Die Eissegler von Tran-ky-ky
hm? Das würde vieles vereinfachen.«
»Ich fürchte, nein.« Williams lächelte. »Aber wir arbeiten noch an anderen Dingen. Ich hoffe, ein oder zwei davon werden noch rechtzeitig fertig.«
»Richtig«, murmelte Ethan, »rechtzeitig.«
»Mir hat auch niemand etwas über die Zeit gesagt«, protestierte Colette. »Wann soll denn diese Horde oder dieses Monstrum eigentlich eintreffen?«
»Das weiß niemand, Colette. Es könnte noch einige Malets dauern. Genauso gut ist möglich, daß man sie bereits morgen sichtet. Hunnar sagt, sie könnten sogar beschließen, Sofold auf ein ganzes Jahr zu verschonen. Ich weiß nicht, ob ihm diese Möglichkeit angenehm ist oder ihn enttäuscht. Jetzt wollen wir uns den Burschen noch einmal ansehen, der diese interessanten Kunstschmiedearbeiten an den Schwertgriffen macht.«
In den folgenden Wochen lernte Ethan die Leute von Wannome ebenso gut kennen wie die von New Paris, Drallar oder Samstead. Die Vorbereitungen für die Schlacht wurden fortgesetzt, aber der Handel im Hafen ließ nie nach. Von der Horde war immer noch nichts zu hören.
Eines Abends fragte er sich, ob die ganze Geschichte von der Horde nicht etwa ein gigantischer Betrug war - eine raffiniert ausgedachte Geschichte mit dem einzigen Ziel, diese nützlichen und interessanten Fremden aus dem Himmel in Sofold festzuhalten. Aber er tat diesen Gedanken ebenso schnell wieder ab, er wäre nicht nur Männern wie Hunnar, Balavere oder Malmeevyn unwürdig, sondern auch unlogisch. Dem Landgrafen freilich würde er ihn zutrauen.
Nein, in jener Nacht, als die Einwohner Sofolds beschlossen hatten, ihre Peiniger zu bekämpfen, statt vor ihnen im Staub - nein, im Schnee - zu kriechen, war zuviel echte Leidenschaft zum Ausbruch gekommen. Das war zu spontan, zu echt gewesen, selbst in dieser fremden Umgebung, als daß es Theater hätte sein können, das man für einen solchen unedlen Zweck pervertierte.
Er, Hunnar und September saßen an einer Tafel im allgemeinen Speisesaal der Burg, ganz in der Nähe der Küche. Dort nahmen die meisten Leute der Burg ihre Mahlzeiten ein. Hunnar schlug einen Spaziergang am Himmelsbalkon vor, und die beiden Me nschen stimmten ihm zu.
Der Himmelsbalkon war der höchste offenliegende Weg in der Burg von Wannome, abgesehen vom Aussichtsturm. Von seinen winddurchwehten Zinnen konnte man in die Tiefe auf das Eis hinunterblicken und weit hinaus über die gefrorene See nach Süden.
Ihre Muße wurde durchbrochen, als atemlos einer der Lehrjunker eintraf. Er kam scharrend zum Stillstand, atmete in tiefen Zügen die eisige Luft ein und vergaß es beinahe, sich vor Hunnar zu verbeugen. Sein Gesicht war vor Erregung verzerrt.
»E... Edle. H... Herren.!«
»Nur ruhig, Junker«, ermahnte ihn Hunnar, »und hole zuerst Luft. Deine Worte reiten zu weit vor dir im Winde.«
»Keine dreißig Kijat im Südwesten, edle Herren - der Donnerfresser kommt.«
»Wie viele?« fragte Hunnar scharf.
»Nu. nur einer, Sir. Ein großer alter! Eine Karawane. drei Schiffe. ist auf ihn gestoßen, in der Hoffnung, im pika-pedan Schutz zu finden und dann vor dem Winde hereinzufahren. Nur ein Schiff ist entkommen. Sein Meister sitzt jetzt bei Seiner Lordschaft in Audienz!«
»Kommt«, sagte Hunnar kurzangebunden zu den beiden Männern. Er eilte auf die Treppe zu, ohne sich umzusehen, ob sie ihm folgten.
»Also taucht endlich einer dieser ›Donnerfresser‹ auf«, sagte September. »Ausgezeichnet! Ich habe mir hier schon Schwielen in den Hintern gesessen.
Jetzt haben wir endlich Gelegenheit, uns eines dieser Biester anzusehen, was?«
»Ich weiß nicht«, meinte Ethan vorsichtig. »Aus Sir Hunnars Haltung schließe ich, daß sie nicht gerade Ausflugsboote hinausschicken werden. Und dieser Lehrling hat etwas von zwei verlorenen Schiffen erwähnt.«
»Ah, das könnte vom Sturm gewesen sein«, konterte September. »He, Hunnar!« Sie mußten rennen, um mit dem Ritter Schritt zu halten. Hunnar verzichtete höflicherweise darauf, die nach unten führenden Eispfade zu benutzen. Sonst hätten sie ihn binnen Sekunden verloren. »Werden wir Gelegenheit bekommen, dieses Ding zu sehen?«
Die Antwort, die er ihnen gab, war für Hunnars übliches Verhalten ungewöhnlich kurz.
»Ihr müßt verstehen, meine Freunde, daß dies keine leichte Sache ist. In seiner eigenen gedankenlosen Art kann der Stavanzer so gefährlich wie die Horde sein.«
»Oh, mal langsam«, erwiderte September ungläubig. »Er kann nicht so groß sein. Kein
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