Die Eissegler von Tran-ky-ky
warmen Mantel. Ich möchte den hier gerne kaufen.«
»Ja, Lord«, stammelte Pommer und gewann einen Teil seiner Fassung zurück. Er hielt vergeblich Ausschau nach Septembers Schwingen und gab die Suche dann ungläubig auf, als ihm schließlich klar wurde, daß es zwischen dem Handgelenk des Fremden und seiner Hüfte nichts anderes als leere Luft gab.
»Steh nicht da und glotz mich an«, drängte September ungeduldig. »Hol ihn von der Stange und laß ihn mich probieren.«
»Aber gewiß, Lord, gewiß!« Pommer ging an das drehbare hölzerne Gestell und holte den Mantel, auf den September gewiesen hatte, und reichte ihn ihm. Dieser legte ihn sich um und zog sich die hintere Hälfte über die Schultern. Dann beugte er sich vor und hob das Vorderteil an. Er hielt das Kleidungsstück mit der Hand an der Schulter zusammen und band zuerst die rechte und dann die linke Seite mit den Lederbändern fest. Die Länge stimmte, aber er war etwas zu breit. Ethan hätte darin wie in einem geräumigen Zelt hausen können.
»An der Seite etwas locker. Da ich keinen Flügelschlitz brauc he, könntest du das doch zunähen? Dann wird es enger. Und Raum für die Arme hätte ich immer noch genug. Die Beinlöcher sind in Ordnung.«
»Ja. ja, Lord.«
Unter den wachsamen Blicken der Soldaten, der übrigen Menschen und so ziemlich aller Kinder von Wannome machte sich Stal Pommer an die unnatürliche Aufgabe, die Schwingenöffnung des Hessavarmantels zuzunähen.
»Du wirst sie jetzt nicht mehr öffnen können, Lord, nicht einmal mehr zum Anlegen des Kleidungsstücks.«
»Genau richtig, Schneider. Es wird genauso sein, wie wenn man in einen Schildkrötenpanzer kriecht, aber wenn es sein müßte, würde ich sogar Nieten verwenden. Verdammt, das ist, seit wir gelandet sind, das erste Mal, daß ich mich halbwegs wohl fühle.«
Pommer widerstand der Versuchung, sich zu erkundigen, was Schildkröten und Nieten seien, und konzentrierte sich ganz auf seine Näharbeit. Seine Nadel hätte wohl auch als kleines Schwert dienen können.
Pommer trat zurück. September schwang die Arme, machte ein paar tiefe Kniebeugen.
»Gar nicht schlecht. Ich wünschte freilich, er hätte Ärmel. Wie viel?«
»Äh... achtzig Foss«, meinte Pommer und musterte den hünenhaften Fremden zögernd.
Sir Hunnar brummte empört und legte die Hand an den Schwertgriff. »Doch für Euch, edler Lord«, fügte der Schneidermeister hastig hinzu, »nur sechzig, nur sechzig!« Hunnar grunzte und studierte wieder das Pflaster.
»Nun, ich habe keine hiesigen Moneten«, meinte der Riese und rieb sich die vereisten Bartstoppeln, die sein Kinn zierten. Das machte den alten Schneider wach. Einen Augenblick lang war der Mensch für ihn Angehöriger eines ganz bestimmten Schlages, der in allen Rassen zu finden ist, mit oder ohne Landgrafsoldaten. »Aber vielleicht geht das.« Er holte etwas aus dem Hemd, das Hunnar nicht sehen konnte. »Das ist eine Kombination aus Messer und Gabel«, erklärte er. »Ein sehr einfaches Instrument. Aus Duralum gemacht. Bestandteil der üblichen Notausrüstung. Wir haben noch mehr davon.«
»Ein Messer?« fragte der Alte verblüfft. »Ich sehe nur ein kleines Stück Metall.«
»Da mußt du hier in der Mitte drücken.« Pommer kam zögernd der Aufforderung nach. Als zu beiden Seiten des Rechtecks Messer und Gabel hervorsprangen, zuckte er zusammen.
»Ich kann mir bei aller Fantasie nicht vorstellen, was du mit der Gabel anfangen könntest«, meinte September gesprächig. »Aber diese Klinge solltest du bei deiner Arbeit gebrauchen können. Die ist viel besser als euer bester Stahl. Und die Schneide wird nie stumpf, und brechen kann es auch nicht. Das sollte dich und deine Nachkommen überdauern, wie?«
Der Schneider konnte das seltsame fremde Wesen nicht ganz verstehen, aber einen guten Handel begriff er allemal.
»Äh. das scheint mir ein gerechter Tausch, Lord.« Er war so erregt und nervös, daß das kleine Metallstück seinen Händen entglitt. Dann steckte er es aber so schnell weg, daß Hunnar und die Soldaten es nicht sehen konnten. »Danke, Lord, danke!« murmelte er und verbeugte sich tief. »Bitte besucht meinen bescheidenen Laden wieder.«
Hunnar begann unruhig zu werden. »Bist du jetzt fertig?«
»Ja, danke«, erwiderte September. Eine vertraute Stimme piepste aus der Gruppe der Menschen.
»He, was ist mit mir?« sagte Walther.
»Was mit dir ist?« erwiderte September kühl. Dann wandte er sich wieder Hunnar zu. »Das ist das erste
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