Die Eissegler von Tran-ky-ky
des Protokolls debattieren. Hölle und Verdammnis!« Er stand, alt und zitterig wie er war, plötzlich auf. »Sir September und Sir Hunnar werden die Leitung einer Expedition übernehmen, die noch in dieser Nacht gegen den Feind zieht. Aber ich werde natürlich niemanden zwingen, daran teilzunehmen, wenn er befürchtet, seine Ehre könnte für ewig einen Makel davon abbekommen. Sollte die Expedition Erfolg haben« - und bei diesen Worten sah er Hunnar in die Augen -, »und sie muß Erfolg haben. wird es keine Frage hinsichtlich der Ehre jener geben, die gegangen sind.«
»General Balavere«, fuhr er fort und blickte zu diesem hinüber, »Ihr werdet alle notwendigen Einzelheiten veranlassen. Ich muß mich jetzt zurückziehen.«
Alle erhoben sich. Mit dem Stab in der Hand ging der Landgraf in die Nacht hinaus, gefolgt von zwei Leibwächtern. Die anderen setzten sich murmelnd. Und nach einer Weile blickten alle erwartungsvoll das fremde Lebewesen an, das als gleicher unter gleichen an ihrem Rat teilnahm.
»Wie viele?« fragte Hunnar mit fester Stimme. »Wie viele wirst du brauchen, Sir Skua? Ohne jeden Zweifel ist dies ein kühnes Unternehmen, für das nur die besten aller Ritter geeignet sind.«
»Ich denke, höchstens zwanzig«, antwortete September nach einigem Nachdenken. »Zehn, die das Ölfloß ziehen, und zehn als Eskorte. Sorgt auch dafür, daß alle Rüstungen und Kleider aus Beutematerial tragen. Des Nachts kann selbst oberflächliche Tarnung hilfreich sein. Und was mich angeht, nun, da werden wir uns etwas anderes einfallen lassen.«
»Und für mich«, fügte Ethan entschlossen hinzu.
»Bringt mir einen Helm, der weit ins Gesicht reicht«, schloß der Hüne. Dann wandte er sich zu Ethan.
»Hören Sie zu, Jungchen. Es ist nicht nötig, daß Sie hier mitmachen. Dort draußen wird es kohlschwarze Nacht und saukalt sein, so kalt, daß Ihnen die Haut vom Gesicht friert, wenn Ihr Heizgerät ausfällt. Und wenn jemand in einer Nacht wie dieser weggeweht wird, würden wir ihn nie wiederfinden.«
Ethan überlegte. Seine letzte Nachtexpedition hatte er in Gesellschaft einer reizenden jungen Dame auf der Koloniewelt Morpha unternommen. Sie hatte eine liebliche Mondnacht damit verbracht, ihm einige höchst exquisite Varianten der modernen Kirchenlehre beizubringen. Seine Bekehrung hatte nur wenig Zeit in Anspruch genommen, ihm aber sehr viel Spaß gemacht.
Und jetzt befand er sich auf einer ganz anderen Welt, mit einer nackten, eisigen Oberfläche. Ohne Schutzkleidung würde ein Mensch dort draußen binnen Sekunden zu Eis erstarren.
»Ich komme mit.«
»Auf Ihre Verantwortung, Jungchen.«
»Ich komme auch mit«, hallte eine Stimme aus dem Hintergrund der Halle. Alle wandten sich um. Ethan mußte sich recken, um über die breiten Schultern eines Adeligen zu sehen, der vor ihm stand.
Darmuka Brauneiche, Präfekt von Wannome, kam mit langsamen Schritten auf sie zu und schnallte seinen mit Silber eingelegten Panzer fest.
In der Nacht glich das offene Eisfeld mehr denn je einer weißen Wüste. Sie waren über den Bergpaß gegangen und in einer verlassenen kleinen Stadt am Eisrand an der Südseite von Sofold eingetroffen. Hoffentlich hatte kein feindlicher Posten gesehen, wie sie den winzigen Pier verlassen hatten.
Ethan lag auf dem Bauch. Der seltsam geformte Panzer drückte an seinen Rippen. Er klammerte sich mit den behandschuhten Fingern an dem rauen Holz des Schlittens fest. Der prunkvolle Barbarenhelm hüpfte auf seinem Kopf herum. Wahrscheinlich hätte er ihn verloren, wenn die Gesichtsmaske und die Riemen ihn nicht festgehalten hätten. Eine Schutzbrille sorgte dafür, daß seine Augen nicht einfroren.
Zehn sofoldianische Soldaten zogen den Schlitten, fünf auf jeder Seite. Sie hatten den Wind fast unmittelbar hinter sich, und rasten mit einer Geschwindigkeit dahin, die Ethan buchstäblich den Atem raubte.
Selbst der Wind schien in dieser Nacht stärker als gewöhnlich. Wenigstens bot der Helm einigen Schutz. Wenn er nur aufgehört hätte, ihn zu scheuern.
Vorsichtig drehte er den Kopf, wobei das mit Pelz gefütterte Metall am Holz scharrte. Es gelang ihm, einen Blick auf die Lichter der Burg von Wannome zu erhaschen. Wie ein Traum klebte sie an der Südklippe der Insel.
Aber sie rasten jetzt auf andere Lichter zu, tausendmal so viele Lichter, die in dem endlos scheinenden Lager der Barbaren verstreut waren. Eine Lichterprozession, die sich weit nach Süden und Osten erstreckte.
»Passen Sie gut
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