Die Eisprinzessin schläft
dort aufzuräumen. Sie hörte, wie sich die Stimmen der beiden im Zimmer hoben und senkten. Dans dunkle, tiefe Stimme und Patriks etwas hellere. Die Diskussion klang zeitweise hitzig, aber als die Männer nach einer guten halben Stunde zu ihr in die Küche kamen, sah Dan erleichtert aus, während Patriks Gesicht noch immer finster wirkte. Dan umarmte Erica, bevor er ging, und gab Patrik die Hand.
»Ich melde mich, wenn wir noch mehr Fragen haben«, sagte Patrik. »Es ist möglich, daß du vorbeikommen und auch einen schriftlichen Bericht abfassen mußt.«
Dan nickte nur stumm und ging, nachdem er den beiden ein letztes Mal zugewinkt hatte.
Der Blick in Patriks Augen versprach nichts Gutes. »Mach das nie, nie wieder, Erica. Wir untersuchen hier einen Mord und müssen alles auf die richtige Weise erledigen.«
Wenn er zornig wurde, legte sich seine ganze Stirn in Falten.
Erica mußte sich beherrschen, um ihm die Falten nicht wegzuküssen. »Ich weiß, Patrik. Aber bei euch stand der Kindsvater ganz oben auf der Liste der Verdächtigen, und ich wußte, wenn er im Revier erschiene, würdet ihr ihn in einen Vernehmungsraum setzen und vermutlich kein Federlesen mit ihm machen. Dan käme damit jetzt nicht klar. Seine Frau hat die Kinder genommen und ihn verlassen, und er weiß nicht, ob sie je wieder zurückkommen werden. Außerdem hat er jemanden verloren, also Alex, die ihm, egal, wie man das sehen will, etwas bedeutet hat. Und er hat seine Trauer niemandem zeigen, mit niemandem darüber sprechen können. Deshalb dachte ich, wir könnten es erst mal so machen, daß ihr hier redet, auf neutralem Boden und ohne andere Leute von der Polizei. Ich verstehe schon, daß ihr ihn weiter verhören müßt, aber jetzt ist das Schlimmste getan. Ich bitte wirklich um Verzeihung, daß ich dich so hinters Licht geführt habe, Patrik. Glaubst du, daß du mir verzeihen kannst?«
Sie spitzte die Lippen so verführerisch, wie sie nur konnte, und schmiegte sich an ihn. Nahm seine Arme und legte sie sich um die Taille und stellte sich dann auf Zehenspitzen, um seinen Mund zu erreichen. Vorsichtig ließ sie ihre Zungenspitze zwischen seine Lippen gleiten, und es dauerte nur wenige Sekunden, bevor sie eine Reaktion verspürte. Ein Weilchen später schob er sie von sich weg und schaute ihr ruhig in die Augen.
»Für diesmal sei dir verziehen, aber mach das nicht noch mal, hörst du. Jetzt finde ich, wir sollten den Rest des Essens in der Mikrowelle aufwärmen, damit ich was gegen das Knurren in meinem Magen tun kann.«
Erica nickte, und eng umschlungen gingen sie ins Eßzimmer, wo das meiste noch unberührt auf den Tellern lag.
Als Patrik zum Revier zurück mußte und schon fast aus der Tür war, fiel Erica ein, was sie ihm noch hatte berichten wollen.
»Du weißt, ich habe dir von meiner unbestimmten Erinnerung erzählt, daß man, kurz bevor Alex weggezogen ist, über irgendwas geredet hat, das mit der Schule zusammenhing. Ich habe versucht, die Sache zu kontrollieren, bin aber nicht viel schlauer geworden. Allerdings hat man mich darauf gebracht, daß es tatsächlich einen weiteren Zusammenhang zwischen Alex und Nils Lorentz gab, ich meine außer dem, daß Karl-Erik in der Konservenfabrik angestellt war. Nils ist nämlich für ein Halbjahr als Hilfslehrer an der Schule gewesen. Ich hatte ihn nicht, aber ich weiß, daß er bei Alex’ Klasse eingesprungen ist. Keine Ahnung, ob das irgendeine Bedeutung hat, aber ich wollte es dir jedenfalls erzählen.«
»Ach, Alex hatte Nils als Lehrer.« Patrik war nachdenklich auf der Vortreppe stehengeblieben. »Wie du schon sagst, hat es vielleicht keine Bedeutung, aber im Moment sind einfach alle Verbindungen zwischen Nils Lorentz und Alex von Interesse. Wir haben nicht viel anderes in der Hand, wonach wir gehen könnten.« Er sah sie voller Ernst an. »Eine Sache, die Dan gesagt hat, gibt mir wirklich zu denken. Er hat erzählt, daß Alex in letzter Zeit viel davon gesprochen hat, daß man bei der eigenen Vergangenheit reinen Tisch machen müsse. Daß man auch wagen müsse, Dinge in Angriff zu nehmen, die einem schwerfallen, damit man weitergehen kann. Ich frage mich, ob das mit dem zu tun hat, was du sagst, Erica.«
Patrik schwieg kurz, aber kehrte dann in die Gegenwart zurück und sagte: »Ich kann Dan als Verdächtigen nicht völlig ausschließen, ich hoffe, du siehst das ein.«
»Ja, Patrik, das tue ich. Aber sei so lieb, und behandele es ein bißchen vorsichtig. Kommst du heute
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