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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu vermeiden.
    Das durchsichtige und ruhige Meer ließ nicht einen mit Muscheln bedeckten Grund, sondern schwärzliche, mit Landpflanzen überzogene Blöcke erkennen, Büschel von Gewächsen, die der Seeflora nicht angehörten und von denen einige an der Oberfläche schwammen.
    Das war schon ein Beweis, daß der Boden, aus dem sie entsprungen waren, sich erst kürzlich gesenkt haben konnte.
    Als das Boot den Rand des Eilands berührte, warf einer der Leute einen kleinen Anker hinaus, dessen Arme in einem Spalt haften blieben.
    Nun zogen wir uns vollends heran und konnten ohne Schwierigkeit ans Land gehen.
    An dieser Stelle lag also eine der größeren Inseln der Gruppe, die jetzt, zu einem unregelmäßigen Oval zusammengeschrumpft, etwa hundertfünfzig Toisen im Umfange maß und sich bis fünfundzwanzig oder dreißig Fuß über die Meeresfläche erhob.
    »Steigt wohl die Fluth zuweilen bis zu diesen Höhen an? fragte ich den Kapitän Len Guy.
    – Niemals, antwortete er, und vielleicht entdecken wir in der Mitte des Eilands noch einige Reste seiner Pflanzenwelt, Trümmer von Wohnungen oder von einem Lager…
    – Jetzt können wir nichts besseres thun, meldete sich der Hochbootsmann, als Dirk Peters einzuholen, der uns schon ein Stück voraus ist. Dieser Teufelskerl von Mestize ist noch imstande zu sehen, was unseren Blicken entgeht!«
    Binnen wenigen Minuten waren wir alle auf dem hervorragendsten Punkte des Eilands versammelt.
    An gewissen Ueberresten fehlte es hier nicht – wahrscheinlich solchen von Hausthieren, deren das Tagebuch Arthur Pym’s Erwähnung thut – von verschiedenem Geflügel, eigenthümlichen Enten und von Schweinen, deren hornartige Haut eine seidenweiche Behaarung aufwies. Hervorzuheben ist hierbei, daß zwischen diesen Thier-und Knochenresten und denen der Insel Tsalal der Unterschied zutage trat, daß die ersteren offenbar erst wenige Monate hier liegen konnten. Das stimmte mit unserer Annahme eines neuerlichen Datums für das Erdbeben recht gut zusammen.
     

    Dirk Peters suchte die Spitzen der Klippen zu vermeiden. (S. 263.)
     
    Da und dort grünte noch etwas Sellerie und Küchenschelle neben einzelnen frisch aussehenden Blumen.
    »Und die stammen aus diesem Jahre! rief ich. Ueber sie ist noch kein südlicher Winter hingegangen.
    – Ganz meine Ansicht, Herr Jeorling, bestätigte Hurliguerly. Doch wäre es nicht möglich, daß sie erst nach der Verheerung der Gruppe aufgesproßt wären?
    – Das erscheint mir unannehmbar,« erwiderte ich, nicht gewillt, von meiner Anschauung abzugehen.
    An manchen Stellen erhoben sich auch dürftige Gebüsche, eine Art wilder Haselsträuche, wovon Dirk Peters einen noch ganz saftreichen Zweig abbrach.
    An dem Zweige hingen Nüßchen – ähnlich denen, die er und sein Gefährte, als sie in den Schluchten des Hügels von Klock-Klock und in den von uns nicht aufgefundenen hieroglyphischen Höhlen eingeschlossen waren, vielfach gegessen hatten.
    Dirk Peters trennte die grüne Hülle von einigen derselben und zerknackte sie zwischen seinen mächtigen Zähnen, denen auch eiserne Kugeln nicht widerstanden hätten.
    Mit diesen Beweisen vor Augen konnte kein Zweifel mehr darüber aufkommen, daß die Erderschütterung erst nach Patterson’s Abgange stattgefunden haben mußte. Diesem Naturereigniß war also die Vernichtung des Theiles der tsalalischen Bevölkerung, deren Knochenreste in der Nähe des früheren Dorfes bleichten, unbedingt nicht zuzuschreiben. Für uns ergab sich aus jenem Funde ferner, daß William Guy und die fünf Matrosen von der »Jane« noch hatten rechtzeitig fliehen können, da sich keine Leiche von ihnen auf der Insel vorgefunden hatte.
    Wohin aber mochten sie geflohen sein, als sie die Insel Tsalal verließen?
    Diese Frage drängte sich uns immer und immer wieder auf, ohne daß sich eine Antwort darauf geben ließ. Meiner Ansicht nach war das jedoch keineswegs das Unerklärlichste von dem, was wir auf unserer Fahrt erlebten.
    Ich brauche mich bei der weiteren Besichtigung der Gruppe nicht aufzuhalten. Sie beanspruchte sechsunddreißig Stunden, wobei die Goëlette sie völlig umkreiste. Auf den verschiedenen Eilanden wurden die nämlichen Spuren gefunden – Pflanzen und Thierreste – die nur dieselben Schlüsse erlaubten. Bezüglich der Verwüstung, deren Schauplatz diese Gebiete gewesen waren, stimmten der Kapitän Len Guy, der Lieutenant, der Hochbootsmann und ich völlig darin überein, daß die Eingebornen dabei gänzlich vernichtet

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