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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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anzulegen, so hieß das soviel, wie eine Meuterei herausfordern.
    Um eine Sinnesänderung bei den von Hearne bearbeiteten Matrosen zu bewirken, gab es nur das Mittel, ihre Habgier zu reizen, die Saite des persönlichen Interesses schwingen zu machen.
    Ich ergriff daher das Wort, und mit fester Stimme, die niemand an dem Ernste meines Vorschlags zweifeln lassen konnte, begann ich:
    »Ihr Seeleute von der »Halbrane«, hört mich an! Wie schon mehrere Staaten für Entdeckungsreisen in den Polarmeeren Belohnungen ausgesetzt haben, so biete ich hiermit den Leuten unserer Goëlette eine solche an. Ihr sollt für jeden Breitengrad den wir über den vierundachtzigsten hinauf gelangen, zweitausend Dollars erhalten!«
    Ueber siebzig Dollar für jeden Mann, das erschien doch verlockend.
    Ich merkte, daß ich die Leute an der rechten Stelle getroffen hatte.
    »Diese Zusage, fügte ich hinzu, werd’ ich dem Kapitän Len Guy schriftlich bestätigen, er mag Euer Vertreter sein, und die gewonnene Summe wird Euch bei der Rückkehr, diese erfolge nun unter was immer für Umständen, ausgeliefert werden.«
    Auf die Wirkung dieses Versprechens hatte ich nicht lange zu warten.
    »Hurrah!« rief der Hochbootsmann, wie um seine Kameraden zu begeistern, und fast einstimmig vermischten sich ihre Hurrahs mit den seinigen.
    Hearne erhob keinen ferneren Widerspruch – stand es ihm doch immer frei, mit Rathschlägen hervorzutreten, wenn die Umstände dafür günstiger waren.
    Der Vertrag galt also als geschlossen, und um meine Ziele zu erreichen, hätte ich auch eine noch größere Summe geopfert.
    Wir befanden uns jetzt nur noch sieben Grade vom Südpol entfernt, und selbst wenn die »Halbrane« bis zu diesem gelangte, konnte mir es doch nicht mehr als vierzehntausend Dollars kosten!
Drittes Capitel.
Die verschwundene Inselgruppe.
    Frühzeitig am Freitag, dem 27. December, ging die »Halbrane« nach Südwesten zu wieder in See.
    Der Dienst an Bord vollzog sich wie gewöhnlich mit derselben Regelmäßigkeit und brachte auch weder Gefahren noch besondere Anstrengungen mit sich. Das Wetter blieb immer schön und das Meer ruhig. Wenn das so weiter ging, hoffte ich, daß die Keime der Insubordination nicht zur Entwicklung kommen und Schwierigkeiten von dieser Seite nicht zu befürchten sein würden Bei gröber angelegten Naturen ist ja die Gehirnthätigkeit immer nur gering. Ungebildete und habgierige Menschen verlieren sich nicht leicht in Phantasien. Nur in der Gegenwart lebend, denken sie kaum an die Zukunft. Nur die brutale Thatsache, die ihnen die Wirklichkeit vor Augen rückt, vermag sie aus der Gedankenlosigkeit aufzurütteln.
    Sollte es dazu kommen?…
    Was Dirk Peters betrifft, so änderte dieser, auch nach Darlegung seiner Identität, an seinem Verhalten gewiß nichts und blieb so schweigsam wie zuvor. Es verdient hier bemerkt zu werden, daß ihm die Mannschaft, nach erhaltener Aufklärung über seine Person, wegen der Vorgänge nach dem Untergange des »Grampus« nicht mit dem befürchteten Abscheu begegnete; die gegebenen Verhältnisse ließen jene Vorgänge ja einigermaßen entschuldbar erscheinen, auch vergaß wohl niemand, daß der Mestize allein dem Martin Holt das Leben gerettet hatte. Immerhin hielt er sich mehr bei Seite, aß in dem einen Winkel, schlief in einem andern und segelte getrennt von der Besatzung. Hatte er für dieses Verhalten noch einen uns bisher unbekannten Grund, den wir erst in Zukunft kennen lernen sollten?…
    Nördliche Winde, die einst die »Jane« bis zur Insel Tsalal und das Boot Arthur Pym’s noch um einige Grade darüber hinaus getrieben hatten, begünstigten jetzt auch die Fahrt der Goëlette. Unter Backbordhalsen konnte Jem West alle Segel setzen lassen und bestens die frische, stetige Brise ausnützen. Schnell durchfurchte unser Kiel das klare – nicht milchige – Wasser, in dem ein langer weißer Streifen unserem Schiffe nachzog.
    Nach dem gestrigen Auftritt hatte sich der Kapitän Len Guy einige Ruhe gegönnt. Doch welche auf ihn einstürmenden Gedanken mögen ihn dabei gestört haben – einerseits die sich an die neuen Nachsuchungen knüpfende Hoffnung, und andererseits die Verantwortlichkeit für das Wagniß einer Fahrt durch das höchste Polarmeer!
     

    »Vor Steuerbord Land in Sicht!« (S. 262.)
     
    Als ich ihm am anderen Morgen auf dem Verdeck begegnete, während der Lieutenant das Hinterdeck auf und ab schritt, rief er uns Beide zu sich hin.
    »Herr Jeorling, begann er, es hat mich die

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