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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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kam sie jetzt kaum vorwärts und ließ sich aus Mangel an Eigenbewegung nur mit Mühe steuern. Am unangenehmsten war es aber, daß dabei das hohle, gleichsam auf und ab schwingende Meer uns durch wirklich unerträgliche Stöße belästigte.
    Gegen zwei Uhr sprang eine wirbelnde Luftbewegung, einmal von dieser und einmal von jener Seite auf. Es wehte plötzlich aus allen Theilen der Windrose.
    Die Goëlette wurde furchtbar umhergeworfen, und der Hochbootsmann mußte auf dem Verdeck alles anbinden lassen, was nicht ganz niet-und nagelfest war.
    Um drei Uhr brachen genau aus Westnordwest ungewöhnlich starke Sturmböen hervor. Der Lieutenant ließ sofort noch zweimal reefen. Er hoffte sich so gegen den heftigen Wind zu halten und nicht nach Osten außerhalb der Fahrtlinie Weddell’s verschlagen zu werden. Freilich drohten die »Drifts« (oder das Treibeis) sich an einer Seite anzuhäufen, und es giebt für ein Schiff nichts Gefährlicheres, als sich in ein solches bewegliches Labyrinth zu wagen.
    Bei den überaus heftigen Windstößem und der groben See legte sich die Goëlette zuweilen ganz bedenklich auf die Seite. Zum Glück konnte ihre Ladung sich nicht verschieben, denn alles war mit Rücksicht auf jedes Vorkommniß beim Segeln sorgsamst verstaut. Wir hatten das Schicksal des »Grampus« nicht zu befürchten, das durch Achtlosigkeit verursachte Kentern, bei dem jener zu Grunde ging.
     

    »Das Meer wittert etwas,« sagte der Kapitän und zeigte gegen Abend. (S. 166.)
     
    Der Leser erinnert sich, daß diese Brigg mit dem Kiel nach oben zurückgetrieben war und daß Arthur Pym und Dirk Peters mehrere Tage auf ihrem Rumpfe hatten aushalten müssen.
    Uebrigens gaben die Pumpen der Goëlette zur Zeit keinen Tropfen Wasser. Keine Naht der Seitenwände oder des Verdecks war leck gesprungen, und das verdankten wir ohne Zweifel den gewissenhaften Ausbesserungen während unseres Aufenthalts an den Falklands-Inseln.
    Ob dieser Sturm längere Zeit andauern sollte, hätte auch der beste »Weather-wise«, der erfahrenste Wetterprophet nicht zu sagen vermocht. Vierundzwanzig Stunden, zwei Tage, drei Tage lang, man weiß nie, wie viel grobes Wetter einem die südlichen Meere bringen.
    Eine Stunde nach dem Aufspringen des Unwetters wechselten Graupel-und Hagelschauer mit Regenfällen und Schneetreiben unablässig ab. Die Temperatur war jetzt nämlich ziemlich niedrig. Das Thermometer zeigte nicht mehr als sechsunddreißig Grad Fahrenheit (+2·22° Celsius) und auch die Quecksilbersäule des Barometers stand auf 26 Zoll 8 Linien (721 Millimeter).
    Es war zehn Uhr des Abends – ich muß dieses Wort gebrauchen, obgleich die Sonne noch immer über dem Horizonte stand. Jetzt fehlten ja nur noch vierzehn Tage bis zu dem Zeitpunkte, wo sie den höchsten Mittagsstand in ihrem Jahreslaufe erreichte, und dreiundzwanzig Grade vom Pole fielen zur Stunde ihre schrägen, wärmelosen Strahlen noch über das weite Polarbecken.
     

    Ich erkannte eine Masse, welche die Luft durchschnitt. (S. 172.)
     
    Um zehn Uhr fünfunddreißig Minuten verdoppelte sich die Wuth des Sturmes.
    Ich konnte mich nicht entschließen, meine Cabine aufzusuchen, und flüchtete mich zum Schutze nur hinter das Ruff.
    Der Kapitän Len Guy und der Lieutenant standen nicht weit von mir in ernstem Gespräche. Bei dem Donnern der Elemente konnten sie ihre Worte gewiß kaum hören; Seeleute verstehen einander aber schon durch Zeichen und Winke.
    Es lag klar auf der Hand, daß die Goëlette jetzt nach den Eismassen im Südosten zu abtrieb und diese, da sie sich langsamer als das Schiff bewegten, zuletzt erreichen mußte. Eine doppelt schlechte Aussicht, die uns aus dem Wege verschlug und obendrein mit einem furchtbaren Zusammenstoß bedrohte. Das Rollen war inzwischen so stark geworden, daß wir für die Masten fürchten mußten, denn deren Top beschrieb jetzt erschreckend weite Bogen. Während des Schloßenfalls konnte man die »Halbrane« für zerschnitten in zwei Theile halten. Vom Vordertheile nach dem Hintertheile zu vermochte keiner etwas zu erkennen.
    Bei einem gelegentlichen freieren Ausblick sah man, wie furchtbar aufgeregt das Meer war und wie wüthend und schäumend es gegen den Fuß der Eisberge, als wären es Uferklippen, anprallte und diese bei dem herrscheden Winde mit Wasserstaubwolken verhüllte. Die Zahl der treibenden Blöcke hatte auch zugenommen; das ließ erwarten, daß der Sturm den Eisaufbruch beschleunigen und die Grenze des Packeises leichter

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