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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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dann würde Mellberg vielleicht auf die Spur einschwenken. Das war zwar nicht sehr moralisch, aber Patrik hatte einfach das Gefühl, daß in dem vor ihm liegenden Stapel eine Verbindung zu Alex’ Tod existierte.
    Mit einem einzigen Schwung brachte er die Beine vom Schreibtisch wieder auf den Boden und schob den Stuhl so heftig zurück, daß der auf seinen Rädern weiterfuhr und gegen die Wand prallte. Patrik packte den Stapel Kopien und ging zum anderen Ende des an einen Bunker erinnernden Korridors. Bevor er es sich noch anders überlegen konnte, klopfte er laut an Mellbergs Tür und meinte ein »Herein« zu hören.
    Wie immer erstaunte es ihn, daß ein Mann, der absolut nichts tat, eine solche Menge Papier aufhäufen konnte. In Mellbergs Büro waren Unterlagen auf allen freien Flächen gestapelt. Auf dem Fensterbrett, auf den Stühlen und vor allem auf dem Schreibtisch lagen dicke Papierbündel und sammelten Staub. Das Bücherregal hinter dem Kommissar bog sich unter der Last der Ordner, und Patrik fragte sich, wie lange es wohl her war, daß diese Dokumente das Licht des Tages gesehen hatten. Mellberg saß am Telefon, winkte Patrik aber herein. Der fragte sich verblüfft, was wohl im Gange war. Mellberg strahlte wie ein Weihnachtsstern am Heiligabend. Ein Glück, daß die Ohren im Weg waren, dachte Patrik, sonst hätte sich das breite Lächeln wohl um den ganzen Kopf gezogen.
    Mellbergs Antworten am Telefon klangen einsilbig.
    »Ja.«
    »Ja sicher.«
    »Überhaupt nicht.«
    »Ja, natürlich.«
    »Das haben Sie richtig gemacht.«
    »Aber nein.«
    »Ja, vielen Dank, liebe Frau, ich verspreche, daß Sie Bescheid erhalten.«
    Triumphierend knallte er den Hörer auf, was Patrik auf dem Stuhl zusammenfahren ließ.
    »So muß man die Sache deichseln!«
    Mellberg schmunzelte und sah aus wie ein jovialer Weihnachtsmann. Patrik fiel auf, daß er nie zuvor Mellbergs Zähne gesehen hatte. Sie waren erstaunlich weiß und gleichmäßig. Beinahe ein bißchen zu perfekt.
    Mellberg sah ihn erwartungsvoll an, und Patrik begriff, daß er gefragt werden wollte, was denn passiert sei. Patrik tat es folgsam, doch hatte er nicht die Antwort erwartet, die er erhielt.
    »Ich habe ihn! Ich habe Alex Wijkners Mörder!«
    Mellberg war so außer sich, daß er gar nicht merkte, wie sein Haaraufbau zum einen Ohr hinunterrutschte. Ausnahmsweise packte Patrik einmal nicht die Lust, bei diesem Anblick loszuprusten. Er ignorierte die Tatsache, daß der Kommissar, indem er das Pronomen »ich« benutzte, offenbar nicht bereit war, irgendwelche Erfolge mit seinen Mitarbeitern zu teilen. Er beugte sich vor, die Ellenbogen auf den Knien, und fragte ernst: »Wie meinst du das? Gibt es einen Durchbruch bei dem Fall? Mit wem hast du geredet?«
    Mellberg hob die Hand, um das Sperrfeuer der Fragen zu stoppen, lehnte sich dann auf dem Stuhl zurück und faltete die Hände über dem Bauch. Das hier war ein Bonbon, an dem er so lange wie möglich zu lutschen gedachte.
    »Ja, also, Patrik. Wenn man so viele Jahre in diesem Beruf ist wie ich, dann weiß man, daß ein Durchbruch nicht einfach so kommt, sondern man muß ihn sich verdienen. Durch die Kombination jahrelanger Erfahrung mit meiner Kompetenz, hinzu kommt unermüdliche Arbeit, habe ich jetzt aber tatsächlich einen Durchbruch bei den Ermittlungen erzielt. Ja, so ist es. Eine gewisse Dagmar Petren hat mich soeben angerufen und mir ein paar interessante Beobachtungen mitgeteilt, die sie gemacht hat, kurz bevor die Leiche gefunden wurde. Ja, ich möchte sogar von signifikanten Beobachtungen sprechen, die im weiteren dazu führen werden, daß wir einen gemeingefährlichen Mörder hinter Schloß und Riegel setzen können.«
    Die Ungeduld piesackte Patrik, aber aus Erfahrung wußte er, daß man Mellberg einfach zu Ende reden lassen mußte. Er würde schon noch auf des Pudels Kern zu sprechen kommen. Patrik hoffte nur, es passierte, bevor er in Rente ging.
    »Ja, ich erinnere mich an einen Fall, den wir in Göteborg gehabt haben, es war im Herbst 1967 …«
    Patrik seufzte im stillen und bereitete sich auf eine lange Wartezeit vor.
     
    Wie erwartet, fand sie Dan dort, wo er in seinem Element war. Mit einer Leichtigkeit, als handele es sich um Säcke voller Baumwolle, bewegte er Teile der Ausrüstung auf dem Boot. Große, dicke Taurollen, Seemannssäcke und gewaltige Fender. Erica genoß es, ihn arbeiten zu sehen. Bekleidet mit einem handgestrickten Pullover, mit Mütze und Handschuhen, vor dem Mund weiße

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