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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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schwerste Ueberwindung gekostet, unsere Goëlette nicht nach Norden zurückzuführen. Wohl fühlte ich, daß ich nicht alles gethan hatte, unsere unglücklichen Landsleute zu retten, begriff aber auch, daß die Mehrzahl der Mannschaft sich gegen eine Fahrt weiter nach Süden als Tsalal auflehnen würde…
    – Ganz recht, Herr Kapitän, antwortete ich, es machten sich ja an Bord schon Anzeichen von Ungehorsam bemerkbar, der wohl zuletzt zur Meuterei ausgeartet wäre…
    – Eine Meuterei, die wir gewiß bald erstickt hätten, erwiderte Jem West sehr kühl, und hätt’ ich Hearne, der die Widerwilligen immer aufreizt, auch den Schädel zertrümmern müssen…
    – Und zwar mit Recht, erklärte der Kapitän Len Guy. Doch was wäre nach einer solchen Bestrafung aus der Einigkeit geworden, die uns so nöthig ist?
    – Mag sein, Kapitän, sagte der Lieutenant. Es ist ja besser, daß die Geschichte ohne Gewaltthätigkeiten abgegangen ist. In Zukunft mag sich Hearne aber hüten!
    – Seine Kameraden, bemerkte der Kapitän Len Guy, sind jetzt durch die ihnen versprochene Belohnung geködert. Die Gewinnsucht wird sie ausdauernder und fügsamer machen. Herrn Jeorling’s Freigebigkeit hat da gesiegt, wo unsere Bitten jedenfalls nichts ausgerichtet hätten. Ich danke ihm dafür.
    – Herr Kapitän, entgegnete ich, schon auf den Falklands-Inseln hatte ich Ihnen den Wunsch zu erkennen gegeben, mich an Ihrem Unternehmen mit einem gewissen Betrage zu betheiligen. Jetzt bot sich dazu eine Gelegenheit, ich habe sie ergriffen, und verdiene doch dafür keinen Dank. Das vorgesteckte Ziel zu erreichen, Ihren Bruder und die fünf Matrosen von der »Jane« zu retten, das ist alles, wonach ich verlange.«
    Der Kapitän Len Guy reichte mir die Hand, die ich herzlich drückte.
    »Sie werden bemerkt haben, Herr Jeorling, fuhr er fort, daß wir nicht genau nach Süden steuern, obwohl die von Dirk Peters gesehenen Länder oder Spuren von Ländern doch gerade in dieser Richtung liegen sollen.
    – Das hab’ ich bemerkt, Herr Kapitän.
    – Hierzu, fiel Jem West ein, gehört aber zu wissen, daß Arthur Pym’s Bericht von im Süden gelegenen Ländern nichts erwähnt, und daß wir in dieser Beziehung allein auf die Aussagen des Mestizen beschränkt sind.
    – Das ist richtig, Herr Lieutenant, antwortete ich, doch liegt ein Grund vor, Dirk Peters zu mißtrauen? Haben Sie an dem Verhalten des Mannes seit seiner Einschiffung etwas auszusetzen gehabt?
    – Dienstlich hab’ ich ihm unbedingt nichts vorzuwerfen versicherte Jem West.
    – Und wir bezweifeln auch weder seinen Muth, noch seine Ehrlichkeit, erklärte der Kapitän Len Guy. Nicht allein die Art und Weise wie er sich an Bord der »Halbrane« geführt, sondern auch alles, was er an Bord des »Grampus« gethan hat, berechtigen zu der guten Meinung…
    – Die er sicherlich verdient!« setzte ich hinzu.
    Ich weiß nicht, warum ich mich für die Vertheidigung des Mestizen so leicht erwärmte. Vielleicht – so sagte mir eine Ahnung – war es ihm vorbehalten, im Laufe dieser Fahrt eine besondere Rolle zu spielen, weil er an eine Auffindung Arthur Pym’s – eine Frage, die mich erstaunlich interessierte – mit solcher Sicherheit glaubte.
    Immerhin geb’ ich gern zu, daß die Gedanken des Dirk Peters, soweit es sich um seinen alten Gefährten handelte, manchmal fast sinnlos erschienen, und der Kapitän Len Guy wies auch wiederholt darauf hin.
    »Wir dürfen nicht vergessen, Herr Jeorling, sagte er, daß der Mestize die Hoffnung bewahrt, Arthur Pym habe, nachdem er ins tiefsüdliche Meer verschlagen war, ein Landgebiet erreichen können, wo er noch heute lebte.
    – Noch lebte… nach elf Jahren! Hier in der Polarwüste! rief Jem West dazwischen.
    – Ich gestehe gern, daß das kaum annehmbar ist, Herr Kapitän, antwortete ich. Doch wäre es – recht überlegt – unmöglich, daß Arthur Pym weiter im Süden eine Insel, ähnlich wie Tsalal, angetroffen hätte, wo doch William Guy und seine Gefährten dieselbe Zeit hindurch hatten ihr Leben fristen können?
    – Unmöglich… nein, Herr Jeorling; wahrscheinlich… das glaub’ ich nicht!
    – Und da wir uns einmal in Vermuthungen ergehen, äußerte ich, warum sollten Ihre Landsleute, als sie Tsalal verlassen und durch dieselbe Strömung fortgetragen worden waren, nicht Arthur Pym da angetroffen haben, wo vielleicht…«
    Ich unterbrach mich; diese Unterschiebung wäre wohl, was ich auch anführen mochte, abgewiesen worden, und ich hatte keine

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