Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eissegler von Tran-ky-ky

Die Eissegler von Tran-ky-ky

Titel: Die Eissegler von Tran-ky-ky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
hineingesteigert haben, dann greifen sie an.«
    Das Heulen und Stöhnen hielt zehn Minuten lang an, aber man hatte das Gefühl, als dauerte es eine Stunde. Dann war ein einziges mächtiges gleichzeitiges Brüllen zu hören, das die Steine der Mauern erschütterte. Wie eine lebende graue Decke begann die grenzenlose Masse sich auf sie zuzubewegen. Sie kamen in einer weiten Kurve in den Wind geneigt vom Südwesten herauf.
    Bald konnte er einzelne Gestalten im Innern der Horde erkennen. Keine zwei Stück Panzer sahen gleich aus, ganz im Gegensatz zu den formellen Uniformen der Soldaten von Sofold. Je bunter, je greller, desto besser, so schien es. Viele der vorne Dahingleitenden trugen Belagerungsleitern. Andere hielten lange geknotete Taue mit Greifern aus Bein oder Metall in der Hand.
    »Hinunter!« brüllte Hunnar unerwartet. Und über die ganze Mauerlänge preßten die Verteidiger sich gegen den Stein, versuchten sich in ihre Panzer zu verkriechen. Ein Hagel von Pfeilen, wie eine Million Bienen, kam angeflogen und klapperte gegen die Steine. Von irgendwo unten an der Mauer waren ein paar Schreie zu hören.
    Ein Pfeil pfiff durch den Schlitz ein paar Zentimeter vor Ethans Gesicht. Er zischte an ihm vorbei und traf die andere Seite der Brustwehr, prallte ab und blieb harmlos und friedlich neben dem Absatz seines Stiefels liegen. Die Knochenspitze war gesprungen.
    Ein weiterer Schwarm summte über sie hinweg. Plötzlich kam ihm in den Sinn, daß er trotz vier Jahren Universität, einem weiteren Jahr Verkaufsausbildung und Erfahrung im Beruf angesichts einer Masse hysterischer, blutrünstiger Primitiver völlig hilflos war.
    Aber jetzt war keine Zeit zum Nachdenken. Hunnar schrie: »Auf jetzt!« Und Ethan stand auf und drehte sich um.
    Im gleichen Augenblick sah er sich einem zähnefletschenden Gesicht, eingerahmt in Metall und Leder und einem Paar geschlitzter gelber Augen gegenüber, die hypnotisch in die seinen starrten. Er stand vor Schock wie erstarrt da, war unfähig, sich zu bewegen, und sein Schwert baumelte schlaff in seiner Hand. Der Nomade hob sein schweres Kriegsbeil, scheinbar im Zeitlupentempo, während Ethan ihn reglos anstarrte.
    Und plötzlich stach von irgendwoher eine lange Pike den anderen durch die Brust, spießte ihn auf. Der Nomade gurgelte, spie Blut und entschwand seinen Blicken. Das zerbrach die Starre, die Ethan eingehüllt hatte. Im nächsten Augenblick schwang er sein eigenes Schwert rhythmisch, stieß und schlug und schnitt nach allem, das sich über der grauen Steinmauer zeigte. Er hatte nie Gelegenheit, dem Pikenträger zu danken, der ihm das Leben gerettet hatte.
    Das Brüllen und Kreischen, das Schreien und Rufen übertönte jede zusammenhängende Äußerung. Einen schrecklichen Augenblick lang konnte er einen Blick auf September werfen. Brüllend wie ein Irrer schwang der weißhaarige alte Riese die monströse Streitaxt in riesigen Bögen, hackte Hände und Arme und Köpfe ab, wie ein Mähdrescher, der durch ein Weizenfeld rollt, Halme.
    Hunnar schien überall gleichzeitig zu sein, ging längsseits, um einen schnellen Stoß seines Schwertes anzubringen, sprang zurück und rannte die Mauer hinunter, um eine Gruppe von Speerträgern neu aufzustellen, sprach den Kämpfenden Mut, den Verwundeten Trost zu und tauchte immer wieder auf, wo der Kampf am heftigsten tobte, und sein roter Bart hüpfte durch den Morast von Blut und Pelz.
    Und die ganze Hafenmauer entlang blitzten Lichter, denn sowohl die sofoldianischen als auch die nomadischen Blitzer warfen einander stumme Ti- raden aus Wut und Ärger zu. Das Gemetzel wurde vom friedlichen Sonnenlicht beschienen.
    Wieder stürzte Ethan sich vor, spürte etwas Hartes, Kaltes an seiner rechten Seite. Septe mber sah ihn taumeln und war im nächsten Augenblick neben ihm. Er fing Ethan auf, als der junge Mann benommen in die Knie ging.
    »Getroffen, Jungchen?« fragte er besorgt. Er muß- te schreien, um sich in dem Lärm Gehör zu verschaffen.
    »Ich. ich weiß nicht.« Wirklich, er wußte es nicht. Er hatte gespürt, wie ihn etwas traf, aber er war weder schwach noch drohte ihn das Bewußtsein zu verlassen. Er blickte an sich hinunter, betastete seinen Körper. Nichts. September ließ ihn sich langsam umdrehen und untersuchte seinen Rücken. Und dann hörte Ethan zum zweitenmal an diesem Tag »Du liebe Güte!«
    »Halten Sie mich nicht in Spannung«, sagte Ethan. »Was ist denn?«
    Er spürte, wie an seinem Rücken etwas zerrte. September knurrte

Weitere Kostenlose Bücher