saß dort in seinem Anzug, die Haare sorgfältig gekämmt, blickte mir, ohne zu zwinkern, in die Augen und antwortete höflich auf alle Fragen. Übrigens war das ziemlich beängstigend. Eine Person verändert sich nicht über Nacht auf eine solche Weise.«
    Patrik war total verblüfft. Bisher hatte er es noch nie erlebt, daß Siv bei einem ihrer Fälle etwas Negatives auch nur angedeutet hätte. Er begriff, daß er hier weiter nachbohren sollte. Sie wollte irgend etwas sagen, aber er würde danach fragen müssen.
    »Was den Brand betrifft …« Er ließ die Worte ein Weilchen in der Luft hängen und sah, daß Siv sich auf dem Stuhl gerader hinsetzte. Das bedeutete, er war auf dem richtigen Weg. ». ich habe gewisse Gerüchte über den Brand gehört.« Er schaute sie fragend an.
    »Für Gerüchte kann ich nichts. Was hast du gehört?«
    »Daß es Brandstiftung gewesen ist. In den Ermittlungen bei uns steht sogar >höchstwahrscheinlich Brandstiftung<, doch keiner hat je eine Spur der Täter gefunden. Der Brand begann im Erdgeschoß des Hauses. Das Ehepaar Norin schlief in einem Zimmer des Obergeschosses und hatte nicht die geringste Chance. Hast du jemals gehört, ob irgend jemand die Norins so sehr gehaßt hat, daß er zu so was fähig gewesen wäre?«
    »Ja.« Sie antwortete einsilbig und so leise, daß er nicht sicher war, ob er richtig gehört hatte. Sie wiederholte es mit lauterer Stimme: »Ja, ich weiß, wer die Norins so sehr gehaßt hat, daß er sie verbrennen lassen wollte.«
    Patrik saß schweigend da und ließ sie in ihrem eigenen Tempo weiterreden: »Ich bin mit der Polizei zu dem Haus gefahren. Die Feuerwehr war zuerst vor Ort, und einer der Männer war in den Stall gegangen, um nachzusehen, ob irgendwelche Funken dorthin geflogen waren und jetzt vor sich hin schwelten. Der Feuerwehrmann fand Jan im Stall, und da er sich weigerte, das Gebäude zu verlassen, hat man uns informiert. Ich war neu im Beruf, und jetzt im nachhinein muß ich zugeben, daß ich die Sache ziemlich spannend fand. Der Junge saß im Stall, in der hintersten Ecke mit dem Rücken zur Wand,

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