Die Eisprinzessin schläft
sich ins Wohnzimmer, wo, wie sie wußte, Dan zu finden sein würde, auf das Sofa gefläzt, die Füße auf dem Glastisch und die Fernbedienung in der rechten Hand verankert.
»Hallo! Ich sehe, daß der Chauvi auf der faulen Haut liegt, während das Frauchen im Schweiße ihres Angesichts in der Küche schuftet.«
»Hallooo! Ja, du weißt, wenn man nur zeigt, wo es langgeht, und sein Zuhause mit fester Hand steuert, kann man die meisten Frauen in den Griff bekommen.«
Sein warmes Lächeln widersprach dem, was er sagte, und Erica wußte, wer immer es auch sein mochte, der bei den Karlssons den Ton angab, ihr Freund Dan war es jedenfalls nicht.
Sie umarmte ihn rasch und nahm dann auf dem schwarzen Ledersofa Platz, und da sie sich wie zu Hause fühlte, legte auch sie die Füße auf den Glastisch. Unter angenehmem Schweigen folgten sie eine Weile den Nachrichten des vierten Programms, und Erica fragte sich, übrigens nicht zum erstenmal, ob sie und Dan es in einem gemeinsamen Leben genauso gehabt hätten.
Dan war ihr erster Freund und ihre erste große Liebe gewesen. Die ganzen drei Jahre im Gymnasium galten sie als unzertrennlich. Doch sie hatten verschiedene Ziele im Leben gehabt. Dan wollte in Fjällbacka bleiben und Fischer wie sein Vater und Urgroßvater werden, während Erica es kaum abwarten konnte, den kleinen Ort zu verlassen. Sie hatte immer das Gefühl gehabt, hier zu ersticken, und die Zukunft lag für sie anderswo.
Sie hatten ein Weilchen versucht, die Verbindung aufrechtzuerhalten, obwohl Dan in Fjällbacka geblieben und Erica nach Göteborg gegangen war, aber ihr Leben verlief in völlig verschiedene Richtungen, und nach der schmerzlichen Trennung war es ihnen langsam gelungen, eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen, die jetzt, fast fünfzehn Jahre später, stark und innig war.
Pernilla mit ihren warmen, tröstenden Armen war in Dans Leben aufgetaucht, als er noch immer versucht hatte, mit dem Gedanken zurechtzukommen, daß Erica und er keine gemeinsame Zukunft hatten. Pernilla war da, als er es am dringendsten brauchte, und sie vergötterte ihn, was einen Teil des Vakuums ausfüllte, das Erica hinterlassen hatte. Für Erica war es schmerzlich gewesen, ihn mit einer anderen zusammen zu sehen, aber sie hatte allmählich verstanden, daß es unausweichlich so hatte kommen müssen. Das Leben ging weiter.
Jetzt hatten Dan und Pernilla drei gemeinsame Töchter, und Erica glaubte, daß sie im Laufe der Jahre eine warme Alltagsliebe zueinander aufgebaut hatten, obwohl sie manchmal zu spüren meinte, daß Dan irgendwie rastlos wirkte.
Anfangs war es für Erica und Dan auch nicht ganz problemlos gewesen, ihre Freundschaft fortzusetzen. Pernilla hatte eifersüchtig über ihn gewacht und war Erica mit tiefem Mißtrauen begegnet. Langsam, aber sicher war es Erica gelungen, Pernilla zu überzeugen, daß sie es nicht auf ihren Mann abgesehen hatte, und wenn die beiden auch nie ganz dicke Freundinnen wurden, so hatten sie doch eine entspannte und herzliche Beziehung zueinander. Nicht zuletzt aus dem Grund, weil die Töchter Erica offenbar über alles liebten. Sie war sogar Lisens Patentante geworden.
»Das Essen ist fertig.«
Dan und Erica erhoben sich aus ihrer halb liegenden Stellung und gingen in die Küche, wo Pernilla einen dampfenden Topf auf den Tisch stellte. Darauf standen nur zwei Teller, so daß Dan fragend die Augenbrauen hob.
»Ich habe mit den Kindern gegessen. Nehmt ihr jetzt, dann kümmere ich mich darum, daß sie ins Bett kommen.«
Erica fand es beschämend, daß Pernilla sich ihretwegen soviel Mühe gemacht hatte, aber Dan zuckte nur die Schultern und schaufelte sich unbekümmert eine Riesenportion von dem Gericht auf den Teller, das sich als deftiger Fischeintopf erwies.
»Wie ist es dir ergangen? Wir haben dich ja wochenlang nicht zu Gesicht bekommen.«
Die Frage klang eher bekümmert als vorwurfsvoll, aber in Erica rührte sich dennoch ein wenig schlechtes Gewissen, weil sie sich in letzter Zeit so wenig gemeldet hatte. Sie hatte den Kopf einfach mit soviel anderem voll gehabt.
»Ja, es wird langsam besser. Aber jetzt scheint es, als würde es Streit um das Haus geben«, sagte Erica.
»Wieso?« Dan schaute verwundert von seinem Teller hoch: »Anna und du, ihr liebt dieses Haus doch, und ihr seid doch immer gut miteinander ausgekommen.«
»Wir ja. Du vergißt nur, daß auch Lucas dazugehört. Er riecht Geld und kann sich eine solche Möglichkeit wohl nicht entgehen lassen. Auf Annas
Weitere Kostenlose Bücher