Die Eissegler von Tran-ky-ky
das Reden nicht schwerzufallen«, antwortete er, »aber mir ist der Magen bis in die Kehle gerutscht.«
September lachte glucksend. »Als er nach ›diesen zwei‹ fragte, sah ich mich schon wie Blätterteig über das Eis ausgewalzt.«
»Sie können noch von Glück reden«, antwortete September, »ich war, bevor wir loszogen, so beschäftigt damit, alles zu organisieren, daß ich vergessen habe, noch mal austreten zu gehen.«
Das Zusammentreffen mit der Streife mußte ein Omen gewesen sein, denn auf dem ganzen restlichen Weg begegnete ihnen keine Seele mehr. Für die Nomaden war ein Angriff in der Nacht offenbar ebenso undenkbar wie für die kultivierte Ritterelite in der Burg.
Sämtliche Posten, mit Ausnahme eines einzigen, der die große Belagerungsmaschine bewachte, genossen in den verschiedenen Zelten, die sie umgaben, gesunden, tiefen Schlaf. Diese Zelte waren im Eis angepflockt und nutzten den Windschatten aus, den das Katapult bot.
Der eine diensthabende Posten sah sie und chivanierte auf sie zu, völlig ohne jeden Argwohn. Wahrscheinlich trieb ihn in erster Linie die Neugierde, zu erfahren, was eine Gruppe seiner Kameraden so spät nachts mit einem Floß voll Fässern und zwei reglosen Gestalten darauf auf dem Eis zu suchen hatte.
Hunnar trat ihm entgegen. Er gab ihm dieselbe Erklärung, die er dem Streifenführer gegeben hatte, und erklärte ihren teilweise erfolgreichen Ausflug. Dann schenkte er dem anderen eine ›gestohlene‹ Süßstange. Der Posten bedankte sich.
»Der Todbringer hat heute gute Arbeit getan«, sagte Hunnar im Gesprächston. »Ich wollte, ich wäre näher gewesen, um die Angst auf den Gesichtern dieser dummen Stadtbewohner besser sehen zu können.« Das Wort Stadtbewohner stieß Hunnar in dem verächtlichen Ton aus, den die Barbaren im mer benutzten, wenn sie von jemandem sprachen, der verrückt genug war, an einem Ort zu wohnen, statt frei mit dem Winde dahinzuziehen.
»Die Mannschaft hatte es heute ziemlich schwer, die richtige Schußentfernung einzustellen«, gestand der Posten, »aber morgen wird alles einwandfrei klappen. Wir werden ganz bestimmt die Mauern brechen, vielleicht sogar an einigen Stellen. Einige von uns meinen, ein Angriff wird gar nicht notwendig sein. Wenn die Mauern nicht mehr stehen, erkennen diese Narren vielleicht das Unhaltbare ihrer Lage und ergeben sich. Das wäre sogar noch besser.« Er grinste, was aus seinem Gesicht eine scheußliche Fratze machte. »Dann gibt es noch mehr Gefangene, mit denen wir spielen können.«
»Freilich«, pflichtete Hunnar ihm bei. »Aber ich höre, daß der Todbringer heute auch stark belastet wurde.« Er deutete nach oben. »Ist dort nicht ein Tau gerissen? Dort, am Arm. Vielleicht ist es durchgefault, nachdem wir den Todbringer ja schon lange nicht mehr eingesetzt haben.«
Der Posten drehte sich um. »Ich sehe nichts. Aber warte, der Todbringer ist doch erst vor vier Kuvits eingesetzt worden, ein Übungseinsatz.« Er hatte jetzt Argwohn geschöpft, und seine Stimme erhob sich. »Wer.?«
Hunnars Dolch fuhr ihm in den Hals, genau in den Kehlkopf. Der Posten erstickte an seinem eigenen Blut, taumelte und sank lautlos aufs Eis. Hunnar wischte die Klinge an seinem Beinschutz ab.
»Das war's, Jungchen!« sagte September, sprang auf und schlug Ethan auf die Schulter. »Los jetzt!«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mir den Teil lieber schenken. Ich bleibe hier.«
»Oh.« September sah ihn in der Finsternis verständnisvoll an. »Ich weiß, Jungchen. Kein Problem.«
Ethan und vier andere begannen das Floß zu entladen. Hunnar, September und die anderen Ritter und Soldaten schlichen in die Zelte auf der anderen Seite des Katapults und machten sich stumm an die blutige Arbeit, die schlafenden Posten abzumurksen. Als sie ihr scheußliches Werk beendet hatten, waren Ethan und seine Gefährten bereits hoch oben in das Katapultgerüst geklettert.
»Rauf damit!« brüllte er hinunter und hielt sich mit beiden Beinen an den Balken fest. Der Wind zerrte an ihm und versuchte ihn in die Tiefe zu reißen.
»Schnell jetzt!« ertönte Hunnars Stimme. Sie befanden sich ganz nahe beim Hauptlager der Nomaden.
Dickes, sirupartiges Volöl wurde über das Holz und die Vertäuung geschüttet, bis alles so glitschig war, daß man kaum noch darauf gehen konnte. Der Gestank war so überwältigend, daß er Tote hätte erwecken müssen. Zum Glück trug ihn der Wind davon.
In der Ferne war ein Ruf zu hören. Zwei der Ritter lösten
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