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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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mußte ihre Lust bezwingen, sich über den Tisch zu beugen und sie zu schütteln, damit sie mit dem, was sie verschwieg, endlich herausrückte. Ericas Interesse war unwiderruflich geweckt.
    »Sie hatte dort jemanden kennengelernt. Einen Mann. Ja, es war nicht das erste Mal, daß Alex eine Affäre hatte, aber irgendwie sagte mir mein Gefühl, daß es diesmal anders war. Zum erstenmal, seit wir uns kannten, wirkte sie fast zufrieden. Außerdem, ich weiß, daß sie sich nicht das Leben genommen haben kann. Jemand muß sie ermordet haben, daran besteht für mich überhaupt kein Zweifel.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein? Nicht mal Henrik wußte zu sagen, ob sie imstande gewesen wäre, sich umzubringen.«
    »Weil sie ein Kind erwartet hat.«
    Die Antwort überraschte Erica. »Weiß Henrik davon?«
    »Keine Ahnung. Es war auf jeden Fall nicht sein Kind. Sie haben seit vielen Jahren nicht mehr so zusammen gelebt. Und solange sie es getan haben, hat sich Alex immer geweigert, mit Henrik ein Kind zu bekommen. Trotz seiner wiederholten Bitten. Nein, als Vater des Kindes kommt nur der neue Mann in ihrem Leben in Frage - wer immer das auch sein mag.«
    »Sie hat nicht erzählt, wer es ist?«
    »Nein. Alex war, wie du zu diesem Zeitpunkt bestimmt schon begriffen hast, mit Vertraulichkeiten sehr zurückhaltend. Ich muß zugeben, daß ich ungeheuer erstaunt war, als sie von dem Kind erzählte. Die Sache ist auch einer der Gründe dafür, daß ich mir völlig sicher bin, daß sie sich nicht das Leben genommen hat. Sie war vor Glück völlig außer sich und konnte das Geheimnis einfach nicht für sich behalten. Sie liebte dieses Kind und hätte nie etwas getan, das ihm geschadet hätte, noch viel weniger hätte sie sich umgebracht. Noch nie habe ich Alexandra so lebensfroh gesehen. Ich glaube, ich hätte sie sehr gern haben können.« Der Ton ihrer Stimme war traurig. »Weißt du, ich hatte auch das Gefühl, daß sie irgendwie reinen Tisch mit ihrer Vergangenheit machen wollte. Ich weiß nicht, womit oder auf welche Weise, aber ein paar kleine Bemerkungen hier und da haben diesen Eindruck bei mir hinterlassen.«
    Die Tür in der Galerie draußen wurde geöffnet, und sie hörten, wie jemand auf der Fußmatte den nassen Schnee von den Schuhen stampfte. Francine stand auf.
    »Das ist bestimmt ein Kunde. Ich muß mich um ihn kümmern. Ich hoffe, daß ich ein bißchen helfen konnte.«
    »O ja, ich bin sehr dankbar, daß ihr beide, du und Henrik, so offen zu mir gewesen seid. Es war eine große Hilfe.«
    Sie gingen gemeinsam zur Tür, nachdem Francine dem Kunden versichert hatte, sie würde sich ihm gleich widmen. Vor einer riesigen Leinwand mit einem weißen Quadrat auf blauem Grund blieben sie stehen und gaben sich die Hand.
    »Aus reiner Neugier: Was muß man für ein solches Bild bezahlen? Fünftausend, zehntausend Kronen?«
    Francine lächelte. »Eher fünfzigtausend.«
    Erica pfiff leise durch die Zähne. »Ja, da kann man mal sehen. Kunst und gute Weine. Zwei Gebiete, die für mich das reinste Mysterium sind.«
    »Und ich kann kaum eine Einkaufsliste schreiben. Wir haben alle unsere Schwachstellen.«
    Sie lachten, und Erica zog ihren noch immer feuchten Mantel fester um sich und begab sich hinaus in den Regen.
     
    Die Nässe hatte den Schnee in Matsch verwandelt, und sie blieb sicherheitshalber etwas unter der erlaubten Geschwindigkeit. Nachdem sie fast eine halbe Stunde vergeudet hatte, um von Hisingen wegzukommen, wohin sie nun doch geraten war, befand sie sich jetzt kurz vor Uddevalla. Ein dumpfes Knurren im Magen erinnerte sie, daß sie völlig vergessen hatte, etwas zu essen. Sie bog nördlich von Uddevalla am Einkaufscenter Torp von der E6 ab und fuhr zu McDonald’s an den Drive-inSchalter. Auf dem Parkplatz, wo sie im Auto sitzen blieb, verdrückte sie rasch einen Cheeseburger und war bald wieder unterwegs auf der Autobahn. Die ganze Zeit über ging sie in Gedanken die Gespräche durch, die sie mit Henrik und Francine geführt hatte. Das, was beide ihr erzählt hatten, ergab das Bild eines Menschen, der sich mit hohen Verteidigungsmauern umgeben hatte. Besonders neugierig war sie darauf, wer der Vater von Alex’ Kind war. Francine hatte nicht geglaubt, daß es Henrik sein könnte, aber niemand wußte genau, was sich im Schlafzimmer anderer Leute abspielte, und Erica sah darin durchaus noch eine Möglichkeit. Andernfalls mußte man sich fragen, ob es tatsächlich jener Mann war, wegen dem Alex, wie Francine erzählt

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